Persönliche Glaubenssätze als Schlüssel zum Erfolg

Wer erfolgreich sein will, muss nur "positiv" denken. An dieser Geschichte ist durchaus etwas dran, nur ist sie leider nicht so einfach, wie es uns die Ratgeberliteratur seit Jahren zu suggerieren versucht. Vielmehr ist es so, dass die meisten von uns falsche Leitsätze mit sich herumschleppen und dadurch den eigenen Erfolg torpedieren. Es wird Zeit, den unsichtbaren Ballast wieder loszuwerden und sich selbst neu zu programmieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Unsere persönlichen Glaubenssätze bestimmen maßgeblich mit, wie sich unsere berufliche Karriere entwickelt: das Bild, dass wir selbst von uns haben, macht uns stark und verleiht uns Flügel oder bremst uns kurz vor Erreichen des erhofften Ziels ganz brutal aus. Zum Glück lassen sich die Glaubenssätze "umprogrammieren". Dafür muss man sich zunächst allerdings bewusst werden, welchen "beliefs" man eigentlich anhängt.

Immer wieder trifft Managementtrainerin Andrea Schottelius in ihrer Praxis auf Fälle, in denen der Betroffene völlig irritiert darüber ist, dass seine Karriere plötzlich ins Stocken geraten ist und zwar ohne, dass es einen ersichtlichen Grund dafür gibt. Der Mitarbeiter ist tüchtig, arbeitet grundsätzlich länger als die Kollegen, zeigt sich hilfsbereit, übernimmt gerne Verantwortung, ist loyal – und befördert wird doch immer nur ein anderer. Natürlich kann es sein, dass der Mitbewerber tatsächlich der bessere Kandidat für den Posten war. Häufen sich solche Fälle allerdings, dann muss man davon ausgehen, dass es nicht nur an den "Umständen" gelegen hat, sondern auch etwas mit uns persönlich beziehungsweise mit unserer persönlichen Einstellung zu tun hat.

"Wer von vornherein für seine Leistungen und Möglichkeiten – bewusst oder unbewusst – Grenzen annimmt, wird diese nur selten sprengen können. Konkreter: Wer sich selbst als unbedeutend einschätzt, wird kaum etwas anderes sein. Unsere eigenen, unbewussten Annahmen beeinflussen unser Verhalten – und damit auch den individuellen Erfolg. Die innere Haltung ist maßgeblich dafür mitentscheidend, ob uns ein Vorhaben gelingt oder nicht", erklärt Andrea Schottelius.

"Glaubenssätze", "beliefs", "Leitsprüche", "innere Einstellung" – für das, was uns beflügeln oder ausbremsen kann, gibt es viele Namen. Allerdings sind diese Dinge nicht so leicht zu ändern und zu steuern, wie man uns vielerorts einreden will. Denn Glaubenssätze entstehen nicht von heute auf morgen und lassen sich deshalb auch nicht so leicht wieder verändern. Die meisten dieser Leitsprüche haben wir von Bezugspersonen wie unseren Eltern und Lehrern übernommen, später kamen sich wiederholende Erfahrungen hinzu. Sind diese Leitsätze positiv ("ich kann alles schaffen"), geben sie uns Kraft und helfen uns, besser mit Rückschlägen und Enttäuschungen umzugehen. Sind sie jedoch negativ ("aus Dir wird eh nichts"), wirken sie wie ein Knüppel, der uns zwischen die Beine geworfen wird: im entscheidenden Moment rudern wir zurück, machen elementare Fehler, sabotieren uns selbst. Da die meisten Leitsätze aus unserer Kindheit stammen, haben wir sie ganz tief in uns drin abgespeichert, als Jugendliche oder Erwachsene nicht mehr "überprüft" – dennoch beeinflussen sie weiterhin unser Leben.

Ein Beispiel: Die IT-Berater einer großer Firma werden zu einem Verkaufstraining gebeten. Ein renommierter Coach soll die eigentlichen Spezialisten fit machen, um auch bei der Neukundengewinnung ab sofort einsetzbar zu sein. Um Umsatz zu generieren, sei es in heutigen Zeiten unerlässlich, nicht nur als technischer Spezialist zu arbeiten, sondern auch potentielle Kunden anzusprechen und die eigenen Produkte zu "verkaufen".

Wolfgang, einer der angesehensten IT-Berater, nimmt auch an dem Verkaufs-Training teil. Sein Feedback am Ende des Seminars ist positiv. Er gibt an, viel Neues gelernt zu haben. Hoch motiviert nimmt er jetzt verschiedene Kundentermine war. Die Gesprächspartner signalisieren Interesse. Doch obwohl Wolfgang "alles richtig" macht, kommt es zu keinen nennenswerten Ergebnissen. Nach längerem Nachdenken wird Wolfgang bewusst, dass er eigentlich nie Verkäufer sein wollte. "Immer nur an den Abschluss denken", wenn das sein Ziel wäre, hätte er sich dann nicht schon viel früher im Außendienst beworben? Nein, er versteht sich als technischer Berater des Kunden und nicht als Verkäufer.

"Durch eine solche kritische Haltung blockiert sich der Betreffende selbst und es gelingt ihm nicht, die Inhalte des Verkaufstrainings erfolgreich umzusetzen", erklärt Andrea Schottelius. Ganz anders ergeht es den übrigen Teilnehmern des Seminars: sie verstehen sich zwar auch nicht als geborene Verkäufer, aber irgendwie klappt es, mit Hilfe des Gelernten gute Verkaufsergebnisse zu erzielen.

(Bild: Andrea Schottelius)

Andrea Schottelius ist ausgebildete Juristin, Karriere- und Managementberaterin und Systemische Beraterin. Sie hat leitende Tätigkeiten in nam- haften Personalberatungen mit internationaler Ausrichtung ausgeübt, eine psychologische Zusatzausbildung absolviert und arbeitet heute selbstständig als Coach, Beraterin und Trainerin in Hamburg.

Was heißt das für unser aller Berufsalltag? Die zentrale Frage muss lauten: Was ist es, das mich hindert? Sind es vielleicht meine Gedanken, die mich nicht fortschreiten lassen? Dazu die Hamburger Managementberaterin Andrea Schottelius: "Oft verfestigen sich solche inneren Haltungen ganz unbewusst: Ziele im Berufs-, aber auch im Privatleben, werden nicht erreicht, ohne genau zu wissen, warum eigentlich nicht. Deshalb: Genau hinsehen, in sich hineinhören." Denn einer der schwierigsten Punkte auf dem Weg zur Veränderung sei es, die hinderlichen Glaubenssätze erst mal zu enttarnen, sich ihrer bewusst zu werden. Habe man die "limiting beliefs" gefunden, ist der schwerste Schritt geschafft, so die Hamburger Beraterin. Denn jetzt weiß man, welche Punkte man genauer betrachten sollte. Das ist etwas anderes, als das vielerorts propagierte positive Denken. Natürlich ist es wichtig, trotz aller widrigen Umstände an sich zu glauben. Aber das müssen viele von uns erst mal wieder lernen und dafür müssen sie erkennen, was sie bislang eigentlich daran gehindert hat. "Viele unserer Annahmen sind Relikte unserer Kindheit, Jugend oder Ausbildung. Doch Vorzeichen verändern sich, was früher galt, muss heute nicht mehr richtig sein. Allein das Bewusst-Machen solcher "beliefs" kann ganz neue Perspektiven schaffen", so Andrea Schottelius.

Um Glaubenssätze zu verändern, muss man sie also zunächst identifizieren. Gute Hinweise liefern Situationen in denen wir von Dingen sprechen, die angeblich "alle" so sehen, denen wir eine allgemeine Gültigkeit zuschreiben. Auch sollte man auf die eigenen Reaktionen und Gedanken achten, wenn andere solche Verallgemeinerungen benutzen. Fragen Sie sich selbst, welche Botschaften und Werte Ihre Eltern Ihnen mitgegeben haben und ob diese heute noch Gültigkeit haben – und in Ihrem Leben haben sollten. Sind die Glaubenssätze aufgedeckt, geht es darum, sie zu überprüfen und an ihnen zu arbeiten. Hierbei kann man sich auch alleine auf diesen Weg machen, allerdings ist es durchaus sinnvoll, sich externe Unterstützung, etwa bei einem professionellen Coaching, zu holen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)