Quizfrage: Wer ist der profitabelste Handy-Hersteller?

Dass Apple nur zwei Jahre nach dem Start bereits auf einen weltweiten Marktanteil von fast acht Prozent bei Mobiltelefonen kommt, ist für sich schon beachtlich. Dass Apple aber von allen Anbietern den höchsten Gewinn erzielt, ist eine Meisterleistung.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Geschäftsführer von Nokia Deutschland,

ich hätte Sie gerne mit Ihrem Namen angesprochen. Wenn ich ihn nur wüsste! Da ich nicht tagtäglich mit Nokia zu tun habe, weiß ich gar nicht, wie der aktuelle Chef von Nokia Deutschland heißt. Doch so etwas ist ja heutzutage kein Problem, man geht in solchen Fällen einfach auf die Internetseite der betreffenden Firma und schaut im Impressum nach. In der Regel findet man direkt auf der Startseite einen Button "Impressum", und wenn man den klickt, öffnet sich eine Seite mit Firmenadresse, Namen des Geschäftsführers und ein paar weitere Angaben, die unser Gesetzgeber verlangt. Doch bei Nokia ist das anders. Nokia hat auf ihrer Seite kein Impressum, ich zumindest habe es trotz intensiver Suche nicht gefunden. Und wenn es doch eins geben sollte, dann ist es wirklich gut versteckt.

Aus Sicht des Kunden, der etwas über Nokia wissen will, ist das ärgerlich. So etwas ist einfach nicht besonders benutzerfreundlich. Und damit bin ich bei meinem eigentlichen Thema: Kundenorientierung. Wie gut stellen sich Mobiltelefongerätehersteller auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden ein? Und wie schlägt sich das in Marktanteil und Gewinn der jeweiligen Anbieter nieder?

Das Marktforschungsunternehmen Bernstein Research hat soeben eine Analyse über die wichtigsten Anbieter im Handy-Markt veröffentlicht. Sehr interessantes Material, wenn Sie mich fragen. Auf den ersten Blick steht Nokia gar nicht mal so schlecht da. Im ersten Halbjahr 2009 liegt den Angaben zufolge der weltweite Marktanteil von Nokia, gemessen am Umsatz, bei knapp 26 Prozent und der Anteil am Gewinn der Branche bei 24 Prozent. Der zweitgrößte Anbieter Samsung kommt auf einen wertmäßigen Marktanteil von 18,6 Prozent und am Gewinn von 16 Prozent, der drittstärkste Anbieter RIM (Blackberry) kommt auf einen Marktanteil von 10,6 (Umsatz) bzw. 17,8 Prozent (Gewinn), LG als Nummer 4 kommt auf 9,9 Prozent (Umsatz) bzw. 7,4 Prozent (Gewinn).

Die Nummer 5 im weltweiten Mobiltelefonmarkt ist Apple, das Unternehmen also, das erst Anfang 2007 in den Mobiltelefonmarkt eingestiegen ist. Dass es der einstige reinrassige PC-Hersteller in dieser kurzen Zeit geschafft hat, einen Marktanteil von 7,7 Prozent (Umsatz) zu erreichen und so etablierte Hersteller wie Motorola und Sony Ericsson hinter sich zu lassen, ist schon an sich eine bemerkenswerte Leistung. Aber jetzt kommt´s: Wenn man den Gewinn als Maßstab nimmt, steht Apple sogar ganz oben auf dem Treppchen. Kein anderer Handy-Hersteller macht den Analysen der Marktforscher von Bernstein Research zufolge so viel Gewinn wie Apple. Der Marktanteil der Kalifornier, bezogen auf den Gewinn der gesamten Branche, liegt bei 25,5 Prozent, und das, wie gesagt, bei einem Umsatzanteil von nur 7,7 Prozent. Nokia kommt auf 24,1 Prozent Gewinn-Marktanteil, muss dafür aber mehr als drei Mal so viel Umsatz machen. Bei den anderen Herstellern sieht es ähnlich oder noch viel schlechter aus, Motorola und Sony Ericcson sind sogar massiv defizitär.

Liegt der Grund für diese beeindruckende Marktstellung von Apple darin, dass die Amerikaner einfach ein besseres Näschen dafür haben, was Kunden begeistert und wofür sie ihr sauer verdientes oder gespartes Geld ausgeben als die Konkurrenz, wie der Kollege Thorsten Riedl von der Süddeutschen Zeitung meint? Vermutlich ist es so. Es ist diese Mischung aus Design, einfacher Handhabung, im Hintergrund laufender technischer Features und dem Apple-Image, was die Geldbörsen öffnet. Und wenn man das beherrscht, auch dafür ist Apple der Beweis, kann man bei jedem verkauften Gerät eine Wertschöpfung erzielen, von der die Konkurrenz nur träumen kann.

Schlecht für Sie, lieber Geschäftsführer von Nokia Deutschland, noch vor wenigen Jahren hatte Nokia hierzulande die Position inne, die nun Apple hat. Nokia war Kult, vor allem bei den Jungen und den Junggebliebenen. Es gab dazu keine wirkliche Alternative. Diesen Kultstatus hat Nokia weitgehend verloren.

(Da mir die Sache mit dem fehlenden Impressum auf der Nokia-Homepage keine Ruhe ließ, habe ich gestern Abend noch mal den Rechner angeworfen und gesucht. Ein Impressum habe ich nach wie vor nicht gefunden, aber etwas anderes, was sich "Anbieterkennzeichnung" nennt. "Anbieterkennzeichnung"! Was ist das denn für ein Wort?! Da kann sich doch niemand etwas drunter vorstellen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Nokia nicht mehr cool ist, dann haben wir ihn hier. Denn "Anbieterkennzeichnung" klingt total d-markig, verstaubt und veraltet, klingt nach Behörde und Schwarzweiß-Fernsehen. Aber egal, jetzt weiß ich wenigstens, wie der aktuelle Geschäftsführer von Nokia Deutschland heißt: immer noch Klaus Goll. Interessant am Rande: Als Firmensitz ist noch immer Bochum eingetragen.)

Beste Grüße

Damian Sicking

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