Systemhausgruppe TDMi: Wird jetzt alles gut?

Die Veränderungen im Vorstand der Systemhausgruppe TDMi (Arxes, Becom, Comparex, Inforsacom) sind überfällig. Die Integration der vier operativen Einheiten ist noch längst nicht geschafft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Neuer TDMi-Chef Detlef Linde

(Bild: TDMi)

Lieber neuer TDMi-CEO Detlef Linde,

endlich passiert etwas beim Systemhaus TDMi AG. Zwar zunächst einmal nur in der Vorstandsetage, aber wir verbinden damit durchaus die Hoffnung auf weite reichende spürbare Bewegungen. Die wichtigste Maßnahme ist zweifelsohne die, dass Sie, lieber Herr Linde, mehr Verantwortung übernehmen. Bisher hatten Sie die Rolle des COO und damit die der Nummer 2 inne und waren außerdem Vorstandsmitglied der niederländischen Muttergesellschaft TDM Holding N.V. in Naarden. Ungewöhnlich: Der bisherige CEO Hans-Jürgen Bahde scheidet nicht wie sonst meist üblich aus dem Unternehmen aus oder wird in eine europäische Funktion weggelobt (gibt’s bei Ihnen ja auch nicht), sondern bleibt als einfaches Vorstandsmitglied an Bord. Als Verstärkung kommen die beiden ehemaligen Magirus-Vorstände Axel Feldhoff (als COO) und Claus Niedworok (CFO) hinzu.

So weit die Fakten. Die uns brennend interessierende Frage lautet natürlich: Wozu? Warum machen Sie das? Was ist der Sinn der Übung? Die brutale Antwort lautet: Weil der bisherige CEO Bahde es nicht gebracht hat. Deshalb wird er entmachtet. Aber weil Bahde offenbar nicht allein verantwortlich ist, dass man mit der TDMi noch nicht da steht, wo man eigentlich stehen wollte, und weil Bahde auch gut reden kann, darf er im Vorstand bleiben und die Zuständigkeit für Investor und Public Relations übernehmen. Feldhoff braucht man dann natürlich als Mann für´s Grobe (Tagesgeschäft), und Niedworok ersetzt den bisherigen Ersatzspieler auf dem Sessel des Finanzchefs, Max Brus.

Lieber Herr Linde, endlich passiert etwas bei TDMi. Denn aus meiner Sicht ist die TDMi-Gruppe noch immer – freundlich gesagt – ein wenig unorganisiert. Von einem gemeinsamen Vorgehen der vier Schwesterunternehmen – Arxes, Becom, Comparex und Inforsacom (ex-Morse) – ist wenig zu spüren. Mir jedenfalls kommt es so vor wie in dem Song "Mein Ding" von Udo Lindenberg. Darin heißt es: "Ich mach mein Ding, egal was die ander´n sagen. Ich geh meinen Weg, ob grade, ob schräg, das ist egal. Ich mach mein Ding, egal was die ander´n labern. Was die Schwachmaten einem so raten, das ist egal. Ich mach mein Ding."

Was bei Udo zum Erfolg führte, kann bei TDMi natürlich nicht so bleiben. Ihr Vorgänger Bahde hat immer nur mit vielen Worten von der Integration geredet – aber er hat sie nicht hinbekommen. In der Pressemitteilung über die Vorstandsveränderungen sagen Sie genau dieses, sie benutzen nur andere Wörter. Ich darf Sie mal zitieren. "Die Integration der TDMi AG macht gute Fortschritte", sagen Sie da. Das heißt in der Übersetzung, dass die Integration noch immer nicht beendet ist und ein Ende auch noch nicht sichtbar ist, sonst hätten Sie etwas von "steht kurz bevor" oder so was in der Art gemurmelt. Weiter sagen Sie: "Die Zusammenführung von vier Leistungsorganisationen braucht große Aufmerksamkeit im Detail, damit der Vorteil der neuen Organisation auch wirklich beim Kunden ankommt." Übersetzung: Bahde war mit dieser Detailarbeit überfordert, und wir glauben auch nicht mehr, dass er es hinkriegt. Weiter: "Bei einem Multi-Vendor-Partner wie der TDMi AG entsteht leicht interner Wettbewerb um Konzepte: Die reduzierten Budgets der Kunden verpflichten uns besonders, Lösungen zu finden, deren Kapazität den Kundenbedürfnissen optimal angepasst ist." Übersetzung: Es kann nicht so weitergehen, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und dem anderen in dieselbe hineinspuckt.

Neben der Integration der vier Schwesterfirmen gibt es weitere Baustellen, zum Beispiel die Finanzkommunikation. Zur Zeit ist dies ein schwarzes Loch. Der aktuellste Quartalsbericht der börsennotierten Firma TDMi (Wertpapierkennnummer: 509800) bezieht sich auf das erste Quartal des Jahres 2008. Auf der Homepage der Deutschen Börse bekommt man unter der Überschrift "Jahresfinanzbericht 1. 11. 2007 bis 31. 10. 2008" lediglich den Geschäftsbericht des Jahres 2007. Im Februar dieses Jahres wich TDMi-CEO Bahde der Interview-Frage nach konkreten Geschäftszahlen mit der Bemerkung aus: "Als börsennotierte Aktiengesellschaft werden wir die Geschäftszahlen in absehbarer Zeit veröffentlichen." Wie gesagt, das war im Februar. Bis heute habe ich keine entsprechende Veröffentlichung gesehen. Sie? Irritierend auch: Noch immer öffnet sich auf den einschlägigen Wirtschaftsseiten nach der Eingabe der WKN 509800 die "Arxes Network Communication Consulting AG" (Aktienkurs gestern: 0,92 Euro, Firmenwert, 13,3 Millionen Euro!).

Aus unserer Sicht sind bei der TDMi in den vergangenen Monaten viele Sachen liegen geblieben. Jetzt sind wir natürlich schon sehr gespannt, wie sich die Veränderungen im Vorstand nun in der Praxis auswirken werden. Das Potenzial der Gruppe ist nach wie vor erheblich. Mal sehen, ob es Ihnen und Ihren Kollegen gelingt, mehr daraus zu machen.

Beste Grüße

Damian Sicking

Und hier die Antwort von TDMi-Vorstand Detlef Linde.

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale. ()