Unternehmer sind anders – Manager aber auch

Unternehmer haben generell ein besseres Image als angestellte Manager. Dem liegt oftmals ein unfairer Vergleich zugrunde, ähnlich dem zwischen einem süßen Apfel und einer verfaulten Birne.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Unternehmer und Hees-Bürowelt-Chef Manfred Leipold,

Unternehmer sind Manager, denen der Betrieb gehört. So kann man vielleicht kurz und knapp eine Definition des Unternehmers geben wie zugleich auch die Abgrenzung zum angestellten Manager herausstellen. Unternehmer, die nicht selber managen, sind Investoren. Wer mehr über die Unterschiede zwischen einem Unternehmer und einem angestellten Manager erfahren möchte – auch über das Innenleben –, dem sei der Kauf der November-Ausgabe der Zeitschrift Capital empfohlen. Denn darin befinden sich zwei sehr lesenswerte Interviews. Das eine wurde mit dem Unternehmer und "Schraubenkönig“ Reinhold Würth geführt, das andere mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG, Kai-Uwe Ricke. Um diesen Unterschied zwischen Unternehmer und Manager zu verdeutlichen, reichen drei Sätze, einer von Ricke, zwei von Würth.

Zunächst die zwei Sätze von Würth: "Das Unternehmen ist für mich wie meine elektrische Eisenbahn. Es war mir immer eine Freude, wenn ich noch zwei Päckchen Weichen kaufen konnte und damit einen neuen Strang bauen konnte.“ Interessant, nicht wahr? Die Firma als Spielzeug des Unternehmers. Damit verbunden die totale Macht (üblicherweise "Gestaltungsfreiheit“ genannt). Was Würth will, wird gemacht. Ganz anders dagegen der ehemalige Telekom-Chef Ricke. Er sagt: "Ich war in meinem Leben noch nie so unfrei wie in den letzten Jahren bei der Telekom.“ Was für ein fundamentaler Unterschied: Absolute Freiheit hier, absolute Unfreiheit dort. Während für den Unternehmer die Firma, die er anführt, die elektrische Eisenbahn ist und er quasi eine gottähnliche Rolle ausübt, ist der angestellte Manager lediglich eine Figur (Marionette) auf dem Spielzeugbrett, quasi der "Spielzeugeisenbahnchef“. Die Unterschiede in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten sind nicht nur graduell, sondern substanziell verschieden.

Was Unternehmer und angestellter Manager wiederum gemeinsam haben, ist das schlechte Image in der breiten Bevölkerung. Im Zuge der Wirtschaftskrise hat es sich nicht gerade verbessert. Allerdings stehen Manager in der Gunst der Bürger noch tiefer als Unternehmer. "Unternehmer sein“ gilt bei vielen per se als ehrenhafter, Unternehmer werden im Vergleich zum Manager als die besseren Menschen angesehen und daher gnädiger beurteilt; vor allem wohl deshalb, weil sie mit ihrem eigenen Vermögen ins Risiko gehen und damit haften, wenn es schief geht. Die Manager dagegen, das sind in den Augen vieler Außenstehender nur die angestellten Söldner, die zuallererst ihr eigenes Interesse im Auge haben und nicht das Wohl der Firma, und die auch noch eine dicke Abfindung kassieren, nachdem sie den Laden in die Grütze gefahren haben.

Diese Einstellung ist aufgrund der zahlreichen negativen Fälle von gescheiterten und dennoch abkassierenden Managern, über die die Medien berichtet haben, bis zu einem gewissen Grad verständlich. Aber sie ist gleichzeitig leicht naiv und – schlimmer noch – auch zutiefst unfair. Denn dieser Haltung liegt ein unzulässiger Vergleich zugrunde. Es wird nämlich immer dem guten, erfolgreichen und ehrbaren Unternehmer der schlechte, erfolglose und korrupte Manager entgegengesetzt. Klar, dass dann der Manager schlecht aussieht.

Das ist wie der Vergleich zwischen einem Apfel und einer Birne. Ich bin zwar durchaus der Meinung, dass man Äpfel und Birnen miteinander vergleichen kann (zum Beispiel hinsichtlich der Frage, was gesünder ist, was besser schmeckt, was mehr Kalorien hat etc.). Aber sinnvoll und korrekt ist wohl nur der Vergleich zwischen einem guten Apfel und einer guten Birne. Niemand käme ernsthaft auf den Gedanken, einen faulen Apfel mit einer wunderbar reifen und glänzenden Birne zu vergleichen. Das wäre ja auch grotesk. Aber beim Vergleich des Unternehmers mit dem Manager wird genau das getan. Man nimmt den guten Unternehmer und setzt ihm den schlechten Manager gegenüber. Dass es auch sehr viele schlechte Unternehmer gibt, die ihre Mitarbeiter wie ihre Leibeigenen behandeln, die von Betriebswirtschaft wenig Ahnung haben und die es mit der (Arbeits-) Moral nicht so genau nehmen, wird dabei genauso unterschlagen wie dass es sehr viele Manager gibt, die hochkompetent, professionell und charakterlich vorbildlich ihr Amt ausführen. Fair und richtig also wäre es, immer nur die guten Unternehmer mit den guten Managern zu vergleichen.

Aber gut, das nur am Rande. Sie, lieber Herr Leipold, sind ja wie Reinhold Würth ebenfalls Unternehmer. Betrachten Sie die Hees Bürowelt GmbH ebenfalls als ihre Spielzeugeisenbahn?

Beste Grüße

Damian Sicking

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