Warum sollen Freiberufler beim stationären Handel kaufen?

Was früher der Retailer, ist heute immer mehr der Etailer. Und wie früher der Retailer dem stationären Fachhandel Konkurrenz machte, so heute der Etailer. Aber vielleicht stört das den stationären Handel gar nicht so sehr.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Münchener Fachhändler Reinhold Schulz,

der Potsdamer Etailer Notebooksbilliger.de hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 57 Prozent steigern können, sein kleinerer Konkurrent Home of Hardware (HoH) um 65 Prozent, und Cyberport immerhin noch um 21 Prozent. Wie stark ist der Umsatz des Bürozentrums Schulz im vergangenen Jahr gestiegen?

Warum frage ich Sie das? Ist das nicht Äpfel und Birnen vergleichen? Auf der einen Seite die Internet-Shops mit ihren vermeintlichen Billigangeboten und auf der anderen Seite das Münchener Fachhandelsunternehmen mit langer Tradition – das passt doch nicht!. Ja klar ist das irgendwo Äpfel mit Birnen vergleichen, aber Sie, lieber Herr Schulz, stehen mit denen in Konkurrenz - mit einer Notebooksbilliger.de, mit einer HoH, mit einer Cyberport.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums über 950.000 Selbstständige in den freien Berufen (Stand: 2006). Viele davon sind Einzelkämpfer und arbeiten in kleinen Bürogemeinschaften. Haben Sie sich schon mal gefragt, wo diese Freiberufler ihr IT-Equipment kaufen? Nun, ich weiß es auch nicht, unterschiedlich wahrscheinlich. Aber ich kann Ihnen sagen, wo ich vor einem Monat mein Notebook gekauft habe: bei Ihnen! Jawohl, beim Bürozentrum Schulz in München. Warum? Weil ich als frisch gebackener Freiberufler gedacht habe: Wer sein Notebook als Arbeitsmittel nutzt, sollte bei einem Anbieter kaufen, der tagein, tagaus mit solchen Leuten zu tun hat und diese Zielgruppe adressiert.

Ich weiß nicht genau, mit welchen Erwartungen ich dann Ihr Geschäft in der Dachauer Straße hier in München betreten habe, aber ich weiß noch genau, mit welchem Gefühl ich es verlassen habe: Enttäuschung. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Ich habe zwar ein Notebook bei Ihnen gekauft, aber im Anschluss habe ich mir gedacht, dass ich genauso gut bei einem der genannten Etailer hätte bestellen können. Genau genommen sogar besser, denn ich hätte für ein vergleichbares Gerät deutlich weniger ausgeben müssen, ein Auslaufmodell, okay, aber who cares? Auf jeden Fall wäre es für mich deutlich bequemer gewesen. Denn ich war insgesamt zwei Mal bei Ihnen (einmal zum Bestellen und einmal zum Abholen, insgesamt rund 30 Kilometer), und das Betriebssystem musste ich auch selber aufspielen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich beschwere mich nicht. Sicher ist der Kunde Damian Sicking für Sie ein kleiner Fisch. Vielleicht können Sie auf solche Kunden wie mich auch gerne verzichten. Ich weiß es nicht. Was ich dagegen weiß, ist, dass ich aus dieser Erfahrung für meinen nächsten Einkauf gelernt habe. Wenn ich beim Etailer dieselbe Leistung bekomme wie bei Ihnen, diese Leistung mich aber deutlich weniger kostet, dann liegt die Entscheidung, wo ich kaufe, sicher auf der Hand. Und ich denke, anderen Freiberuflern geht es ähnlich. Das werden Sie sicher nachvollziehen können.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking ()