Wie strategisch ist das Drucker-Business für Samsung noch?

Tintendrucker kommen bei Unternehmen und Behörden immer besser an. Vor allem Epson- und HP-Partner freuen sich über eine deutlich zunehmende Akzeptanz dieser Geräte bei klassischen Laserdruckerkunden. Anbieter, die hier nichts zu bieten haben, geraten in Zugzwang. Wie zum Beispiel Samsung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Hans Wienands, Senior Vice President bei Samsung in Schwalbach,

Samsung-Manager Hans Wienands

(Bild: Samsung )

vor kurzem sorgte das Ausscheiden von Jürgen Krüger, dem Samsung-Druckerchef, für reichlich Diskussionen in der Szene. Vor allem über die möglichen Gründe seines überraschenden Abgangs gab es viele Mutmaßungen. Offiziell wurde dazu ja nichts gesagt, und in solchen Fällen schießen die Gerüchte immer ins Kraut. Die einen sagen, die Ziele für die Drucker-Division seien so hoch gesetzt, dass selbst ein Jürgen Krüger sie nie nicht erreichen konnte. Andere glaubten eher, dass Herr Krüger einem der koreanischen Topmanager auf den Schlips getreten sei oder ihn nicht unterwürfig genug gegrüßt habe. Oder beides?

Was die Ziele und ihre Erreichung betrifft, so war Krüger in den sechs Jahren seines Wirkens ja nicht unerfolgreich. Sonst hätte er schon viel früher seinen Hut nehmen müssen. Allerdings wird der Job mit seiner Andauer nicht einfacher. Denn es liegt im Wesen der Koreaner, immer mehr zu wollen: Mehr Absatz, mehr Umsatz, mehr Marktanteile. Da ist es natürlich besonders wichtig, dass man exakt die Produkte im Angebot hat, die der Markt fordert. Ist das aktuell bei Samsung der Fall? Die Frage ist, ob sich Samsung mit seinem Fokus auf die Lasertechnologie nicht selbst ein Bein gestellt hat.

Denn inzwischen entdecken immer mehr Geschäfts- und Behördenkunden die Vorzüge der Tintentechnologie, die im Bereich der Business-Anwender vor allem von Epson ("Bye, Bye Laser!“) und HP angetrieben wird. Epson- und HP-Partner jubeln darüber, dass die traditionellen Laserdruckeranwender aus Unternehmen und Behörden ihnen die Tintendrucker derzeit geradezu aus den Händen reißen. Die Kunden seien begeistert, heißt es, begeistert von den erstklassigen Druckergebnissen inklusive Dokumentenechtheit, von der hohen Geschwindigkeit, von den geringen Unterhalts- und Anschaffungskosten und davon, dass sie sich über gesundheitsgefährdende Schadstoffemissionen (Feinstaub) keine Sorgen machen müssten. Ein HP-Partner erzählte mir, dass er sich von einem seiner Kunden den nicht ganz ernst gemeinten Vorwurf habe anhören müssen, warum er ihm solche Geräte nicht schon früher angeboten habe. "Na, weil es sie noch nicht gab“, hatte er zu seiner Verteidigung lediglich anführen können.

Epson-Geschäftsführer Henning Ohlsson freut sich ebenfalls über die zunehmende Akzeptanz seiner Workforce Pro-Printer und läßt von seiner Presseabteilung eine Erfolgsmeldung nach der anderen verbreiten.

Blöd ist diese Entwicklung natürlich für diejenigen Druckeranbieter, die auf diesem Gebiet nichts zu bieten haben. Die blicken in die Röhre. Weil sie alles auf die Karte Laser gesetzt haben. So wie eben die Firma Samsung. Da tut man sich dann eben schwer, Absatz- und Marktanteilsziele zu erreichen.

Aber gut, machen wir uns nichts vor: Das Druckergeschäft ist für Samsung ohnehin nur ein Zubrot, ein Nebenschauplatz. Die Musik spielt ganz woanders: Im Smartphone- und Tablet-Bereich. Es stellt sich durchaus die Frage, welche strategische Bedeutung das Druckerbusiness für Samsung überhaupt noch hat. Vor allem wenn sich der Markt jetzt von Laser zu Tinte bewegt und man hier erst einmal investieren müsste, um der enteilten Konkurrenz zu folgen. Ich jedenfalls wäre nicht überrascht, wenn aus Korea in absehbarer Zeit die Meldung zu uns käme, dass sich Samsung aus dem Druckermarkt zurückzieht. Oder aber die Koreaner blasen noch einmal richtig zum Angriff, dann müssten sie indes noch einmal tief in die Tasche greifen. Dass sie das können, wissen wir. Nur eine Option scheint mir in Bezug auf das Druckergeschäft nicht zu bestehen: So weitermachen wie bisher.

Beste Grüße!

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale ()