Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter rückläufig

Laut Analysen von Creditreform und DIHK gehen die Insolvenzen zurück, die Firmengründungen aber auch – und die Geschäftskonzepte werden schlechter.

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Von
  • Marzena Sicking

Spürbare Entspannung: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen geht deutlich zurück

(Bild: Creditreform)

Der "kraftvolle Aufschwung" hat den Unternehmen in Deutschland laut einer aktuellen Erhebung der Creditreform gut getan: Demnach haben im ersten Halbjahr 2011 insgesamt 14.960 Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Das sind 11,1 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Blickt man in die Details, sind diese aber keineswegs erfreulich: so beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden, der im ersten Halbjahr durch Insolvenzen verursacht wurde, auf 10,4 Milliarden Euro. Schätzungsweise 110.000 Arbeitsplätze sind bedroht. Immerhin: beide Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls deutlich zurückgegangen. Im Handel ging die Zahl der Insolvenzmeldungen um 19,9 Prozent auf 2890 Fälle zurück, im Dienstleistungsgewerbe um 8,5 Prozent auf 8480 Insolvenzen. Das Gros der registrierten Unternehmensinsolvenzen entfällt aber mit insgesamt 56,7 Prozent weiterhin auf den Dienstleistungssektor, der Anteil ist damit gestiegen, während der Handel einen Rückgang von 21,5 auf diesmal 19,3 Prozent verzeichnen kann. In acht von zehn der insolventen Unternehmen waren höchstens fünf Mitarbeiter tätig. Mehr als 50 Beschäftigte gab es lediglich in zwei Prozent der Fälle.

Im ersten Halbjahr 2011 sind laut Creditreform 426.900 Anmeldungen im Gewerbe- und Handelsregister erfolgt. Das wäre ein Rückgang um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (453.500). Dem steht allerdings der etwa zeitgleich veröffentlichte "Gründerreport" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gegenüber: hier wird berichtet, dass in Deutschland derzeit wieder mehr Unternehmen gegründet werden. Das muss kein Widerspruch sein. Eher sind beide Angaben mit Vorsicht zu genießen. Denn die Analyse der Creditreform erfasst nur die Gewerbe- und Handelsregistereinträge, viele Selbständige werden hier gar nicht erfasst. Der Gründerreport bezieht sich wiederum auf Erfahrungsberichte der IHK-Existenzberater. Doch nicht jeder "angehende Unternehmer", der hier Rat sucht, wird tatsächlich auch einer.

Vor allem arbeitslose Gründer haben Defizite bei der Vorbereitung ihres Unternehmertums

(Bild: DIHK)

Ernst zu nehmen ist hingegen die Einschätzung des DIHK, dass vielen dieser Neugründungen das frühe Aus aufgrund von mangelnder Vorbereitung drohe. Denn Unternehmer zu werden, sei für viele einfach nur eine Möglichkeit, der Arbeitslosigkeit zu entkommen – 43 Prozent der arbeitslosen Gründer hätten nicht mal eine klare Geschäftsidee. Entsprechend schlecht seien die Geschäftskonzepte, die aber doch als Basis für Verhandlungen mit Partnern und Banken dienen sollten.

Besonders attraktiv für Unternehmensgründer sind übrigens die Großstädte Berlin und Hamburg. Auf 10.000 bestehende Unternehmen kommen hier 899 bzw. 793 Neueintragungen. Die geringste Gründungsintensität verzeichnen Schleswig-Holstein (497) und Thüringen (491). (Marzena Sicking) / (map)
(masi)