c't Fotografie 5/2016
S. 80
Aufnahmetechnik
Bokeh
Aufmacherbild
Kleinbild-DSLR mit 85 mm f/1.8 | ISO 50 | f/1.8 | 1/3200 s

Bokeh

Unschärfe mit einfachen Mitteln realisieren

Starke Schärfeverläufe lassen Bilder räumlicher wirken, vor allem dann, wenn helle Glanzlichter im Hintergrund strahlen. In der Unschärfe werden diese zu schönen weichen Zerstreuungskreisen und somit zu schönem „Bokeh“. Objektive, die das sehr gut können, sind oft richtig teuer. Wir zeigen neben dem klassischen Handwerkszeug deshalb auch zwei nicht ganz so bekannte Techniken für extremes Bokeh: Die Bokehrama-Technik und Anti-Scheimpflug. Und das Beste: Die Bokehrama-Software ist umsonst und der vorgestellte Scheimpflug-Adapter kostet nicht mehr als ein Abendessen.

Die fotografische Abbildung kann scharfe und unscharfe Bereiche erzeugen und so das Auge des Betrachters führen. Wenn das Motiv scharf und der Hintergrund unscharf ist, scheint das Motiv sich räumlich abzuheben und hervorzutreten. Man spricht dann auch von einer Freistellung des Motivs. Wir erfreuen uns an solchen Bildern besonders, da sie für uns leichter zu lesen sind. Sofort wird klar, was im Bild wichtig ist, was unwichtig, und wie die räumliche Anordnung aussieht. Aber Unschärfe ist nicht gleich Unschärfe. Ist zum Beispiel die Unschärfe nicht ausgeprägt, so wirkt sie nicht wie ein bewusst eingesetztes Stilmittel, sondern eher wie ein fotografischer Fehler.

Unschärfe wird besonders deutlich, wenn sich helle Glanzlichter im Hintergrund befinden. Diese werden dann zu ansehnlichen, großen und weichen Zerstreuungskreisen, oder auch, bei minderwertigen Objektiven, zu unschönen Zwiebelringen, zu Sechsecken oder ähnlichen Formen. Ersteres Erscheinungsbild ist oft gewünscht, wohingegen man die letzteren Effekte eher vermeiden möchte. Diese Erkenntnis hat die Fotografen bewogen, mit dem Begriff „Bokeh“ ein Maß für die Qualität der Unschärfe einzuführen. Objektive mit schönem Bokeh zeichnen sich durch eine angenehm weiche Unschärfe mit großen, weichen und gleichmäßigen Zerstreuungskreisen aus.

Aber seien Sie gewarnt, denn Bokeh kann süchtig machen. Diese Sucht ist zwar nicht für Ihre Gesundheit gefährlich, wohl aber für Ihren Geldbeutel. Für ausgeprägte Bokeh-Effekte taugen qualitativ hochwertige, lichtstarke Objektive am besten, und diese können je nach Brennweite und Lichtstärke richtig teuer sein. Aber keine Angst, auch mit preiswerten Objektiven können Sie ausgeprägte, butterweiche Unschärfeeffekte erzeugen. Es müssen nur die richtigen Optiken sein und Sie müssen sie geschickt einsetzen.