c't Fotografie 5/2016
S. 138
Bildformate
JPEG oder RAW
Aufmacherbild

JPEG ODER Raw

Sind die Unterscheide zwischen dem JPEG aus der Kamera und einer am PC entwickelten Raw-Datei immer noch so groß, dass man in jedem Fall die Rohdaten verwenden sollte? Und lohnt es sich, die vielen Einstellmöglichkeiten in der Kamera zur Bildoptimierung zu nutzen, um die JPEG-Bilder zu optimieren? Autor Michael Jordan geht genau diesen Fragen nach und gibt obendrein am Beispiel einiger Kameramodelle eine qualitative Einschätzung zum Vergleich von JPEG und Raw.

Wer vorurteilsfrei die Frage: „Soll ich JPEG oder Raw fotografieren?“ in einem Forum oder bei einem Fotostammtisch stellt, wird überrascht sein, wie schnell diese Frage die Gemüter erhitzt. In diesem Beitrag möchten wir es etwas ruhiger angehen lassen und möglichst objektiv Vor- und Nachteile beleuchten. Der Blick auf die veränderte Situation bei der Kameratechnik und aber auch bei der Verwendung der Bilder in den letzten Jahren macht deutlich, dass es wichtig ist, diese Frage von Zeit zu Zeit neu zu stellen. Deshalb werfen wir einen Blick zurück, um aufzuzeigen, wie sich die Entscheidung für das eine oder andere Format immer mal wieder gewandelt hat. In einem zweiten Abschnitt zeigen wir auf, welche Möglichkeiten aktuelle Kameras bieten, die Qualität der bereits in der Kamera entwickelten JPEG-Bilder vor der Aufnahme zu verbessern und schauen uns auch die Ergebnisse an. Schließlich vergleichen wir Kamera-JPEG-Dateien mit Raw-Dateien, die mit der Standard-Einstellung entwickelt wurden. Dazu verwenden wir unter anderem Vergleichsaufnahmen aus dem c’t-Labor, die wir mit einer speziellen Methode verarbeiten, sodass die Abweichungen auf einen Blick sichtbar sind.

Früher war alles anders

Seit rund 15 Jahren ist die Digitalfotografie etabliert. In dieser Zeit hat sich die Frage JPEG oder Raw immer mal wieder gestellt – auch unter wechselnden Vorzeichen. Wer um das Jahr 2000 eine professionelle Digitalkamera besaß, hatte in den meisten Fällen Erfahrung in analoger Fotografie gesammelt, doch von Digitalfotografie noch kaum Ahnung. Es gab nur wenige Fachbücher und das Internet steckte im Vergleich zu heute noch in den Kinderschuhen. Fachinformation gab es von Kamera- und Computerherstellern nur in geringem Umfang. Aus diesem Grund wurde im Allgemeinen erst mal nur JPEG fotografiert. Das ging schnell, ersparte die Filmentwicklung und das Vergrößern der Aufnahmen im Labor. Zudem war die Bearbeitung der Bilder am Computer so einfacher und schneller, da kein Raw-Konverter eingesetzt werden musste.