c't Fotografie 3/2019
S. 40
Canon EOS RP und Panasonic Lumix S1R
Aufmacherbild

Test

Vollformat auf neuen Wegen: Canon EOS RP und Panasonic Lumix S1R

Das spiegellose Vollformat hat viele Gesichter. Die zwei jüngsten Vertreter zeigen, wie extrem sich die Kameras mittlerweile unterscheiden. Während Canon seine EOS RP auf günstig und extra kompakt trimmt, legt ausgerechnet der Vollformat-Neuling Panasonic mit der S1R eine bullige Profikamera vor. Wir haben beide Modelle getestet.

Canon EOS RP und Panasonic Lumix S1R sind wie Pony und Mustang, wie Standmixer und Thermomix, wie VW Passat und Mercedes S-Klasse – irgendwie gleich und doch grundverschieden. Beide Systemkameras arbeiten mit einem Vollformatchip und repräsentieren mit ihren unterschiedlichen Ansätzen die noch junge Gattung der spiegellosen Vollformatkameras.

Canon trimmt die EOS RP auf besonders leicht und kompakt, sodass sie von APS-C-Modellen kaum zu unterscheiden ist. Und auch ihr tastenarmes und touch-affines Handling orientiert sich an der EOS-M-Serie. Mit einem Gehäusepreis von etwa 1500 Euro gehört sie aktuell zu den günstigsten Vertretern ihrer Zunft. Panasonics Lumix S1R steht am anderen Ende des Spektrums und fällt mit ihren beeindruckenden technischen Daten auf. Mit 47 Megapixeln schwingt sie sich auf den Auflösungsthron der Vollformat-Spiegellosen und mit ihrem OLED-Sucher mit 5,7 Megapixeln setzt sie ebenfalls Maßstäbe. Dafür spielt sie mit knapp 3700 Euro in der spiegellosen Oberliga für Profi-Fotografen.

Starke Konkurrenz

Die beiden jüngsten Vertreter der spiegellosen Vollformatkameras zeigen zweifelsohne, wie breit das Spektrum hier mittlerweile ist und sie erhöhen den Konkurrenzdruck.

Die Canon EOS RP mag zwar derzeit die günstigste Vollformatspiegellose sein, alternativlos ist sie aber nicht. Panasonic selbst stellt ihr seine Lumix S1 entgegen, die mit einer abgespeckten Auflösung von 24 Megapixeln arbeitet. Sie ist zwar teurer, der EOS RP aber in vielerlei Hinsicht überlegen: So besitzt sie den besseren Sucher, das robustere Gehäuse, gleich zwei Speicherkartenslots und das bewährte DSLR-Handling. Das sind schlagkräftige Argumente, die ambitionierte Amateurfotografen nicht bei einer Kaufentscheidung ignorieren können. Doch Hersteller Canon ist dank seiner DSLR-Familie ein Vollformat-Routinier, Panasonic ein völliger Neuling.

Aber die RP muss sich auch gegen Sonys A7 III und Nikon Z6 beweisen und hier kann sich der Hersteller nicht auf die größere Erfahrung berufen. Im Gegenteil: Sony arbeitet bereits länger an seinem spiegellosen Vollformatsystem und bringt es auf eine beachtliche Zahl an Objektiven, die ohne Adapter an die Kameras passen. Bei Canon sind es gerade vier.

Vertrauen in Vollformat-Neuling?

Auch auf Panasonics S1R lastet der Konkurrenzdruck schwer. Mit Sony A7R III, Canon EOS R und Nikon Z7 stehen ihr mächtige Kontrahenten entgegen, die schon einen Marktvorsprung haben. Und noch weitere Konkurrenten lauern in dieser Auflösungsklasse. Wenn schon knapp 50 Megapixel, warum dann nicht gleich spiegelloses Mittelformat? Auch hier fallen die Preise und schrumpfen die Gehäuse wie Fujifilms GFX50R für knapp 4500 Euro eindrucksvoll beweist.

Canon EOS RP

Mit der EOS RP will Hersteller Canon gezielt Einsteiger zum spiegellosen Vollformat holen. Technisch liegt sie auf Augenhöhe mit der DSLR-Schwester EOS 6D Mark II, die seit Ende 2017 am Markt ist. Wie diese bietet sie eine Auflösung von 26,2 Megapixeln. Beide Bodys werden derzeit zum Preis von 1500 Euro gehandelt. Unterschiede machen sich bei den Kit-Preisen bemerkbar. Zusammen mit dem RF 24-105mm F4 kostet die Spiegellose 2500 Euro, die DSLR ist im Bundle schon für 1900 Euro zu haben. Besonders interessant ist die EOS-RP vor allem für Canon-Fotografen, die schon eine Auswahl an EF-Objektiven besitzen und nun auf spiegellose Fotografie umsteigen wollen. Ein EF-RF-Adapter gehört zu jeder EOS-RP zum Lieferumfang. Die größere Schwester EOS R, die sich technisch an der EOS 5D Mark IV orientiert, bietet vor allem einen Sensor mit höherer Auflösung (30 MP), ein robusteres, größeres Gehäuse und eine professionellere Ausstattung mit hochauflösendem Sucher, Schulterdisplay und mehr Bedienelementen.

Ausstattung und Handhabung