c't Fotografie 3/2019
S. 16
Farbe und Emotionen

Die emotionale Sprache der Farbe

Brauner Schokokuchen lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wäre er grün, wären wir skeptisch. Farben beeinflussen unsere Gefühle und die der Menschen um uns herum. Je nach Kontext erzeugen sie in uns Bilder und Stimmungen. Viele Fotografen nutzen das Stilmittel Farbe bereits sehr bewusst. Als Beispiel dafür betrachten wir Finalisten- und Gewinnerbilder der Sony World Photography Awards. Im Artikel zeigen wir, wie auch Sie in Ihren Bildern Farbe so einsetzen, dass sie die von Ihnen gewünschte Botschaft vermitteln.

Die Intention des Fotografen war ein Spielplatz, der Spielplatz des menschlichen Vorstellungsvermögens. Durch das knallige Gelb wird der Eindruck verstärkt. Es gibt dem Bild aber auch eine Note von Wahnsinn. Bild: Polkadot On Memory Bliss von Hardijanto Budyman, Indonesien, Offener Wettbewerb, Reisen bei den Sony World Photography Awards 2019

Damit die eigenen Aufnahmen dem Betrachter etwas vermitteln, muss ein Fotograf zuerst lernen, sich visuell auszudrücken. Farbe ist ein wichtiger Teil visueller Kommunikation. Sie zu verstehen erweitert den visuellen Wortschatz. Der Reiz der Farbe liegt in ihrer Ambivalenz. Erst der Kontext entscheidet darüber, wie sie wirkt. Für sich allein kann Rot für Liebe und Feuer, aber auch Blut und Gewalt stehen. Grün wird einerseits mit Natürlichkeit und Wachstum, andererseits mit Fremdartigkeit und Gift verbunden. Wenn wir uns über Emotion und die Symbolik von Farben unterhalten, dürfen wir das nicht vergessen. Eine Farbe alleine trifft nur selten eine klare Aussage. Eine rote Fläche bringt weder Liebe noch Krieg zum Ausdruck, ein Grün weder Natur noch Gift. Erst der Kontext entscheidet über die Wirkung. Steht Rot bei einer Rose für romantische Liebe, verheißt es auf vollen Lippen sinnliche Leidenschaft und eine blinkende rote Lampe schlägt Alarm.

In diesem Artikel nehme ich Sie zuerst mit in die Welt der einzelnen Farben selbst. Wir betrachten ihre historischen Wurzeln und die Wirkung, die sie in unserem kulturellen Umfeld besitzen. Daraus leitet sich ab, wie Sie Farben einsetzen und welche Emotionen Sie mit ihnen erzeugen können. Da kaum ein Bild ausschließlich aus einer Farbe besteht, finden Sie Hinweise zu Farbkombinationen. Ab Seite 34 erkläre ich die Grundlagen der Farbtheorie und der menschlichen visuellen Wahrnehmung. Denn was wir sehen unterscheidet sich von dem, was die Kamera sieht oder sehen kann. Der Farbraum unseres Auges kann mit den aktuellen technischen Möglichkeiten nicht wiedergegeben werden.

Sie wollen wissen, wie es weitergeht?

Wettbewerb für Fototalente

Sony World Photography Awards

Die Sony World Photography Awards gehören zu den größten Fotowettbewerben weltweit. Sie richten sich nicht nur an Profis, sondern auch an Amateure. Für die lohnt die Teilnahme in vielerlei Hinsicht.

Seit 2008 ruft die World Photography Organisation regelmäßig Hobby- und Profifotografen auf, sich mit ihren Werken an den Sony World Photography Awards zu beteiligen.

Weiterentwicklung der Fotokultur

Sponsor und Namensgeber des Fotowettbewerbs ist der Elektronikkonzern Sony. Das Unternehmen möchte mit seinem Engagement die Fotokultur weiterentwickeln, indem es Fototalenten eine Plattform bietet, auf der sie ihre Arbeiten vorstellen können. Das Award-Programm unterstützt beispielsweise professionelle und studentische Preisträger mit Stipendien, um aktuelle Fotoprojekte zu finanzieren.

Kostenlose Teilnahme

Allein die große Bandbreite der ausgeschriebenen Fotothemen sorgt für eine rege Beteiligung. Aufgerufen wird in den Kategorien Architektur, Dokumentation, Landschaft, Porträtfotografie, Sport, Straßenfotografie, Tierwelt, Reisen und Kultur. Entscheiden müssen sich die Teilnehmer ebenfalls, in welchem der Wettbewerbe sie ihren Fotobeitrag einreichen.

Der Jugendwettbewerb Youth richtet sich an den Fotonachwuchs und entscheidet über die besten Fotografen im Alter von 12 bis 19 Jahren. Fotografiestudenten können sich mit ihren Werken im Wettbewerb Student messen. Fotoamateure treten im Wettbewerb Open an. Zusätzlich werden die besten Bilder der einzelnen Länder in den National Awards gekürt. So nehmen alle deutschen Beiträge zusätzlich am German National Award teil.

Während die Teilnehmer der bisher genannten Wettbewerbe nur ein Foto einreichen dürfen, beteiligen sich die Fotografen im Wettbewerb Professional mit einer Bildserie.

Fachkundige Juroren

Eine Fachjury wählt aus den tausenden eingereichten Beiträgen das beste Bild. „Um diese weltweit führende Jury zu beeindrucken, gilt es, sein Bestes zu geben und seine Arbeit so zu gestalten, dass sie kohärent, dynamisch und schön ist“, betont der Vorsitzende Mike Trow, Redakteur, Fotograf und Produzent aus Großbritannien.

Bühne für die Besten

Neben Preisgeldern von insgesamt mehr als 25.000 Euro und kompletten Fotoausrüstungen erhalten die Gewinner und in die engere Auswahl gekommene Fotografen weltweite Aufmerksamkeit. Ihre Werke werden in der Sony World Photography Awards Exhibition im Londoner Somerset House ausgestellt. Die Ausstellung zieht jedes Jahr über 30.000 Besucher an. Die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs ist der Titel „Fotograf des Jahres“. (ilk)