c't Fotografie 6/2020
S. 164
c’t Fotografie Wettbewerb

Stillleben-

S t i l l - L e b e n

Stille, ein Wort, das in unserer Gesellschaft schon fast vergessen war. Das Jahr 2020 hat es uns mit Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln wieder ins Gedächtnis gerufen. Der Fotowettbewerb Stillleben / Still Leben griff das Thema auf. Entstanden sind sehr unterschiedliche Werke von klassischem Stillleben bis zu gesellschaftskritischer Betrachtung.

Platz 1: Die Idee zu seinem Stillleben kam Rolf Fries spontan, als er während eines Spaziergangs am Wegrand die vertrockneten Gräser bemerkte und mit nach Hause nahm. Ein kleines Fensterbankstudio mit Aufhellern aus Styropor und ein wenig digitale Nacharbeit schufen schließlich sein Gewinnerfoto „Wintergräser“. Nikon D 7100 | 70 mm | ISO 250 | f/9.0 | 1/100 s | Stativ

Mit der Pandemie 2020 hielt die Welt für einige Wochen und Monate den Atem an. Es wurde still in den Straße, den Konzerthäusern, den Messen. Dafür hatten die Menschen plötzlich Zeit – für ihre Familie, für geliebte Hobbys oder einfach zum Spazierengehen. Der c’t Fotowettbewerb „Stillleben / Still-Leben“ stellte unsere Galeriefotografen vor die Aufgabe, zu zeigen, was diese Zeit für sie bedeutet oder wie sie diese fotografisch genutzt haben. Die eingereichten Bilder umfassen eine bunte Mischung verschiedenartiger Interpretationen.

Platz 2: Bernd Ohlendorfs Bild „Silence“ entstand in Asien. Damit es die von ihm gewünschte Stimmung transportiert, setzt er auf einen fast symmetrischen Bildaufbau. In der Nacharbeit wandelte er das Motiv in Schwarz-Weiß um, erhöhte die Kontraste und zeichnete weich. Nikon D7000 | 105 mm | ISO 100 | f/8.0 | 1/250 s
Platz 3: Schatten an der Wand haben Frauke Teschler schon immer fasziniert. Am Morgen dieser Aufnahme schien die Sonne so gelungen durch das Fenster, dass sie die runde Lampe und die beiden Kerzenständer als Schattenriss abbildete. Für den letzten Schliff erlaubte sich die Fotografin ein wenig künstlerische Freiheit in der Nacharbeit. Sony ILCE-7M2 | FE 24-105 mm F4 G OSS | 34 mm | ISO 250 | f/4.0 | 1/50 s
Platz 4: Auf einer Rundreise durch Oman konnte Manfred Fessel an dem verlassenen Fischerdorf nicht vorbeifahren. Der Lost Place mitten in Oman war zwar kein offizieller Programmpunkt, aber eine gute Gelegenheit für Aufnahmen in ungewohnter Umgebung. Ein kleines Abenteuer inmitten von Hitze und Staub. Das Bild entstand im Inneren einer dort liegenden Hütte. Die geschlossenen Fensterläden sollen die heiße Sonne abhalten. Nikon D750 | 70 mm | ISO 800 | f/6.3 | 1/40 s
Platz 5: Mit ihrem Bild „Mohn“ konnte Christiane Landgraf gleich zwei Dinge verbinden: Ihre Teilnahme am c’t Fotowettbewerb und ihre Freude daran, Wildblumen in Szene zu setzen. Um die Schönheit der roten Klatschmohnblüten zu betonen, entschied sie sich für ein schlichtes schwarzes Gefäß und einen dunklen Hintergrund. Die dezente Beleuchtung arbeitet die Schattierungen der feinen Blütenblätter sehr gut heraus. Canon EOS 5D Mark IV | 100 mm | ISO 200 | f/16 | 10 s
Platz 6: Memento mori. In seinem klassischen Stillleben greift Klaus Wäscher das Thema Vergänglichkeit auf. Sein Bild „Werden und Vergehen“ bleibt jedoch nicht bei der Sterblichkeit, der verlöschenden Kerze oder den vertrockneten Blumen stehen, sondern gibt auch den Ausblick auf neues Leben in Form von Blumenzwiebeln. Die Bücher versinnbildlichen die Gedanken der Philosophie über Leben und Tod. Olympus E-520 | ISO 100 | f/8.0 | Stativ

Der Sieger des Wettbewerbs Rolf Fries fand während eines Spaziergangs feingliedrige Gräser. „Warum sollen es immer Blumen sein?“, dachte er sich, entschied sich für die Präsentation in einer schmalen Vase und erschuf so ein zartes, elegantes Stillleben bei natürlichem Licht. Die gedeckten Farben erzeugen einen herbstlichen Eindruck und ein stimmiges Gesamtbild.

Platz 7: In manchen Ecken gibt es viel zu entdecken. So ging es Konrad Biehl. Auf der Suche nach Fotomotiven fand er im Gartenschuppen lang vergessene Schnürschuhe wieder. In stimmiger Umgebung waren sie dann doch noch nützlich – zumindest für sein gelungenes Bild „Ausgedient“. Canon EOS 6D | EF 28-135 1:3.5 – 5.6 IS | 127 mm | ISO 400 | f/8.0 | 1/85 s
Platz 8: Viel zu entdecken hatte auch Petra Muckel an einem kalten Novembertag im Naturschutzgebiet Kottenforst bei Bonn. Als Sie dieses Motiv fand, war ihre Geduld gefordert, denn die Sonne wollte sich nicht so recht hinter den Wolken hervorwagen. Doch schließlich zahlte sich das Warten aus und es gelang der Fotografin doch noch, ihr Motiv „Hatcher“ mit ein paar Sonnenstrahlen ins rechte Licht zu rücken. Panasonic DMC-LX100 | 21 mm | ISO 100 | f/2.8 | 1/250 s

Der zweite Platz entführt uns an einen asiatischen Strand. Zu sehen sind ein Steg und ein Pavillon. Fast erwartet man Touristen, doch sie bleiben fern. Die weich gezeichnete Schwarz-Weiß-Aufnahme verdient ihren Titel „Silence“, wie Bernd Ohlendorf sein Werk nennt. Ein einsames Paradies, vielleicht aber auch eines, dass aufatmet und die eingekehrte Ruhe genießt.