c't Fotografie 6/2020
S. 74
Tipps für scharfe Bilder
Aufmacherbild
Auf Tuchfühlung mit dem Elefanten, Botswana: Die Schärfe aufs Auge zu legen ist bei sich bewegenden Sujets mitunter eine echte Aufgabe. 500 mm | ISO 400 | f/4.0 | 1/800 s

Zehn Tipps

FÜR SCHARFE BILDER

Scharfe Bilder sind kein Zufall. Mit dem nötigen Hintergrundwissen, viel Übung und einer gesunden Portion Konzentration lässt sich die Ausbeute gelungener Bilder deutlich erhöhen. Hier geben wir zehn Tipps, die garantiert weiterhelfen.

Ein Buckelwal! Mein erster Wal! Direkt neben dem Schiff! Ich reiße die Kamera mit dem Telezoom hoch und drücke auf den Auslöser. Die Begeisterung übernimmt das Ruder, technische Details wie die Wahl einer geeigneten Verschlusszeit erscheinen mir in der Aufregung vollkommen nebensächlich – entsprechend unbrauchbar geraten die Aufnahmen, entsprechend verärgert bin ich hinterher.

Wer unscharfe Bilder produziert, zweifelt an sich oder an der Ausrüstung. Manches potenzielle Schärfeproblem lässt sich bereits vor der Aufnahme durch die Wahl geeigneter Parameter umgehen. Meiner Erfahrung nach resultieren viele unscharfe Aufnahmen entweder aus der Unkenntnis technischer Zusammenhänge – oder aus Unachtsamkeit. Die Aufnahmen vom Wal habe ich vermasselt, weil eine viel zu lange Verschlusszeit eingestellt war. Und das ist nicht das einzige Beispiel für Nachlässigkeit: Hätte ich beim Landschaftsbild noch mal genau hingeschaut, wäre mir aufgefallen, dass das Objektiv auf MF stand statt AF – so waren sie eben unscharf, die Aufnahmen. Hätte ich ein kleines bisschen mehr Zeit auf das Foto vom Roten Steinbrech – eine – verwandt, wäre mir aufgefallen, dass ich zu nah dran war, um den vorderen Teil des Blütenkissens scharf zu bekommen. Und hätte sich nicht ein Wölkchen vor die Sonne geschoben, würde ich heute noch den verschwommenen Aufnahmen der scheuen Pferdeantilopen in Botswana nachtrauern.

Sicherlich hat jeder Fotograf ähnliche Situationen erlebt. Das Gute ist, dass man daraus lernen kann – am besten sofort vor Ort, sonst spätestens beim Betrachten des unscharfen Fotos in der 100-Prozent-Ansicht. Anschließend beginnt die Ursachenforschung: Ist das Bild überhaupt irgendwo hinreichend scharf? Gibt es einen Schärfepunkt, eine Schärfe-Ebene? Liegt die Schärfe dort, wo sie sein soll? Falls nein: Welchen Ansatz bieten die EXIF-Daten? Kann es am Verwackeln gelegen haben? Liegt der Fokuspunkt vielleicht außerhalb des Motivs (davor oder dahinter)? Frage für Frage tastet man sich voran und wird in den meisten Fällen sicher auch fündig, sofern kein technischer Defekt an Objektiv oder Kamera vorliegt. Auf den folgenden Seiten geht es um zehn häufige Gründe für unscharfe Bilder mit den entsprechenden Tipps, mit denen es das nächste Mal garantiert klappt.