Familiensache
Das Motiv „Familie“ spielt bei vielen Fotografen eine wichtige Rolle. Sei es privater Natur oder sie rücken es gleich in den Fokus ihres künstlerischen Werkes. Ingo Taubhorn (63), der Kurator des Hauses der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen , hat zu dem Thema die Ausstellung „Family Affairs – Familie in der aktuellen Fotografie“ entwickelt. „Der fotografische Blick durchbricht dabei das Alltägliche und stellt vorherrschende Normen infrage. Überkommene und neue Rollenbilder, intime Momente des Elternseins und des Älterwerdens, Überforderung und Chaos werden ebenso thematisiert wie Liebe, Halt und Verzweiflung an der eigenen Familie.“ Ein spannungsreicher thematischer Mix, zu dem Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt ihre Motive in einem der schönsten deutschen Ausstellungshäuser für Fotokunst zeigen. Mit dabei ist zum Beispiel die amerikanisch-israelische Fotografin Elinor Carucci (49), die sich in ihrer autobiografischen Serie „Midlife“ mit den Folgen des Älterwerdens auseinandersetzt. Die Ausstellung „Family Affairs“ läuft noch bis zum 4. Juli 2021. (sea )
Das Motiv „Three generations“ (2016) stammt aus der Serie Midlife (2019) der israelisch-amerikanischen Fotografin Elinor Carucci.
Bild: Elinor Carucci
Kampagne gegen Gesichtserkennung
Die Möglichkeiten der Gesichtserkennung sind aus technischer Sicht faszinierend. In Foto-Softwares wie Adobe Lightroom (Cloudversion) oder Excire Foto zählt sie schon seit einiger Zeit zum Repertoire. Ein Fortschritt, keine Frage. Wenn die Technologie aber von staatlicher Seite als Instrument der Massenüberwachung eingesetzt wird, kann das Risiken für demokratische Gesellschaften bergen. Die Initiative „Reclaim your Face“ (was soviel wie „Fordern Sie Ihr Gesicht zurück“ bedeutet), die von europäischen Organisationen der Zivilgesellschaft gegründet wurde, engagiert sich deswegen für ein Verbot der biometrischen Erkennungstechnik und der damit verknüpften Massenüberwachung. Als Argumente nennen die Kritiker der Gesichtserkennung unter anderem die hohe Fehlerquote aktueller Systeme und das Missbrauchspotenzial von „etwaigen zukünftigen autoritären Regierungen“, die mit Gesichtserkennung Kritiker unterdrücken könnten. Ende März hatte die Kampagne, die auf der Website reclaimyourface.eu läuft, rund 41.000 Unterstützer, Ziel sind eine Millionen Unterschriften. (sea )
Online-Petition für das Verbot von biometrischer Erkennungstechnik und der damit verknüpften Massenüberwachung.
Bild: European Digital Rights (EDRi)
Ausbruch aus dem Alltag
Wer sich für Modefotografie interessiert, wird früher oder später auf das Werk von Esther Haase (55) stoßen. Die in Hamburg und London lebende Fotografin hat sich mit Bildern einen Namen gemacht, die viel Spontanität, Leidenschaft und Dynamik ausstrahlen. Schräge, atmosphärische Bildszenen sind ihr Spezialgebiet. Viele ihrer Fotos haben einen sinnlichen Touch. Ihre Galerie schreibt über die Arbeiten: „Es ist ein Tanz der Sinne zwischen Fotografin, Kamera und Model.“ Ihre Ausstellung in der Düsseldorfer Leica Galerie trägt den passenden Titel „Move!“. Das ist – neben „Hold it!“, „Do it again!“ und „I love it!“ – einer der vier Ausrufe, den die Fotokünstlerin in ihren Shootings gerne nutzt. Die Show von Esther Haase ist noch bis zum 2. Juni zu sehen. (sea )
Das Foto „Fish and Chips with the Queen“ entstand in London (2018).
Bild: Esther Haase
Fotoinstitut: Ab 2027 im Ruhrgebiet?
Im Duell zwischen Düsseldorf und Essen um den Standort des geplanten Bundesinstituts für Fotografie (BIF) und den damit verbundenen Fördergeldern in Millionenhöhe gibt es nun eine detaillierte Machbarkeitsstudie. Die beiden nordrhein-westfälischen Metropolen hatten sich stark engagiert und sogar kostenfreie Grundstücke angeboten. Um zu klären, welche Stadt für das BIF die bessere Wahl ist, hatte Monika Grütters (59), Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Papier in Auftrag gegeben. Die Studie spricht sich für Essen aus. Standort wäre auf einem Grundstück des Weltkulturerbes Zeche Zollverein. Es soll einen Flächenbedarf von rund 11.500 Quadratmetern geben, die Baukosten werden auf 125 Millionen Euro geschätzt und die Fertigstellung wird für 2027 erwartet.
Warum nun Essen? Für die Autoren der Studie ist das dortige größere Grundstück besser für das Projekt geeignet, so wäre ein günstigerer Bau als in Düsseldorf möglich („insbesondere Vermeidung von unterirdischen Archiv-Flächen“). Wenn das BIF dann irgendwann öffnet, soll es für den „Erhalt des fotografischen Erbes“ drei Hauptaufgaben haben: Archiv, Forschung und den für die Öffentlichkeit, die das Projekt mit ihren Steuermillionen finanzieren würde, wohl interessantesten Teil: Wissensvermittlung. Darunter fielen eine Fachbibliothek und Ausstellungen. Die CDU-Politikerin Monika Grütters muss nun im Bundestag um die Millionengelder für das Fotoinstitut werben. Ob das BIF, so wie angedacht, umgesetzt wird, steht in Coronazeiten und vor den Wahlen, in den Sternen. (sea )