c't Fotografie 6/2021
S. 96
Fotografie
Jugendliche fotografieren
Alle Bilder: Judy Hohmann
Judith Hohmann

7 Praxistipps Jugendliche fotografieren

Über Jugendliche gibt es viele Vorurteile: Sie sind launig, hängen nur rum oder testen Grenzen aus. Aber ist das wirklich so? Und soll das der Grund sein, warum fast niemand Bilder von sich aus dieser Zeit hat? Dieser praxisnahe Workshop erklärt, wie Heranwachsende ticken und wie wir sie gut gelaunt vor unsere Kameras locken können.

In meinem Fotoalbum klafft eine Lücke: Es gibt Babybilder zuhauf, auch stolze Einschulungsbilder, doch dann kommt nichts mehr. Habe ich zwischen Zuckertüte und Bewerbungsfotos nicht existiert? Diese Frage habe ich nicht nur mir selbst gestellt, sondern auch vielen Bekannten, die über ähnliche Erfahrung berichten. Warum gibt es so wenig Bilder von unserer Jugendzeit? Ein Foto vom Schulfotografen oder ein Klassenfoto, aber das war es schon. Hatten wir zu viel Zoff mit unseren Eltern, waren wir nicht mehr niedlich genug, als dass sie uns zum Fotografen hätten schleppen wollen? Waren es die ersten Pickel, Komplexe oder Stimmungsschwankungen? Dieser Frage bin ich nachgegangen und habe mich mit Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren getroffen. Ich wollte wissen, warum ihre Altersgruppe so selten auf Fotos vertreten ist, auch wenn Plattformen wie Instagram und TikTok boomen. Ich möchte Wege finden, die Foto-Lücke für die kommende Generation zu stopfen und Ihnen praxisnahe Antworten auf die Frage geben: Wie fotografieren Sie Jugendliche am besten?

Charaktere sind unterschiedlich. Natürlich kann man nicht pauschal nach Geschlechtern unterscheiden. Aber mir fiel in dem Fotoprojekt auf, wie verschieden sich Jungen und Mädchen dargestellt sehen möchten. Hauptsächlich galt das für jüngere Heranwachsende. Mit steigendem Alter wurden die Models sorgenfreier. Die Mädchen bevorzugten gutgelaunte Motive, während die Jungs lieber ernst blieben. Ihnen war vor allen Dingen wichtig, sich nicht lächerlich zu machen. Herauszufinden, wo bei jedem Menschen die Grenzen liegen, ist dabei die Kunst des Fotografen. Am Ende soll sich schließlich die abgebildete Person wohlfühlen und weiterhin Freude daran haben, fotografiert zu werden. Der Übergang ist hier oftmals fließend, deshalb ist es umso wichtiger vorher mit allen Beteiligten zu sprechen. Manch ein Jugendlicher empfindet schon ein Lächeln als Zumutung, auch das sollte respektiert werden.