Leipzig

Architektur (Fotografie) im historischen Kontext

Die sächsische Metropole Leipzig, die im Zweiten Weltkrieg verglichen mit anderen Städten nur wenig Schaden erlitt, bietet gerade für Architekturfotografen viele spannende Motive vom Barock bis zur Moderne. Begleiten Sie Klaus F. Linscheid auf einem Fotowalk durch die Stadt und lassen Sie sich inspirieren von deren sächsischem Charme und ihren herzlichen Menschen.

Leipzig ist bei den meisten Menschen vor allem als Messestadt und Stadt des Buches bekannt. Beide Traditionen haben dort über die Jahrhunderte deutliche Spuren hinterlassen. Doch Leipzig hat sehr viel mehr zu bieten. Der umfangreich erhaltene Baubestand konnte nach der Wende größtenteils saniert und restauriert werden. Wer heute mit offenen Augen durch die Stadt geht und den Blick immer wieder nach oben schweifen lässt, findet neben barocken Bürgerhäusern prächtige Villen und Wohngebäude in vollendeter Jugendstilmanier vor. Auch moderne Architektur behauptet sich dank einer vorwärts gerichteten Stadtplanung selbstbewusst und eigenständig. Für Fotografen, die Stadt- und Architekturaufnahmen lieben, ein echtes Eldorado.

Messepaläste und Passagen – eine alte Leipziger Tradition

Leipzigs Innenstadt zählt zu den architektonisch vielschichtigsten Großstadtzentren Deutschlands. Bis heute hat sich die mittelalterliche Struktur innerhalb des Innenstadtrings erhalten. Hier liegen die alten Kaufhäuser und Messehöfe. Schon im 18. Jahrhundert hatten sich Leipziger Kaufleute so genannte Durchgangshöfe errichten lassen. Ihr Kennzeichen ist, dass sie Zugänge von zwei Seiten besitzen, damit Pferdefuhrwerke bequem ihre Waren entladen und ohne wenden zu müssen, wieder hinausfahren konnten. Fotografieren können Sie diese typische Architektur heute noch im Barthels Hof. Sie finden ihn gegenüber des Alten Rathauses am Markt Ecke Barfußgäßchen. Während sich im Erdgeschoss Messegewölbe und Verkaufsräume befanden, wurde in den Obergeschossen gewohnt. Die erhaltenen Kranbalken weisen noch heute auf die Lagerräume im Dachgeschoss hin.

Zeitgleich mit der Erfindung der Mustermesse entstehen um 1900 in der Innenstadt mehr als 20 Messepaläste, die überwiegend erhalten sind. Da Messen nur zweimal jährlich stattfanden, standen die Messehäuser in der übrigen Zeit leer. Man nutzte daher die Erdgeschosszonen für Verkaufslokale. Dadurch entstanden die für Leipzig so typischen Passagen, die als Weiterentwicklung der Durchgangshöfe angesehen werden können.