Kamera-Preset mit dem SpyderCheckr erstellen
Mit dem SpyderCheckr oder dem neuen SpyderCheckr Photo samt zugehöriger Software von Datacolor, können Sie bequem ein Preset zur spezifischen Farbkorrektur Ihrer Kamera erstellen. Die Software nutzt die HSL-Korrekturen von Lightroom oder Camera Raw.
Farbreferenz fotografieren. Fotografieren Sie das SpyderCheckr Chart am besten gleich in Kombination mit einem Spyder Cube. Das erleichtert Ihnen die Vorbereitung des Referenzbildes für die Messung. Achten Sie dabei auf eine gleichmäßige Ausleuchtung des Charts und vermeiden Sie jede Art von Schatten oder Reflexen auf den Farbflächen. Auf Location bietet sich der handliche SpyderCheckr Photo mit integrierter Graukarte an.
Bild: Sascha Huettenhain
Raw konvertieren. Natürlich ist das gewählte Dateiformat für die Aufnahme ein Raw, denn nur so erhalten Sie ein unverfälschtes Abbild des Farbcharts. Öffnen Sie dieses in dem Raw-Konverter, mit dem Sie es zum 16-Bit-TIFF konvertieren können. Lightroom Classic oder Camera Raw sind hier die naheliegenden Applikationen.
Tonwerte anpassen. Achten Sie darauf, dass das Chart optimal belichtet ist, um eine korrekte Profilierung zu erhalten. Auch bei guter Belichtung überprüfen Sie, ob Weiß - und Schwarz -Punkte beschnitten sind. Aktivieren Sie dazu die Beschnittwarnungen über die Dreiecke im Histogramm. Nun verschieben Sie in den Grundeinstellungen die Weiß- und Schwarzwerte so, dass ein minimaler Beschnittbereich entsteht. Das lässt sich am besten am Reflex und Schattenloch des Spyder Cube überprüfen.
Chart freistellen. Die ColorCheckr-Software benötigt ein auf das eigentliche Farbchart reduziertes Bild. Mit dem Freistellen-Werkzeug beschneiden Sie das Bild entsprechend.
TIFF exportieren. Das korrekt beschnittene und gegebenenfalls korrigierte Bild wird dann exportiert. Wählen Sie TIFF als Format und 16 Bit/Kanal als Farbtiefe um den vollen Farbumfang der ursprünglichen Raw-Datei zu erhalten.
Messmodus definieren. Den SpyderCheckr gibt es als Farbchart mit 24 oder 48 Farbfeldern, den SpyderCheckr Photo mit 48 Feldern. In der SpyderCheckr-Software definieren Sie über die Voreinstellungen zunächst, welcher Chart ausgemessen werden soll. Gegebenenfalls muss die Software danach erneut gestartet werden. Öffnen Sie dann das eben gespeicherte 16-Bit-TIFF.
Messung speichern. Die SpyderCheckr-Software misst das 16-Bit-Bild aus und vergleicht den Ist- mit dem Soll-Wert, also die im Bild wiedergegebenen Farben mit den Standardwerten. Nutzen Sie hierbei den Modus Kolorimetrisch , der keine weiteren Farbkorrekturen durchführt. Die Abweichung kann dann wahlweise für Camera Raw , Lightroom oder Hasselblads Raw-Konverter Phocus gespeichert werden.
Profil als Preset. Die kameraspezifische Abweichung wird in Form eines Lightroom-Entwicklungs-Presets korrigiert. Der Vorteil gegenüber einem Raw-Profil ist die Sichtbarkeit der Korrekturen, die Sie in den HSL-Einstellungen ablesen können. Das Preset passt die Farben in Farbton, Sättigung und Luminanz so an, dass sie optimal wiedergegeben werden.
Preset erweitern. Zusätzlich zur Profilierung kann ein kameraspezifisches Preset natürlich noch weitere Einstellungen beinhalten. Das Profil Adobe Neutral sorgt zum Beispiel für ausgeglichene Mitteltöne und ein Schuss Klarheit tut fast jedem Bild gut. Um diese Einstellungen im Profil zu integrieren, klicken Sie mit rechter Maustaste auf das Preset, um dieses mit den aktuellen Einstellungen zu aktualisieren . Dieses Preset kann nun als kameraspezifische Basiskorrektur in Lightroom auch schon beim Import genutzt werden.
Raw-Standard mit dem Passport ColorChecker definieren
Die Kamera-Profilierung mit dem Calibrite ColorChecker Passport Photo erstellt ein Raw-Profil, das im Profilbrowser von Lightroom und Camera Raw integriert wird. Dieser Workshop zeigt wie Sie es erstellen und daraus einen kameraspezifischen Standard generieren können.
DNG speichern. Auch wenn sich der Name von XRite zu Calibrite geändert hat, können Sie natürlich noch mit alten ColorChecker-Targets Ihre Testaufnahme machen. Fotografieren Sie die Vorlage im gleichmäßigen mittleren Tageslicht oder im Studio unter Reprobedingungen. Die Profilierung mit der ColorChecker Camera Calibration -Software setzt ein DNG-Format voraus. Dieses erzeugen Sie, indem Sie die ursprüngliche Raw-Aufnahme aus Lightroom oder Camera Raw exportieren. Wählen Sie dabei das DNG-Format ohne verlustreiche Komprimierung. Beschneiden müssen Sie das Motiv nicht – das erledigt die Software.
Chart in Aufnahme selektieren. Öffnen Sie die Kamerakalibrierungs-Software ColorChecker und ziehen Sie die gespeicherte DNG-Datei per Drag & Drop auf das offene Fenster. Der ColorChecker wird im Bild automatisch erkannt und das Bild auf den entsprechenden Ausschnitt gezoomt. Die grünen Quadrate kennzeichnen die Messfelder.
Manuelle Positionierung. Sollte die automatische Suche misslingen, können Sie den Chart im Bild durch vier selbst gesetzte Punkte an den Rändern der Farbfelder lokalisieren. Danach setzt die Software die Messfelder wieder automatisch.
Profil erstellen. Sobald die Messfelder erkannt und richtig positioniert sind, können Sie die Messung durchführen und damit ein kameraspezifisches Profil erstellen, das eventuelle farbliche Abweichungen der Kamera mit einem Klick korrigieren kann. Als Speicherort für das Kameraprofil wird automatisch der CameraProfiles -Ordner gewählt, auf den sowohl Lightroom als auch Camera Raw zugreifen.
Kameraprofil nutzen. Beim nächsten Start von Lightroom oder Camera Raw ist das Profil verfügbar. Öffnen Sie den Profilbrowser über das kleine Rastersymbol und dort die Gruppe der Profile . Hier ist Ihr ausgemessenes Kameraprofil enthalten und kann per Klick auf die Bilder angewendet werden.
Preset erstellen. Um das Profil einfacher zuweisen zu können, erstellen Sie daraus ein Preset. Hier können Sie auch weitere Basiskorrekturen, wie zum Beispiel die Objektiv-Profilkorrekturen integrieren. Führen Sie die Einstellungen inklusive der Profilwahl an einem Beispielbild durch und erstellen Sie damit ein neues Preset, das nur diese Einstellungen speichert.
Raw-Standard definieren. Um dieses Preset automatisch auf alle Bilder dieser Kamera anzuwenden, definieren Sie es als Raw-Standard. Öffnen Sie dazu die Voreinstellungen von Lightroom oder Camera Raw im Bereich Presets beziehungsweise Raw-Standard . Diesen können Sie global festlegen oder aber, wie in unserem Beispiel, kameraspezifisch. Aktivieren Sie dazu die Option Einstellungen für bestimmte Kameras überschreiben . Wählen Sie aus der Liste der Verfügbaren Kameras die profilierte Kamera aus und weisen Sie das eben erstellte Preset zu. Ein Klick auf Standard erstellen definiert den kameraspezifischen Standard, den die Software jetzt ohne weitere Schritte von Bildern dieser Kamera weist, sobald eine Datei geöffnet oder importiert wird.
Mischlichtsituationen meistern
Unterschiedliche Lichtquellen – etwa Tages- und Kunstlicht – ergeben manchmal spannende, manchmal aber auch unerwünschte Mischlichtsituationen. Wenn Sie unerwünschte farbige Lichter entfernen möchten, hilft es bei den Korrekturen die Lichtrichtung zu berücksichtigen, um so auch nuancierte Farbverläufe auszugleichen.
Tageslicht trifft auf Innenraum. In unserem Beispielbild war das Tageslicht die beherrschende Lichtquelle. Es wirkt deshalb so kalt, weil im Innenraum warme Farben und Wände das Licht komplementär reflektierten. Dieser Komplementärkontrast kann auch für eine gewünschte Spannung im Bild sorgen. Für uns geht es aber darum, die Holz- und Innenraumfarben realistisch wiederzugeben.
Weißabgleich ausloten. Ein guter Trick, die vorherrschende Lichtstimmung objektiv zu beurteilen, ist die Einstellung für den Weißabgleich von automatisch auf Tageslicht zu stellen. Denn so zeigt sich die natürliche Abweichung vom „neutralen“ Licht von 5500 Kelvin. Die Lichtstimmung unseres Motivs wird dadurch erheblich wärmer und kann mit einer geringen Korrektur des Kelvin-Wertes auf den bestmöglichen Kompromiss beider Lichtfarben gestellt werden.
Lokale Korrektur. Trotzdem zeigt sich noch ein deutlicher Verlauf der Lichtfarben. Dieser kann nur über eine lokale Korrektur bearbeitet werden. Dazu öffnen wir den Maskieren -Bereich mit den lokalen Werkzeugen in Lightroom und ziehen einen linearen Verlauf vom unteren Bildrand zum Fenster hin. Damit folgen wir dem natürlichen Lichtverlauf in der umgekehrten Richtung und nutzen diesen für unsere Korrektur.
Warmes Licht erzeugen. Um das kühle blaue Licht zu entfernen, erhöhen wir die Farbtemperatur lokal deutlich in die warme Richtung, bis sie sich den anderen warmen Farben im Raum und auf dem Holz angeglichen hat.
Feinarbeit vorbereiten. An manchen Bildstellen zeigt sich das kalte Licht noch stärker. Dazu werden wir unsere lokale Korrektur an diesen Stellen verstärken. Nach einem Klick auf die Schaltfläche Hinzufügen wählen wir den Pinsel zur Erweiterung der Maske. Mit weicher Kante und reduziertem Fluss kann die Korrektur damit fein abgestuft an den gewünschten Stellen erweitert werden.
Details ausbessern. Mit dem gewählten Pinsel fahren Sie über die noch leicht blau gefärbten Bildteile, um dieser etwas wärmer zu steuern. Wenn die Wirkung mit einem Pinselauftrag noch nicht stark genug ist, pinseln Sie wiederholt über diese Stelle. So addiert sich die Fluss-Einstellung zu einer stärkeren Wirkung, bis die gewünschte Lichtfarbe erreicht ist.
Stärke variieren. Am Fenster sehen wir noch eine starke Wirkung des Tageslichts, die durch den unteren Verlauf nicht erfasst werden konnte. Auch diese Stelle kann auf der gleichen Maske korrigiert werden. Wir nutzen dazu weiterhin den Pinsel, setzen aber die Fluss -Einstellung wieder hoch auf 100 Prozent, um die volle Wirkung der Farbtemperatur zu nutzen.