c't Fotografie 6/2023
S. 38
c't Fotografie
KI und Fotografie
Vom allerersten Prompt bei Midjourney bis zum endgültigen Titelbild war es ein langer Weg – mit unzähligen Stichworten, über 500 generierten Bildern und rund sechs Stunden Rechenzeit.
Vom allerersten Prompt bei Midjourney bis zum endgültigen Titelbild war es ein langer Weg – mit unzähligen Stichworten, über 500 generierten Bildern und rund sechs Stunden Rechenzeit.
Hendrik Vatheuer

Künstlich und intelligent

KI bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten und stellt unsere Wahrnehmung auf die Probe. Sie ist fast überall – in Kameras, in der Bearbeitung und in Bildgeneratoren.

Als im Sommer 2022 im Internet und in den sozialen Medien plötzlich seltsame Bildkreationen auftauchten, wusste noch niemand so recht, was los war: KI-Bildgeneratoren machten die Runde und präsentierten uns neuartige Bilder, die ebenso echt wie unecht wirkten.

So erregte im September desselben Jahres das KI-generierte Gemälde eines Kunstwettbewerbs in den USA große Aufmerksamkeit in den Medien (Siehe auch Im Fokus auf S. 7). Das Bild mit dem kunstvollen Titel „Théâtre D'opéra Spatial“ des Amerikaners Jason Allen zeigte eine realistisch anmutende Fantasieszene, die wie eine Mischung aus Science-Fiction-Klassikern wie Dune und Star Wars erscheint und mit dem KI-Bildgenerator Midjourney erstellt worden war. Obwohl der Künstler es in der Kategorie „Digital Arts/Digitally Manipulated Photography“ und als KI-generiertes Bild einreichte, waren viele über das Bild verärgert. Es entbrannte eine große Debatte darüber, ob dies das Ende der Kunst und der eigenständigen Bilder sei. In der Folge tauchten überall ähnliche Bilder auf, die zwar auf den ersten Blick wie Fotografien aussehen, jedoch einen eigenwillig synthetischen Look hatten.