c't Fotografie 07/2023
S. 62
Fotografie
Porzellanmanufaktur in Meissen
Sandra Petrowitz

Meissen – dem „Weißen Gold“ auf der Spur

Aus drei unscheinbaren Rohstoffen entstehen einzigartige Kostbarkeiten: Kaolin, Feldspat und Quarz bilden die Basis der Porzellanherstellung. Wir haben die handwerkliche Fertigung in der Manufaktur Meissen vom Ursprung bis zum feinsten Tafelgeschirr begleitet. Immer dabei: die Kamera.

Klassisch und Modern, Bild: Meissen
Klassisch und Modern
Tradition zeitgemäß interpretiert: Das Meissener Selbstverständnis spiegelt sich auch im Äußeren der Manufaktur wider.
Bild: Meissen

Der Ursprung des „Weißen Goldes“ könnte unscheinbarer nicht sein: Das berühmte Meissener Porzellan beginnt als milchige Suppe in dunklen, von der Zeit gezeichneten steinernen Becken. Im Erdgeschoss der Manufaktur stehen die Tröge dicht an dicht. Hier darf sich das Kaolin, der wichtigste Rohstoff für die Porzellanherstellung, über sechs bis acht Wochen hinweg am Boden der Bottiche absetzen. Mit einem überdimensionierten Holzspatel stochere ich unsicher in einem Zuber herum und komme mir seltsam vor – immerhin störe ich die quasi heilige Ruhe der Kaolinmilch. Später darf ich einen getrockneten Kaolinkrümel zwischen den Fingern zerreiben und staune über die samtweiche Konsistenz der Tonerde.

Anfassen und Ausprobieren gehört bei der „manufakTOUR“ dazu, einer Führung durch die Porzellan-Manufaktur im Herzen von Meißen. Für gut zwei Stunden geht es in kleiner Gruppe treppauf, treppab durch die altehrwürdigen Hallen und den neuen Erweiterungsbau, stets dem kunsthandwerklichen Produktionsprozess folgend. Die Tour richtet sich nicht speziell an Fotografen, man kann die Entstehung des Weißen Goldes dabei aber ganz gut fotografieren – eine sehr spannende Sache, vor allem wenn man so wie ich praktisch keine Ahnung von Porzellan hat.