c't Fotografie 2/2024
S. 16
Portfolio
Portfolio Tobi Müller
Hauptbahnhof DuisburgContax G1 | Carl Zeiss 45 mm f/2.0 | Kodak Portra 400
Hauptbahnhof DuisburgContax G1 | Carl Zeiss 45 mm f/2.0 | Kodak Portra 400
Alle Bilder: Tobi Müller
Hendrik Vatheuer

PORTFOLIO

TOBI MÜLLER

Analogfotografie aus dem Ruhrgebiet: Keine Menschen, dichter Nebel und dystopische Atmosphäre charakterisieren die Fotos von Tobi Müller.

Menschenleere Bahnsteige, dazwischen zwei Gleise, ein Flachdach und eine eigenwillige Konstruktion aus grauen Stahlträgern und schmutzigem Glas, im Hintergrund dichter Nebel – ein atmosphärisches Bild mit einer bestimmten Tristesse. Viele Bilder von Tobi Müller haben diesen melancholischen Unterton, der sich zum einen aus seiner Motivlandschaft, dem Ruhrgebiet, ergibt und zum anderen aus der Körnigkeit und Farbigkeit seiner analogen Fotos.

, Bild: Tobi Müller
Bild: Tobi Müller

Analogfotografie

Der analoge Look ist das, was Müllers Bilder ausmacht: die Farben, das Korn und die Kontraste, die hervorragend zu seiner Motivwelt passen. Dabei ist die Analogfotografie für ihn aus mehreren Gründen etwas Besonderes. Zum einen hat sie etwas sehr Organisches. Es ist nicht nur das haptische Erlebnis, den Film einzulegen, zu fotografieren, zu spannen und so weiter, sondern auch das analoge Bild, also der Film mit seinem Korn und seinen natürlichen Farben, das ihn begeistert. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Begrenztheit der analogen Fotografie – auf einen Kleinbildfilm passen etwa 36 Bilder, auf einen Rollfilm nur zwölf oder weniger. Im Gegensatz zur Digitalfotografie, die fast grenzenlos erscheint, möchte man kein Bild unüberlegt schießen, denn jedes kostet viel Geld. Zudem gibt es für Müller in der Analogfotografie auch ein Spannungsfeld zwischen zwei Polen, das er wie folgt beschreibt: „Diese Art zu fotografieren strahlt sowohl Ruhe als auch Lebendigkeit aus. Danach sehnen sich, glaube ich, allgemein viele Menschen, deswegen stirbt auch die Schallplatte nicht.“ Dieser Vergleich mit anderen analogen Techniken wird gerne gezogen, insbesondere der zum Vinyl und seinem Hype der vergangenen Jahre ist häufig zu hören.