c't 24/2016
S. 52
News
Indie-Spiele

Rundenstrategie rückwärts

Ein Schritt vor, zwei zurück. Farabel zwingt die Spieler zum Umdenken.

Auf den ersten Blick ist Farabel (Windows, macOS, 10 €) von Frogames ein Strategiespiel wie jedes andere. Die Bösen bedrohen das Königreich und der Spieler muss es wacker verteidigen. Wie üblich bekämpfen sich die einzelnen Parteien auf den genretypischen Hexfeldern. Doch diesmal ist alles ein wenig anders, denn die Guten werden gleich zu Anfang besiegt. Die Hohepriesterin kann aber die Zeit manipulieren und fasst einen gewagten Plan: Zum Anfang der Invasion reisen, um sie im Keim zu unterdrücken. Der Spieler startet deshalb auf der höchsten Erfahrungsstufe und levelt sich mit jeder erfolgreichen Mission herunter. Zum Start der 24 Missionen muss er entscheiden, welche Fähigkeiten er jeweils verlieren will. Dadurch entsteht eine originelle Genre-Variante, bei der am Ende die richtige Taktik entscheidet und nicht der mächtigste Zauberspruch. Farabel ist ein kleiner, aber harter Brocken für Genrefans. (Andreas Müller/hag@ct.de)

Skurrile Stammbaumpflege

Das Adventure Roots lockt mit schrägen Rätseln und absurdem Szenario.

In Rusty Lake: Roots (Windows, macOS, iOS, Android, 3 €) erwartet den Spieler ein Point-and-Click-Abenteuer mit morbidem Touch. Er lenkt die Geschicke des jungen James Vanderboom, der im Amerika des 19. Jahrhunderts die Farm seines Onkels erbt. Schnell wird klar, dass es im Haus nicht mit rechten Dingen zugeht. Offensichtlich lastet ein Fluch auf der Familie und so sammelt James fleißig Opfergaben. Die Rätsel des Entwicklers Rusty Lake sind nicht immer logisch, aber skurril. Wer würde denn auch auf die Idee kommen, Liebesbriefe mit Blut zu schreiben oder den toten Onkel aus der Standuhr zu befreien? James’ schräge Abenteuer sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer aber die Filme von Tim Burton mag, kommt hier auf seine Kosten. (Andreas Müller/hag@ct.de)

Big Brother

Orwell macht den Spieler selbst zum Spitzel.

Als aufmerksamer Staatsbeamter bespitzelt der Spieler in Orwell (Windows, 10 €) die Bürger, um Terroristen oder Verbrecher zu fangen. Dazu nutzt er Beobachtungsmonitore, scannt private E-Mails oder sammelt Zeitungsschnipsel. Das gesamte Geschehen spielt sich auf der Bedienoberfläche eines Computers ab. Bei seinen Handlungen lassen die Entwickler von Osmotic Games dem Spieler einen moralischen Spielraum. Er entscheidet nämlich allein, ob die Daten für immer im System gespeichert werden oder nicht. Aus einem unschuldigen Passanten kann so schnell ein Staatsfeind werden. Ähnlich wie „Papers, please!“ ist Orwell kein reines Unterhaltungsprodukt und schwer einem Genre zuzuordnen. Die Grenzen zum Serious Game sind fließend. Orwell ist auf fünf Episoden angelegt, die wöchentlich erscheinen sollen – ein kritisches Experiment für Bildschirmdetektive. (Andreas Müller/hag@ct.de)

Minimalistische Twin-Stick-Action

Im abstrakten Thoth macht jeder Schuss die Gegner agressiver.
Video: c’t zock „Orwell“, „Rusty Lake: Roots“ und „Thoth“.

Wer glaubt, dass er alle Twin-Stick-Shooter kennt, sollte sich unbedingt Thoth (Windows, macOS, 10 €) von Carlsengames anschauen. In dem Action-Spiel steuert der Spieler eine kleine Kugel, die geometrische Formen beschießt. Der Kniff: Jeder Schuss macht die Gegner aggressiver und die Kugel langsamer. Die Formationen und Verhaltensmuster der Gegner werden zunehmend komplexer: Große Quadrate lösen sich in kleine auf, schwarze Löcher und Barrieren lassen kaum mehr Platz zum Ausweichen. Die Grafik in den 64 Abschnitten ist minimalistisch und die düstere Musik erinnert an ein Horror-Spiel. Trotzdem ist Toth ein Zeitfresser. Die Abschnitte sind kurz und die Herausforderung groß. Glück gibt es nicht, es zählen nur Präzision und die richtige Taktik. (Andreas Müller/hag@ct.de)