c't 16/2017
S. 46
Test
Sprachassistent mit Touchscreen
Aufmacherbild

Vorhang auf!

Erste Eindrücke von Amazons Echo Show

Der jüngste Spross aus Amazons smarter Lautsprecher-Familie heißt „Echo Show“. Er bringt als erstes Echo-Gerät Touchscreen und Kamera mit. Richtig Spaß macht das Gerät aktuell nur mit einem amerikanischen Amazon-Account und der amerikanischen Alexa-App.

Kaufen kann man den Echo Show bisher nur in den USA. Trotzdem haben es zwei Exemplare bereits in die c’t-Redaktion geschafft. Amazons neuester Lautsprecher hat die Sprachassistentin Alexa an Bord und kommt im schlichten mattschwarzen Gehäuse mit abgerundeten Kanten. Das Gehäuse gibt es auch in weiß – unabhängig von der Farbe wirkt es klobig und uninspiriert. Richtig ärgerlich sind die glänzend lackierte Vorderseite und der arg spiegelnde Sieben-Zoll-Touchscreen. Ihn kann man beinahe als Schmink- oder Rasierspiegel benutzen, ohne die darüberliegende Kamera zu bemühen. Letztere dient für Videotelefonate zwischen zwei Echo-Show-Besitzern.

Im unteren Drittel des Gehäuses sitzen zwei Lautsprecher. Zwei Knöpfe auf der Gehäuseoberseite regulieren die Lautstärke. Ein dritter schaltet die Mikrofone oder das Gerät bei Bedarf aus. Abgesehen von einer Buchse für das Stromkabel befinden sich keine weiteren Anschlussmöglichkeiten am Gehäuse – der Echo Show kommuniziert drahtlos. Im Karton liegen außer dem Lautsprecher das Netzteil, eine Kurzanleitung und eine Karte mit Befehlsvorschlägen.

Für den Test statteten wir je ein Gerät mit einem deutschen und einem amerikanischen Amazon-Account aus. Wir wollten mit dem Vergleich prüfen, ob sich ein Import zum jetzigen Zeitpunkt lohnt oder ob man lieber mit dem Kauf warten sollte. Die Importware nimmt ausschließlich Befehle in ihrer Heimatsprache entgegen – Englisch sollte man also einigermaßen beherrschen. Abgesehen davon hat sich gegenüber den Vorgängermodellen nicht viel an der Bedienung geändert.

Es ist nicht alles gut, was glänzt.

Einrichten

Es war noch nie so einfach, ein Gerät der Echo-Familie einzurichten. Das Basis-Setup klappt in wenigen Minuten ohne die vielgescholtene Alexa-App. WLAN-Passwort und Amazon-Konto tippt man auf dem Touchscreen ein und bemerkt dabei gleich mehrere Dinge: Der Touchscreen reagiert flott auf Eingaben, löst aber gröber auf als die meisten modernen Smartphones. Das bereits erwähnte Spiegeln lässt sich mit Antireflex-Folien in den Griff kriegen. Die Blickwinkelabhängigkeit geht in Ordnung, auf Wunsch leuchtet der Screen sehr hell. Auf dem Homescreen blendet Echo Show außer der Uhrzeit abwechselnd die aktuelle Temperatur, Nachrichten und Interaktions-Vorschläge ein. Den Homescreen kann man in den Einstellungen mit dem Befehl „Alexa, open Settings“ individualisieren. In dem Menü findet man auch die Einstellungen für Helligkeit, Bluetooth-Verbindungen et cetera.

Mit einem Prime-Foto-Account und über die Alexa-App füttert man den Echo Show mit eigenen Fotos, die das Gerät im Stile eines digitalen Bilderrahmens in einer Slideshow anzeigt. Die Fütterung klappt aber nur mit der US-Version der App und einem amerikanischen Account – die deutsche App kennt den Echo Show noch nicht. Damit kommen wir zu einer schlechten Nachricht: Mit der deutschen App und einem deutschen Amazon-Account ließ sich der importierte Echo Show im Test nicht mit Amazon-Music-Unlimited oder Prime-Accounts verbinden; auch nicht per Sprachbefehl – man ist quasi vom Amazon-Universum abgeschnitten. Generelle Einstellungen, etwa Temperatur- und Entfernungseinheiten und den Gerätestandort kann man hingegen mit der deutschen Alexa-App ändern.

Karaoke light: Hat man Zugriff auf sein Prime- oder Music-Unlimited-Konto, blendet der Echo Show Songtexte im Takt der Musik ein.

Klangklotz

Über Umwege kommt man aber auch mit deutschem Amazon-Account und ganz ohne App in den Genuss von Musik. Entweder hört man sich Radiostationen via TuneIn an oder man sucht Musikvideos auf YouTube. Suchergebnisse auf der Video-Plattform präsentiert der Echo Show in einer Galerie. Wischt man mit dem Finger zwischen den Videos hin und her, kommt das System von Zeit zu Zeit mal ins Ruckeln. Eleganter navigiert man sowieso per Sprachbefehl: So lassen sich per Befehl Videos direkt anwählen, überspringen und sogar spulen innerhalb von Videos ist per Sprache möglich. Dabei zeigt sich die Spracherkennung über die acht eingebauten Mikrofone äußerst aufmerksam: Man muss Anweisungen weder in Richtung des Geräts rufen noch Silben überartikulieren. Selbst bei geöffnetem Fenster zu einer vielbefahrenen Straße und laufendem Musikvideo erkannte der Echo Show im Test die meisten Sprachbefehle ohne Tadel.

Der Echo Show hört aber nicht nur sehr gut, er klingt darüber hinaus erheblich besser als alle seine Vorgänger. Die integrierten Lautsprecher geben trotz des verhältnismäßig kleinen Resonanzraumes und kleiner Membrane vor allem im Vergleich zum zylindrischen Echo Bässe straffer und voluminöser wieder. Verblüffend gut gelingt dem Echo Show das verhältnismäßig gleichmäßige Beschallen eines Raumes. Selbst wenn man sich mehrere Meter hinter dem Lautsprecher aufhält, bleibt der Klang klar und deutlich. Die Lautstärke kann sich ebenfalls hören lassen; je nach Genre ließen sich im Test auch größere Räume damit locker und wohlklingend beschallen. Bei höheren Pegeln komprimiert der Echo Show den Bass- und Tiefmittenbereich, vor allem bei basslastiger Musik wie Drum’n’Bass oder Metal mit Drop-Tunings und Double-Bass-Gewittern.

Wem die integrierten Lautsprecher des Echo Show nicht genügen, der verbindet externe Boxen oder Kopfhörer via Bluetooth. Im Test klappte das mit einer Jawbone Minijambox und einem Sony MDR-ZX330BT prima. Smartphones und Tablets lassen sich als externe Soundquellen ebenfalls per Bluetooth einbinden. Die Verbindung stellt man ganz ohne App in den Einstellungen des Echo Show her; für das Verbinden von Smart-Home-Geräten ist man wiederum auf die (US-Version der) App angewiesen.

Volle Kante: Die Seitenansicht zeigt die eigenwillige Geometrie des Echo Show.

Fazit

Tabelle
Tabelle: Amazon Echo Show

Der Echo Show ist ein cooles Gerät mit recht gutem Klang, das Gehäuse hätte man sicher hübscher gestalten können. Der Mehrwert gegenüber seinen Geschwistern ohne Display macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn man wieder auf eines der bildschirmlosen Geräte wechselt. Denn „mal eben ein Video auf YouTube gucken“ oder To-do- und Einkaufslisten auf dem Display anschauen und editieren, will man nicht mehr missen.

Das volle Potenzial inklusive Smart-Home-Steuerung und Cloud-Musikdiensten kann man bisher nur mit einem amerikanischen Account und der amerikanischen App-Version abrufen. Für deutsche Nutzer lohnt sich der Kauf zurzeit noch nicht – sie warten lieber auf den Marktstart in Deutschland. (mre@ct.de)