c't 19/2017
S. 66
Vorsicht, Kunde
Haftung für DSL-Anschluss
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Viel Anschluss unter einer Nummer

Congstar berechnet 27.000 Euro für unerklärliche Verbindungen

Wer eine DSL-Flatrate mit Voice-Over-IP hat, rechnet nicht mit zusätzlichen Kosten. Wenn dann trotzdem eine horrende Rechnung kommt, hält man das eher für einen Scherz. Congstar meint es aber durchaus ernst.

Maria W. ist seit einigen Jahren DSL-Kundin bei Congstar und nutzt den Tarif „komplett 2 flex“. Dank Flatrate fallen ihre monatlichen Telefonrechnungen kaum höher als die Grundgebühr von 30 Euro aus. Ihre Fritzbox 7270, die ihr Congstar bei Vertragsschluss geliefert hatte, hat sie mit einem sicheren Passwort sowie einem von einem Tool generierten WPA2-Schlüssel gesichert. Zusätzlich lässt sie nur Geräte in ihr WLAN, deren MAC-Adresse bekannt ist. Die Firmware des Routers hält sie stets aktuell.

So staunte Maria W. nicht schlecht, als ihr Ende April ein Schreiben des Telefonanbieters ins Haus flatterte. Es sei möglich, hieß es in dem Brief, dass sie Opfer eines Hacking-Angriffes geworden sei. Dadurch seien Verbindungsentgelte nach Bosnien entstanden. Die Rechnung sei noch nicht erstellt und auch die konkrete Höhe der entstandenen Verbindungsentgelte noch unbekannt. Man gehe zwar nicht davon aus, dass die Kundin die Kosten bewusst durch Telefonie verursacht habe, schreibt Congstar. Dennoch sei sie „grundsätzlich verpflichtet“, ihre Hardware durch Updates und entsprechende Sicherheitseinstellungen zu schützen. Es sei sicher, dass bei ihr eine Sicherheitslücke bestanden haben müsse, da ein Schaden sonst nicht eingetreten wäre, so die Logik des Telekommunikationsanbieters. Bevor allerdings „Haftungsfragen diskutiert“ würden, wolle man zunächst auf eine einvernehmliche Lösung hinwirken, die der Kundin „entgegenkommen dürfte“. Es entspreche nicht Congstars Unternehmensphilosophie, seine Kunden auf dem Schaden sitzen zu lassen. Aus diesem Grund sei man bereit, „auf einen Großteil“ der Forderung zu verzichten.