Jetstream im Erdinneren
Das Magnetfeld der Erde, für das größtenteils elektrische Wirbelströme im flüssigen äußeren Erdkern verantwortlich sind, ändert sich kontinuierlich. Ein Weg, Informationen über die Entwicklung des Erdmagnetfeldes zu gewinnen, ist die Beobachtung aus dem All. Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat zu diesem Zweck drei identische Forschungssatelliten ins All befördert, die seit Ende 2013 die Erde umkreisen.
Aus den Daten der drei sogenannten SWARM-Satelliten, die Stärke, Orientierung sowie zeitliche Veränderung des Magnetfeldes messen, lassen sich wiederum Rückschlüsse auf die Dynamik im äußeren Erdkern ziehen. Und die hat es in sich: „Mithilfe der Satellitendaten konnten wir jetzt erstmals eine Art Jetstream, also eine außergewöhnlich starke Fließbewegung im äußeren Erdkern identifizieren“, erklärt Geophysiker Phil Livermore von der University of Leeds.
Es handelt sich dabei um einen mehr als 400 Kilometer breiten Strom aus flüssigem Eisen, der ringfömig unter Alaska und Sibirien verläuft und sich aktuell mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 Kilometern pro Jahr Richtung Westen bewegt. „Das ist dreimal schneller als die typische Fließgeschwindigkeit im äußeren Erdkern – und das Tempo nimmt zu“, verdeutlicht Livermore.
Aufmerksam auf das Phänomen wurde man durch ein auffälliges Magnetfeld-Muster in der nördlichen Hemisphäre. Angst müssen Menschen deshalb aber nicht haben: Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um einen langfristigen Fluktuationsprozess handelt, in dessen Verlauf sich die Strömung abschwächen und irgendwann auch umkehren wird. (pmz@ct.de)