c't 20/2017
S. 114
Hintergrund
Auto der Zukunft: Tanken
Aufmacherbild
Bild: Rudolf A. Blaha

Ob’zapft is!

Zukunft des Tankens

Um die gesamte Flotte von 45 Millionen Fahrzeugen von heute auf morgen zu elektrifizieren, benötigte man bei einer Fahrleistung von 15.000 km jährlich etwa 110 TWh. Würden alle Fahrzeuge gleichzeitig laden, bräuchte man viel Kupfer, damit die Netze nicht verglühen – oder doch nicht?

Glaubt man unserer Kanzlerin, stellt die fehlende Ladeinfrastruktur einen Hauptgrund für die Verbraucherzurückhaltung in Sachen E-Mobilität dar. Selbst mit Umweltprämie des Bundes und Abwrackprämie der Hersteller scheinen sich nur wenige Kunden für E-Autos zu interessieren. Reicht am Ende überhaupt der Strom, um die schöne Elektrowelt in Bewegung zu setzen?

Beim 2009 gegründeten Unternehmen „The Mobility House“ in München ist man in Sachen Ladeinfrastruktur optimistisch: „Wenn es um Strom geht, ist Deutschland wie Texas“, erklärt Geschäftsführer Marcus Fendt, „sobald Sie 70 Zentimeter buddeln, stoßen Sie auf ein Kabel“.

„Wir kümmern uns unter anderem um smarte Ladelösungen, bei denen ganze Fahrzeug-Cluster intelligent betankt werden“, so Fendt. Denn Strom ist wie Datenverkehr – päckchenweise verpackt lässt er sich kontrolliert ans Ziel bringen. Längst nicht für jede Fahrt muss das Elektroauto auf 100 Prozent aufgeladen werden. Die derzeitigen Tankgewohnheiten resultieren schlichtweg aus dem Mangel an passendem Treibstoff. Wir füllen den Tank randvoll, als ob es kein Morgen gäbe. Ein Umschwenken auf eine Kombination aus Wasserstoff und Brennstoffzelle würde daran kaum etwas ändern. Zudem: „Auch die Brennstoffzelle kommt bestenfalls auf einen Gesamtwirkungsgrad von 30 Prozent“. Das ist zwar besser als ein Verbrennungsmotor, aber ein E-Auto mit Batterien ist mit über 70 Prozent deutlich effizienter unterwegs.