c't 24/2018
S. 54
Test
Android-Smartphone
Aufmacherbild

Mehr Farbe fürs Smartphone

Android-Smartphone Sony Xperia XZ3 mit farbkräfigem Display

Zwischen den High-End-Handys der Kumpels sehen die Sony-Smartphones mit ihren LCDs etwas blass aus, doch das Xperia XZ3 hält jetzt dank OLED-Display erfolgreich dagegen. Die Ausstattung liest sich auf dem Papier gut, und so waren wir auf Laufzeiten und Fotos gespannt.

Endlich OLED, endlich schwarzes Schwarz und knackige Farben – auch wenn die LCDs in den bisherigen Sony-Smartphones nicht unbedingt schlecht waren, brilliert das 6 Zoll große Display des Xperia XZ3 mit größerem Farbraum und höherem Kontrast. Da bei OLEDs nur die eingeschalteten Pixel Strom benötigen, ist nun auch eine Always-on-Anzeige möglich, die im Standby Uhrzeit und Benachrichtigungen anzeigt, ohne viel Akkulaufzeit zu kosten. Im Sonnenlicht ist das Display gut ablesbar, weil die Automatik auf 750 cd/m2 aufdreht, eine der höchsten Helligkeiten auf dem gesamten Markt.

Der schwarze Android-Hintergrund verschleiert, wie viel Platz Rahmen und Display einnehmen. Startet man eine App, wird deutlich, dass die seitlichen, nach hinten gebogenen Ränder nicht besonders schmal sind und dass auch der obere und untere Rand nicht nach modernem rahmenlosen Design aussehen. Daher ist das XZ3 größer als andere 6-Zoll-Telefone, fasst sich aber durch die abgerundeten Seiten gut an.

Eine Besonderheit verspricht Sony für die Seiten: Sie seien drucksensitiv. Doch wie kräftig man auch den Rahmen quetscht, es passiert nichts. Tatsächlich sind es die Displayränder, die auf Berührung reagieren; die Finger müssen also den Bildschirm berühren. Dann öffnet ein Doppeltipp mit dem Daumen ein konfigurierbares Menü mit Apps und Schnelleinstellungen. Ein Streichen von oben nach unten oder unten nach oben wird als Zurück-Geste interpretiert – und das erwies sich als überraschend praktisch.

Nach etwas Üben und Feintuning der Einstellungen – Sony packt sie konsequent ins Display-Menü unter Erweitert/Seitensensor – gelingen die Gesten ganz gut. Das sollte man aber möglichst vor dem Kauf ausprobieren, denn möglicherweise lösen gewohnte Bewegungen etwa beim Umgreifen ungewollte Befehle aus. Stören sie nur in einzelnen Apps, lassen sie sich für diese deaktivieren. Alternativ schaltet man den Seitensensor komplett aus.

Ungewohnt feinfühlig reagiert der Lagesensor, wodurch sich das Display häufig schon dreht, wenn man das Handy nur ablegt, hochnimmt oder es nicht ganz plan auf dem Tisch liegt. Wir haben das automatische Drehen daraufhin ausgeschaltet.

Installiert ist Android 9 mit aktuellem Sicherheitspatch. Die neue Gestensteuerung fehlt allerdings, also steuert man weiterhin über die drei virtuellen Android-Tasten unten auf dem Display. Android ist ein wenig angepasst, man findet sich aber zurecht. Auch die Zahl der überflüssigen Apps hält sich in Grenzen.

Die Lautsprecher klingen für Handy-Verhältnisse gut mit leichtem Stereo-Effekt. Auch der beiliegende Kopfhörer bringt für einen mitgelieferten In-Ear-Stöpsel einen schönen und klaren Sound, muss kurioserweise aber mit dem mitgelieferten USB-C-Adapter angeschlossen werden, da dem Handy eine Audiobuchse fehlt. Im Einstellungsmenü finden sich außer einem Equalizer sechs verschiedene Klangverbesserungsmöglichkeiten – Sony hält offenbar keine davon für gut genug, um allein zu bestehen.

Fotografie

Eine einzelne Rückkamera ist eingebaut, die Sony durch umfangreiche Software zu verbessern versucht. Sie nimmt eigentlich ganz schöne Fotos auf, die aber etwas dunkel geraten, dadurch in den Schatten wenige Details behalten und sogar bei gutem Licht ein leichtes Rauschen zeigen. Bei nachlassendem Licht bleiben die Farben gut, das Rauschen nimmt weiter zu, immerhin harmonisch. Die Automatik löst manchmal erst nach einer Gedenksekunde aus; von hastig geschossenen Schnappschüssen fehlten dadurch einige.

Damit reicht die Kamera nicht ganz an die von High-End-Telefonen wie dem Galaxy S9 heran. Auch die Fotos des Pixel 3 gefielen uns etwas besser. Gegenüber S9+ oder iPhone Xs fehlt zudem die Tele-Kamera. Von der oberen Mittelklasse hebt sich das XZ3 aber ab, beispielsweise liefert es im Vergleich zum OnePlus 6 bessere Kontraste und mehr Details.

Laufzeit und Hardware

Tabelle
Tabelle: Android-Smartphone

Die Laufzeiten liegen auf Niveau eines Galaxy S9 oder iPhone X, lediglich beim Spiele-Test lief das XZ3 mit 8,2 Stunden so lange wie die Spitzengeräte. Unsere anderen Laufzeittests absolviert es mit 10 bis 11 Stunden, wobei die Langläufer wie OnePlus 6 und Huawei P20 Pro dort über 15 Stunden durchhalten. Für einen anspruchsvollen Tag bietet der Akku genug Saft. Er braucht fast drei Stunden für eine volle Ladung, was mittlerweile eher langsam ist. Drahtlosladen per Qi ist möglich, pausierte auf unserem Schnelllader wegen Überhitzung aber alle paar Minuten.

Von den 64 GByte Speicher sind nur bescheidene 41 GByte frei. Der Snapdragon 845 gehört zu den schnellsten SoCs am Markt und liefert entsprechend Leistung satt für Spiele und Anwendungen. Er drosselt aber wie auch im Pixel 3 sehr schnell um etwa 25 Prozent. Das stört in der Praxis nicht, auch dann ist er noch schneller als die meisten Konkurrenten.

Fazit

Trotz tollem und extrem hellem OLED-Display: So ganz schafft das Xperia XZ3 den Anschluss an die Spitzenklasse nicht, dafür bedarf es besserer Fotos, längerer Laufzeiten und vielleicht eines Designs, das nicht nach Googles Pixel-Modellen aus dem Vorjahr aussieht.

Rund 750 Euro will Sony für das XZ3 haben. Für etwas weniger Geld bekommt man auch ein Huawei P20 Pro mit mehr Speicher und Dreifach-Tele – oder ein Samsung Galaxy S9+ mit besserer Kamera. Beide haben allerdings nicht den drückbaren Rand. Den gibts alternativ beim auch sonst sehr ähnlichen und inzwischen etwas günstigeren HTC U12+, dort ist er aber nicht so flexibel konfigurierbar. (jow@ct.de)