c't Extra 2019
S. 194
Web-Tipps
Visual 6502, GeoCities, One Million Dollar Homepage

6502 von innen

visual6502.org/JSSim

Der 6502 war einer der wichtigsten Prozessoren der 8-Bit-Homecomputing-Ära. Er fungierte als Herz des Apple I, II und III, verrichtete im C64 (als 6510) seinen Dienst und war in diversen weiteren Homecomputer-Systemen zu finden.

Im Vergleich zu heutiger Hardware ist der Prozessorklassiker spektakulär simpel aufgebaut. Die Betreiber der Site Visual6502.org haben ihn als Simulation nachgebaut. Sie haben dabei nicht einfach nur die Logik des Chips, sondern seinen physischen Aufbau nachgebildet. Dazu haben sie die einzelnen Schichten des Prozessors Lage für Lage freigelegt, fotografiert und aus den Aufnahmen Polygonmodelle der einzelnen Komponenten angelegt.

Während ein Programm abläuft, sieht man, welche Komponenten eine logische 1 oder 0 tragen. So kann man dem Prozessor dabei zusehen – auf Wunsch Takt für Takt –, wie er Daten lädt oder Rechenoperationen durchführt. Jedes einzelne Element der Chipstruktur lässt sich während der Simulation nachverfolgen. Der Besucher kann in die Simulation hineinzoomen, um einzelne Schaltkreise gezielt unter die Lupe zu nehmen. Neben dem virtuellen 6502 gibt es ähnliche Simulationen auch für den ARM1 und den 6800, zwei weitere Prozessorklassiker. (jo@ct.de)

Virtuelle Nachbarschaften

archiveteam.org/index.php?title=GeoCities

blog.geocities.institute

deletedcity.net

Eine private Homepage – das war in der Frühzeit des Web oft eine Präsenz bei GeoCities. Der 1994 gegründete werbefinanzierte Hoster war in der Phase, in der das Web die Universitäten verließ und zu einem Massenphänomen wurde, wie ein Vorläufer von MySpace, Facebook & Co.: Er bot eine einfache Möglichkeit für Web-Neulinge, sich online zu präsentieren und mit anderen zu vernetzen. Die Homepages waren nach ihrem Inhalt in 29 „Städten“ beheimatet, die nach realen Städten oder Regionen benannt waren.

Yahoo kaufte die Plattform im Jahr 1999 zum Höhepunkt der Dotcom-Blase für knapp 3,6 Milliarden Dollar. Der neue Besitzer war bei vielen GeoCities-„Bewohnern“ unbeliebt, was dazu führte, dass etliche abwanderten: der Anfang vom Ende. 2009 wurde der Dienst zunächst in den USA geschlossen; der japanische Ableger hielt sich am längsten, nämlich bis März 2019.

In den letzten Tagen der US-GeoCities haben Aktivisten wie das ArchiveTeam viele der Accounts gesichert, um dieses wichtige Stück Internet-Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. Jeder kann das etwa 650 GByte große Paket herunterladen und sich darin als Web-Archäologe betätigen, wie es etwa die Künstler Olia Lialina und Dragan Espenschied auf ihrem Blog One Terabyte of Kilobyte Age tun. The Deleted City 3.0 versucht GeoCities als interaktive Straßenkarte wiederaufleben zu lassen, die die Struktur des Dienstes widerspiegelt. (jo@ct.de)

Ein Pixel, ein Dollar

milliondollarhomepage.com

In der Frühzeit des Internets war Online-Werbung relativ simpel. Mitunter genügte es, eine gute Idee zu haben, um ein kleines Vermögen zu machen. Der britische Student Alex Tew etwa hat auf seiner The Million Dollar Homepage eine 1000 mal 1000 Pixel große virtuelle Werbefläche verkauft; jedes Pixel kostete einen Dollar. Kunden konnten „ihre“ Pixel frei gestalten und mit einem Link versehen. Viele Firmen kauften gleich größere Flächen, um im Pixelbrei überhaupt sichtbar zu werden. Vom Erfolg der Aktion kann man sich noch heute überzeugen, wenn auch die Site viele ihrer Kunden überlebt hat – etliche Links weisen ins Leere. (jo@ct.de)

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