Klein, aber fein
Wie Gigaset in Bocholt Smartphones baut
Im Hochlohnland Deutschland werden seit 2018 wieder Handys produziert. Ein enges Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine macht es möglich.
Zügig und konzentriert verbindet Beate Heidtkamp das filigrane Antennenkabel mit dem Mainboard des Smartphones. Dann nimmt die Gigaset-Mitarbeiterin einen Akku aus dem Regal und zieht mit der Pinzette eine Schutzfolie ab. Den nächsten Arbeitsschritt übernimmt ein stählerner Kollege: Ein Roboterarm klebt den Akku mit exakt dosiertem Druck ein. Danach folgen noch etwa zehn weitere Arbeitsschritte, immer im Wechsel zwischen Mitarbeiterin und Roboter. Nach sechs Minuten ist das Gigaset GS290 fertig und landet in einem Karton mit dem Aufdruck „Made in Germany“.
Eine deutsche Handyfabrik? Ja, das gibt es tatsächlich (wieder). Der vor allem für DECT-Telefone bekannte Hersteller Gigaset baut seit 2018 einige Smartphone-Modelle in seinem Werk in Bocholt im Münsterland zusammen. Das ist in der Bundesrepublik einzigartig: Bei Benq-Siemens im benachbarten Kamp-Lintfort gingen 2006 die Lichter aus, Nokia machte sein Bochumer Handywerk 2008 dicht. Die beiden Konzerne konnten – oder wollten – sich die Produktion am Hochlohnstandort Deutschland nicht mehr leisten. Insgesamt verloren rund 6000 Menschen ihre Jobs.