c't 12/2020
S. 140
Praxis
Bücher und eBooks selbst verlegen
Bild: Albert Hulm

Der Ich-Verlag

Bücher und E-Books in Eigenregie herausgeben

Ein eigenes Buch veröffentlichen, ohne bei Verlagen Klinken zu putzen, ist dank Selfpublishing-Diensten kein Problem. Auf den Autor, Setzer und Verleger in Personalunion wartet aber einiges an Arbeit.

Von Matthias Matting

Noch vor wenigen Jahren standen Nachwuchsschriftsteller und Autoren vor einer sehr hohen Hürde: einen Verlag zu finden, der das eingereichte Manuskript für druckwürdig und verkaufsfähig hält – wenn er es denn überhaupt anschaut.

Seit der Einführung von Selfpubli­shing-Diensten kann jeder, der einen Roman, eine Kurzgeschichten- oder Gedichtesammlung, ein Fach- oder Sachbuch im Kopf oder als fertiges Manuskript in der Schublade hat, sein Werk in Eigenregie als E-Book oder gedruckte Ausgabe publizieren – ohne jemanden vorher fragen zu müssen.

Auch namhafte und erfolgreiche Autoren wie E. L. James („50 Shades of Grey“) oder Andy Weir („Der Marsianer“) haben diesen Weg gewählt. Zwei Drittel der 100 meistverkauften E-Books bei Amazon sind verlagsunabhängig veröffentlicht worden; die 100 meistverkaufenden Selfpublisher kommen dort auf 26 Millionen Euro Jahresumsatz. Und doch haftet dem selbst verlegten Buch oft noch der Ruf des wertlosen Schunds an. Das liegt zum einen daran, dass sich vor allem in den E-Book-Shops neben echten Perlen auch zahllose Werke untalentierter Möchtegern-Schriftsteller mit der Hoffnung auf Ruhm und Reichtum tummeln. Aber auch gute Autoren lassen sich leicht verleiten, ihre Texte schlampig oder überhaupt nicht lektorieren zu lassen. Das merken Leser. Immer.

Zum anderen gibt es viele selbst verlegte Bücher, die durchaus lesenswert sind, sich aber weit unter Wert verkaufen oder schlicht nicht wahrgenommen werden. Als Selfpublisher ist man eben nicht nur Textautor, sondern muss all das übernehmen, was normalerweise ein Verlag leistet – oder sich professioneller Hilfe bedienen. Das betrifft nicht nur Korrektorat und Lektorat, sondern auch die Gestaltung (Satz, E-Book-Aufbereitung) und das Coverdesign. Für eine professionelle Wirkung müssen auch Klappentext, Inhaltsangaben im Shop und die (Selbst-)Vermarktung stimmen.

Komplett fehlendes Schreibtalent lässt sich weder kaufen noch mit Software kompensieren. Einen guten Text als (hoffentlich) erfolgreiches Buch unter möglichst viele Leser zu bringen, ist dagegen vor allem eine Sache von erlernbarem oder zukaufbarem Know-how sowie von Fleiß und Geduld.

Dabei kommt es durchaus vor, dass Verlage auf erfolgreiche Selfpublisher aufmerksam werden und von sich aus an sie herantreten. Viele Verlage haben die anfängliche, teils in eigener Existenzangst begründete Ablehnung von Selbstverlegern mittlerweile längst aufgegeben und diese als interessantes Nachwuchspotenzial entdeckt. Wir zeigen in diesem Beitrag, was nach dem Schreiben der letzten Seite auf Sie zukommt, bis Ihr eigenes Buch im Handel steht.

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