c't 17/2020
S. 146
Praxis
Videokonferenzen mit BigBlueButton
Bild: Thorsten Hübner

Lernen mit dem blauen Knopf

Mit BigBlueButton Videokonferenzen und virtuelle Workshops durchführen

Die Open-Source-Lernplattform BigBlueButton stellt virtuelle Räume für Videochats und Online-Seminare zur Verfügung, die Teilnehmer schalten sich per Browser zu. Die Software ist in einer halben Stunde auf einem Server unter eigener Kontrolle eingerichtet.

Von Kim Sartorius

Auch wenn die Schulen langsam ­wieder öffnen und die Unis vereinzelt Präsenzveranstaltungen planen: Viele Professoren und Lehrer unterrichten noch aus dem Homeoffice. An der Ostfalia, Hochschule für angewandte Wissenschaften, finden dieses Semester sogar Prüfungen online statt. Studierende des Online-­Studiengangs Medieninformatik schreiben Klausuren mit eingeschalteter Webcam und Mikrofon im Online-Portal oder stellen sich mündlichen Prüfungen via Adobe Connect. Für die Lehre per Videokonferenz braucht es Programme, die mit hohen Teilnehmerzahlen klarkommen und leicht zu bedienen sind. 2007 entwickelten Studenten der Carleton University in Ottawa den ersten Testkandidaten des Open-Source-Programms BigBlueButton (BBB). Dieses eignet sich nicht nur für Lehrveranstaltungen, sondern auch für Vereine und Organisationen, die ihre Treffen online abhalten. Neben einem gemeinsamen Videochat bietet die Software Breakout-Räume, in denen sich Teil­nehmer in kleinen Gruppen treffen und besprechen können sowie Whiteboards fürs gemeinsame Brainstorming. Bis zu 150 Teilnehmer sollen BBB gleichzeitig nutzen können. Der Hersteller empfiehlt, eine Zahl von 100 Personen nicht zu überschreiten.

Los gehts!

Man kann BBB händisch auf einem eigenen Server Schritt für Schritt installieren, die Entwickler haben aber ein Skript gebastelt, das auf einem frisch aufgesetzten Server in weniger als 30 Minuten durchläuft. Dafür braucht es einen 64-Bit-Ubuntu-­16.04-Server mit einem Linux-­Kernel ab Version 4, mindestens 8 GByte RAM und 4 CPU-Kernen. Der Server sollte wegen der hohen Anforderungen an die Bandbreite idealerweise im Rechen­zentrum stehen und nicht hinter einem DSL-Router. Die TCP-Ports 80 und 443 sowie die UDP-Ports 16384 bis 32768 müssen erreichbar sein. Achtung: es ist nicht Ubuntu ab Version 16.04 gemeint. Die Hersteller weisen darauf hin, dass der BBB-Server für die schnelle Installation genau 16.04 als OS-Version braucht. Port 80 darf zudem von keiner andere Anwendung genutzt werden. Um Mikrofone, Webcams und Bildschirme über „Web Real-Time Communications“ (WebRTC) teilen zu können, muss der Server übers Internet erreichbar sein und über einen „Fully Qualified Domain Name“ (FQDN) und ein gültiges SSL-Zertifikat verfügen. Anderenfalls lässt sich BBB nicht über HTTPS aufrufen, was für Browser ein ­Sicherheitsrisiko darstellt. Wer möchte, überlässt es BBB, ein SSL/TLS-Zertifikat zu installieren. Als Bandbreite empfiehlt das Entwicklerteam serverseitig 1 GBit pro Sekunde für Up- und Downstream. Weniger als 100 MBit pro Sekunde kann zu Audio- und Videoproblemen führen.

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