c't 19/2020
S. 3
Standpunkt

Mozilla: Too little, too late

Die Mozilla Corporation, deren Aufgabe die ­Entwicklung des Firefox-Browsers ist, will ein Viertel ihrer Belegschaft entlassen. Mozillas massiver Kahlschlag ist ein großer Schreck für Entwickler, Nutzer und das Web als Ganzes. Auch weil rumgeeiert wurde, statt die Probleme und Kündigungen zu erläutern und damit Transparenz zu schaffen. Statt offizieller Mitteilungen gab es nur hektische Tweets von traurigen, gekündigten Entwicklern. Das passt leider zu Mozilla.

Die Firma war nie gut darin, sich und ihre ­Produkte zu verkaufen oder Marktchancen richtig einzuschätzen. Sie hat sich gern auf periphere Projekte konzentriert, die zum Moment passten, aber zu spät fertig wurden und einen Markt bedienen wollten, der nicht existierte. Auch beim Kernprodukt Firefox hat Mozilla echte Chancen verpasst. Firefox OS und Gruppenrichtlinien sind zwei gute Beispiele.

Die ersten Smartphones mit Firefox OS erschienen im Frühjahr 2013. Android und iOS hatten den Markt bereits seit fünf Jahren im Griff. Nokia und Blackberry sind zur gleichen Zeit am Marktdruck kaputtgegangen. Mozilla wollte mit billigen Smartphones dagegenhalten und ignorierte die Schwemme billiger Android-Handys ebenso wie die Tatsache, dass Menschen ohne Weiteres bereit sind, sich für ein überteuertes iPhone auf Jahre zu verschulden.

Gruppenrichtlinien hätten Firefox jahrelang hochattraktiv für die Admins von Millionen ­Nutzern gemacht. Besser als der Internet Explorer war der Browser ja, es fehlte die Möglichkeit, ihn in Windows-Unternehmensumgebungen zu integrieren. Das Gold lag auf der Straße, aber Firefox führte Gruppenrichtlinien erst 2019 ein – neun Jahre nach Chrome und viel zu spät.

Die Fehler der Vergangenheit machen aber auch Mut für die Zukunft. Denn sie zeigen, dass Mozilla selbst an kolossalen Fehlplanungen nicht scheiterte und auch diese Krise überleben kann.

Merlin Schumacher

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