c't 19/2020
S. 76
Titel
Digitale Souveränität: Der EU-Prozessor

Souverän rechnen

Digitale Souveränität bei Prozessoren

Die EU fördert die Entwicklung von Prozessoren, um die Abhängigkeit von Zulieferern aus China und den USA zu reduzieren. Wichtig ist das etwa für Supercomputer, Rüstungstechnik, Luft- und Raumfahrt, aber auch für Schlüsselbereiche der ­Industrie und für kritische Infra­strukturen.

Von Christof Windeck

Der Streit um die chinesische Firma Huawei als Zulieferer für Telekommunikationsnetze zeigt das Problem: Was passiert, wenn Hardware in wichtigen Infrastrukturen Hintertüren enthält, die sich für Spionage und Sabotage nutzen lassen? Die Mitglieder der Europäischen Union (EU) sind bei vielen Halbleitern auf Zulieferer aus China, Taiwan, Südkorea, Japan und den USA angewiesen. Durch manipulierte Chips oder stockendem Nachschub wegen Handelskriegen oder gar militärischen Auseinandersetzungen drohen schwere Probleme, auch für die Wirtschaft: Die für Deutschland wichtige Automobilbranche etwa setzt zunehmend auf Digitaltechnik.

Die European Processor Initiative (EPI) will 2021 ihren ersten Prozessor „Rhea“ mit ARM- und RISC-V-Kernen ­vorstellen.
Bild: European Processor Initiative (EPI)

Es gibt also gute Gründe, wieder mehr Kompetenz zur Halbleiterentwicklung innerhalb der EU aufzubauen. Deshalb fördert die EU die European Processor Initiative (EPI) im Rahmen des Programms Horizon 2020 mit rund 120 Millionen Euro. Die EPI ist zudem Teil des „EuroHPC Joint Undertaking“ zum Aufbau von Hochleistungsrechentechnik (High Performance Computing, HPC), in das die EU und die teilnehmenden Länder sogar 1 Milliarde Euro buttern. Ziel ist ein Supercomputer mit rund 1 Exaflops Rechen­leistung, mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Top500-Spitzenreiter Fugaku aus Japan mit 416 Petaflops.

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