Digitales Überholmanöver
E-Rezept und Patientenakte schalten in den nächsten Gang
IBM und RISE entwickeln die Infrastruktur für das E-Rezept, das am 1. Juli 2021 starten soll. Die elektronische Patientenakte wandert derweil von der Gesundheitskarte in die Cloud.
Jedes Jahr werden in Deutschland über 500 Millionen Rezepte ausgestellt, zur Apotheke gebracht und dort eingelöst. Die Digitalisierung dieses Verfahrens, die bis 2022 zum Standard werden soll, könnte Arztpraxen, Apotheken und Versicherte gleichermaßen entlasten. Für die Umsetzung des E-Rezepts hatte die zuständige Projektgesellschaft Gematik im Mai 2020 zwei Fachdienste ausgeschrieben, die aus Gründen des Datenschutzes organisatorisch voneinander unabhängig sein müssen. Mitte November hat sie im Umfeld der virtuellen Medizinmesse Medica die Sieger verkündet.
IBM Deutschland erhielt demnach den Zuschlag für das Serversystem, auf dem der Arzt die verschlüsselten Rezepte speichert und von dem der Pharmazeut sie abholt, nachdem der Versicherte sich für eine Apotheke entschieden hat. Der Quellcode des Fachdienstes soll vorab als Open Source veröffentlicht werden. Ausgeschrieben hatte die Gematik außerdem das Identifikationssystem (Identity Provider), das die Berechtigungen von Ärzten und Apothekern prüft, Rezepte auszustellen und zu verarbeiten. Damit beauftragte die Gematik nun die österreichische Firma RISE (Research Industrial Systems Engineering), die sich dabei an die Spezifikation OpenID Connect halten muss. Beide Firmen sind in der Telematik-Infrastruktur (TI) im deutschen Gesundheitswesen keine Unbekannten: IBM entwickelte für die Techniker Krankenkasse die elektronische Gesundheitsakte „TK-Safe“; RISE ist Hersteller der „Konnektoren“, mit denen Praxen, Apotheken und Krankenhäuser an die TI angeschlossen werden.