c't 3/2020
S. 44
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Bit-Rauschen

AMD-Übermacht, Flash-Preise und China-Wirren

Nach der CES 2019 war auch die CES 2020 eine glückliche Messe für AMD. Intels Schwäche könnte AMD aber ermüden lassen. Experten erwarten einen SSD-Preisanstieg und die USA ärgern China weiterhin.

Nach der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas steht Intel noch schlechter da als zuvor: AMD übertraf mit den Achtkern-Mobilprozessoren Ryzen 4000U und Ryzen 4000H alle Erwartungen. Anders als bei Desktop- und Server-Prozessoren lag Intel bei jenen für Notebooks noch ganz gut im Rennen, fällt nun aber zurück. Wie sinnvoll acht Kerne bei 15 Watt nomineller Leistungsaufnahme sind, können allerdings erst fertige Notebooks zeigen: Auch AMD kann nicht zaubern und wenn die CPU ihre Abwärme nicht loswird, entfaltet sie auch ihre Rechenleistung nicht. Doch AMD hat ja auch Vier- und Sechskerner und wenn es wirklich acht sein müssen, nimmt man womöglich besser den 45-Watt-Typ 4000H in einem dickeren Gaming-Notebook. AMD erwartet über 100 neue Ryzen-Notebooks und hat laut Gerüchten doppelt so viele 7-Nanometer-Wafer beim Auftragsfertiger TSMC für 2020 bestellt wie 2019. Die Käufer stehen anscheinend Schlange: Sogar Intel-Liebling Dell hat mit lautstarker Kritik an Intel den Boden für mehr AMD-Notebooks bereitet.

Müde wirkte Intels Versuch, auf der CES mit dem Achtkerner Comet Lake-H zu kontern: Der hängt immer noch bei 14 Nanometern fest und Intel nannte nicht einmal einen konkreten Liefertermin. Laut einem schadenfrohen Witz wirbt Intel nun mit doppelt so breiten Strukturen wie AMD. Allerdings muss AMD nun auch erst einmal beweisen, liefern zu können: Bei Notebooks geht es um doppelt so große Stückzahlen wie bei Desktop-PCs.

Ein geschickter Schachzug von AMD ist der Athlon Gold 3150U alias Dali mit nur zwei Kernen für Billig-Notebooks. Darin steckt bewährte 14- oder 12-Nanometer-Technik, die AMD seit 2017 von Globalfoundries zukauft und bisher als „Ryzen Embedded“ für Industriecomputer vermarktet. Mit Athlon Gold und Silver könnte AMD von Intels Lieferschwierigkeiten bei „Atom-Celerons“ profitieren.

Immerhin hat Intel auf der CES bekräftigt, noch 2020 die zweite Generation „Tiger Lake“ von 10-Nanometer-Mobilprozessoren zu bringen, in denen die sagenumwobene Xe-GPU steckt. Und letztere soll eben auch in Form von separaten Grafikkarten kommen: Intel führte wenigen Journalisten eine erste Entwicklerversion der „Discrete GPU“ DG1 vor. Aber auch hier gilt: Liefertermin Fehlanzeige.

Zum Desktop-Zehnkerner Comet Lake-S alias Core i9-10900K tauchte bloß eine Liste mit LGA1200-Mainboards von Asus auf, alle bestückt mit Serie-400-Chipsätzen wie Z490. Außerdem munkelt man, dass Intel den Core i9-10900K gegenüber dem Core i9-9900KS um 30 Prozent beschleunigen will – aber selbst damit käme er nicht am Ryzen 9 3950X vorbei.

Intels Schwäche könnte dazu führen, dass AMD Tempo rausnimmt: Wieso sollte man zur Computex die nächste Ryzen-Generation mit Zen-3-Technik bringen, wenn man jetzt schon vorne liegt? Zur Computex sind aber noch Desktop-Versionen – vermutlich als Ryzen 4000G – der neuen Mobil-Kombiprozessoren zu erwarten, also bis zu acht Kerne inklusive Vega-GPU. AMD will wohl lieber den Performance-Vorsprung in klingende Münze verwandeln, wie die Preisgestaltung des 64-Kerners Ryzen Threadripper 3990X für 3990 US-Dollar andeutet (siehe S. 47).

SSD-Preisanstieg droht

Angesichts von US-Sanktionen gegen China und Angriffen auf iranische Terrorfürsten fährt die Wirtschaft Schlingerkurs. Da sind Prognosen schwierig. Die taiwanischen Speicherchip-Marktforscher von Trendforce – sie gehören zur gleichen Firma wie die Spotmarkt-Börse DRAMeXchange – meinen, dass NAND-Flash um 40 Prozent teurer werden könnte. Demnach haben die wenigen verbliebenen Flash-Hersteller Samsung, SK Hynix, Toshiba/Kioxia/WD und Micron keine Lust, viel Geld in höhere Kapazitäten zu stecken: Bei allen brach 2019 der Gewinn ein, weil Flash- und DRAM-Preise ins Tal rauschten. 2020 sollen die Chip-Umsätze aber wieder wachsen – ob durch höhere Stückzahlen oder höhere Preise, bleibt abzuwarten.

Intel zeigte auf der CES kurz die hauseigene Grafikkarte DG1 mit Xe-GPU, aber noch als Muster für Entwickler.

Die US-Regierung versucht weiterhin, in die chinesische Chip-Suppe zu spucken: Angeblich setzte man die niederländische Firma ASML unter Druck, keine EUV-Lithografiesysteme nach China zu liefern. Dazu wollte sich ASML nicht äußern. Manche Beobachter erwarten aber ohnehin, dass die Pläne für hausgemachte chinesische Prozessortechnik ins Stocken geraten: Demnach wurden mit Subventionen zu viele Projekte angeleiert, die wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg haben. (ciw@ct.de)