c't 7/2020
S. 58
Aktuell
Sensoranzug für VR

Elektrischer Anzug

Teslasuit: Sensoranzug erzeugt Muskelkontraktionen

Als ob man Regen am ganzen Körper spürt: Ein mit Sensoren und Muskelstimulations-Elektroden vollgestopfter Anzug soll virtuelle Umgebungen realistischer machen. Wir haben das futuristische Kleidungsstück aus­probiert.

Von Jan-Keno Janssen

Das Holodeck ist seit Jahrzehnten der ultimative Science-Fiction-Traum: Die visuelle Komponente ging dank Virtual-Reality-Headsets schon ganz ordentlich in Erfüllung, beim Fühlen hapert es allerdings noch gewaltig. Man kann zwar bereits per natürlicher Handbewegung virtuelle Türen öffnen, nur spürt man dabei keinen Widerstand – was das Echtheits-Gefühl empfindlich stört. Teslasuit will dieses Problem nun mit einem speziellen Anzug lösen. Ich konnte den Anzug bei Teslasuit ausprobieren.

Unter den Ausbuchtungen am Rücken stecken die Akkus für den Teslasuit.
Bild: Teslasuit

Im Teslasuit-Anzug stecken 80 Elektroden, die Muskeln künstlich stimulieren. Im besten Fall kontrahieren sich also beim virtuellen Türöffnen die gleichen Muskeln, die auch in der echten Welt zum Einsatz kommen. Das Prinzip ist identisch mit einer Technik, die inzwischen in einigen Fitnessstudios angeboten wird: Elektromyostimulation (EMS) soll hier zu intensiveren Muskelkontraktionen führen und so das Trainingsergebnis verbessern.

Vor unserem Probelauf steht der Gang in die Umkleidekabine: Der mehrere Kilogramm schwere Teslasuit sieht auf den ersten Blick aus wie ein Neoprenanzug zum Tauchen in kühlen Gewässern – und ist ähnlich fummelig anzuziehen. Die fünf Millimeter dicke Neoprenschicht sorgt nämlich nicht gerade dafür, dass der Anzug geschmeidig über den Körper gleitet, man muss schon ein wenig Gewalt anwenden. Vor allem, weil der Teslasuit nur ordentlich funktioniert, wenn er sehr eng anliegt. Dass das hier kein normaler Tauchanzug ist, darauf deuten lediglich die dicken Ausbuchtungen am Rücken hin. Darunter befinden sich Akkus, die den Anzug acht bis zehn Stunden lang mit Strom versorgen sollen. Ich schaue mich im Spiegel an und fühle mich ein bisschen wie Iron Man; die im Anzug angedeuteten Bauchmuskeln kaschieren wirkungsvoll meine Plauze.

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