Rettung naht
Denon und Marantz: Adapterbox für AV-Receiver mit HDMI-Bug
Ein Fehler im HDMI-2.1-Chip stört das Zusammenspiel zwischen Audio/Video-Receivern und Xbox Series X. In rund einem Monat soll eine Lösung für eine Reihe betroffener Geräte bereitstehen.
Vor mittlerweile sechs Monaten deckte c’t auf, dass Panasonic Solutions (heute Nuvoton Technology Corporation Japan) bei der Konstruktion seiner HDMI-Chips eine Panne unterlaufen war (c’t 23/2020, S. 14). In der Folge können die HDMI-2.1-tauglichen AV-Receiver von Denon, Marantz und Yamaha keine Videos in 4K-Auflösung mit 120 Bildern pro Sekunde und erhöhtem Kontrastumfang (HDR) oder in 8K-Auflösung von Microsofts Xbox Series X (XSX) an einen kompatiblen Fernseher übertragen.
Auslöser des Problems ist eine fehlerhafte Implementierung des mit HDMI 2.1 eingeführten Übertragungsverfahrens FRL („Fixed Rate Link“) im HDMI-Chip der AV-Receiver. Im Zusammenspiel mit Sonys Playstation 5 funktionieren die Geräte fehlerfrei, da diese zwar bei der HDMI-2.1-Übertragung auch FRL nutzt, die Videobits aber (vereinfacht ausgedrückt) in einem anderen Muster über die Leitungen schickt.
Sound United hat nun als erster Hersteller eine Lösung für seine 14 betroffenen Modelle der Marken Denon und Marantz angekündigt. Das Unternehmen will ab Ende Mai einen neuen HDMI-Adapter namens SPK618 in Europa ausliefern. Betroffene Kunden in Deutschland, Österreich und den Niederlanden erhalten die Low-Profile-Box zum Anschluss an den AV-Receiver während dessen Garantiezeit kostenfrei nach Hause. Die Abwicklung läuft über spezielle Websites, die Mitte Mai scharf geschaltet werden.
Funktionsweise
Der Adapter nimmt das Eingangssignal der XSX an seinem HDMI-Eingang entgegen, dekodiert es und kodiert es in einem für den AV-Receiver verständlichen Muster neu, bevor er es an diesen wiederum per HDMI ausgibt. Laut Sound United dauert dieser Vorgang 50 bis 80 Mikrosekunden, sodass keine hörbare oder beim Spielen spürbare Latenz auftrete. Auch seien beim nun nutzbaren 4K/120Hz- und 8K-Signal keine Qualitätseinbußen zu befürchten.
Im Gehäuse des Adapters befindet sich ein HDMI-Chip von Nuvoton, der alle FRL-Muster korrekt beherrscht – also der Prozessor, der von Beginn an in den AV-Receiver hätte stecken sollen. Er kommt auch in seit April produzierten Receivern statt des fehlerhaften Chips zum Einsatz, sodass man für diese Modelle keinen Adapter mehr benötigen wird.
Auf Nachfrage von c’t bestätigte Sound United, dass man nach Ablauf der Garantiezeit der betroffenen Receiver keine weitere Auslieferung der HDMI-Adapter plane. Allerdings beträgt die Garantiezeit beim AVC-X6700H fünf Jahre – und selbst danach könnten Kunden wohl das Board im Receiver gegen eines mit fehlerfreiem HDMI-Chip austauschen lassen. Das wäre dann allerdings eventuell kostenpflichtig.
Nach eigener Aussage dachte Sound United erst über einen Board-Tausch nach. Dies hätte aber bedeutet, dass die Geräte zum Hersteller und zurück hätten transportiert werden müssen – mit entsprechendem Transportrisiko. Auch die Idee, den Adapter in Form eines Sticks anzubieten, habe man schnell verworfen: Zum einen hätten einige Anwender Probleme mit HiFi-Racks und Rückwänden bekommen, zum anderen hätte der Stick samt HDMI-Kabel einen starken Zug auf die Buchse des Receivers ausgeübt.
Blick in Richtung Yamaha
Da nun fehlerfreie HDMI-Chips bereitstehen, dürfte Yamaha bald auch die AV-Receiver der kommenden Aventage-Reihe ankündigen. Diese nutzen die gleichen Prozessoren wie die Modelle von Denon und Marantz.
Vom Bug betroffen sind auch Yamahas bereits erhältliche Modelle RX-A2A, RX-V4A und RX-V6A. Der Fehler tritt bei diesen aktuell nur deshalb nicht auf, weil bei ihnen HDMI 2.1 noch nicht per Update aktiviert wurde. Bislang äußerte sich Yamaha nicht dazu, wie man das Problem bei diesen Geräten (mit drei HDMI-2.1-Eingängen statt nur einem) lösen will. (nij@ct.de)