c't 15/2021
S. 164
Test & Beratung
Puzzle-Adventure

Einsame Heldin

Minute of Islands: Vergiftete Idylle

Im handgezeichneten Puzzle-Adventure Minute of Islands ruht das Schicksal der Welt auf den schmalen Schultern eines Mädchens.

Von Andreas Müller

Es könnte so schön sein: Inseln im strahlenden Sonnenschein, Menschen in trauter Gemeinsamkeit. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Winde treiben tödliche Giftwolken über das Meer und bedrohen Mensch und Tier. Wer nicht die Flucht angetreten hat, vegetiert auf den verlassenen Inseln vor sich hin. Nur unter der Erde wachen vier Riesen, die mit ihren kräftigen Armen und ihren mysteriösen Maschinen das Gift aus der Welt vertreiben. Als sie plötzlich in tiefen Schlaf fallen, macht sich das kleine Mädchen Mo auf, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen.

Vergiftete Idylle

Minute of Islands ist wie der berühmte Wolf im Schafspelz: Außen märchenhaft und harmlos, aber innen pocht das Herz der Finsternis. Ähnlich wie in Studio Fizbins The Inner World verdeckt die zuckersüße Hülle die bedrückenden Themen. Waren es in früheren Spielen des Indie-Studios menschenverachtende Diktaturen und Nationalsozialismus, geht es in Mos Inselabenteuer um die existenziellen Fragen des menschlichen Daseins: Wer bin ich? Was sind meine Aufgaben in dieser Welt und was will ich dafür opfern? Studio Fizbin widmet sich dieser düsteren Heldinnenreise mit rätselhaften und bedrückenden Andeutungen, die auch am Ende der rund sechsstündigen Spielzeit kaum erklärt werden. Die englischsprachige Vertonung ist exzellent, ins Deutsche übersetzt wurde nur der Text.

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