Manipulationsverstärker
Was Staat und soziale Medien gegen die Fake-News-Flut vor der Wahl unternehmen
Zwei Monate vor der Bundestagswahl wachsen bei Politikern und Onlinediensten die Sorgen vor Desinformationskampagnen, die das Ergebnis beeinflussen könnten. Entwicklungen in den sozialen Medien befeuern diese Befürchtungen. Die Betreiber reagieren mit Einschränkungen und Faktenchecks. Eine Bestandsaufnahme.
Am 19. April hatte die Grünen-Politikerin Annalena Baerbock ihre Kandidatur zur Kanzlerschaft bekannt gegeben. Schnell war klar, dass sie sich im Vorfeld der Wahl (26. September) einiges würde anhören müssen. Daran ließen insbesondere radikale Kreise in den sozialen Medien keinen Zweifel. Man kann Facebook & Co. mitunter prima als Seismografen nutzen. Diesmal kamen die ersten Ausschläge besonders schnell – und heftig.
In sogenannten Sharepics, die vor allem in Gruppen auf WhatsApp und Facebook die Runde machten, wurde Baerbock nur wenige Tage später mit Unwahrheiten diskreditiert. Ein angebliches Nacktfoto sollte auf „Jugendsünden“ der Politikerin hinweisen, erfundene Zitate heizten die Stimmung in rechten Gruppen an. Mal soll sie aus ökologischen Gründen ein Haustierverbot fordern, dann wieder wolle sie die Witwenrente abschaffen, um mit den gesparten Ausgaben Geflüchtete zu unterstützen.