c't 16/2021
S. 150
Praxis
Videostudio im Homeoffice
Bild: Albert Hulm

Live aus dem Homestudio

Professionelles Videostreaming mit einfachen Mitteln

Zuschauer eines Videoblogs und selbst Teilnehmer von Videomeetings erwarten einen professionellen Auftritt. Der beginnt mit der Wahl einer passenden Kommunikationsplattform. Damit er gelingt, muss aber vor allem das Setup von Kameras, Beleuchtung und Mikrofonen harmonieren.

Von Philipp Mohaupt und Joachim Sauer

PDF- oder PowerPoint-Präsentationen und selbst reine Audio-Podcasts passen nicht mehr in eine Zeit, in der Freunde, Familie und Kollegen wie selbstverständlich im Alltag über Video kommunizieren. Videopräsentationen wirken überzeugender. Um sich professionell zu präsentieren, sollte man aber eine bessere Kamera als die eingebaute Webcam verwenden und einige Gestaltungsregeln beachten, um den Zuschauern nicht das Innere der eigenen Nase zu zeigen.

Wenn Videodaten durchs Internet wandern, spricht man von Streaming – egal ob auf einem Social-Media-Kanal oder auf einer Plattform für Videokonferenzen. Der Bedarf an digitaler Videokommunikation besteht ungebrochen, denn das Homeoffice hat sich als fester Bestandteil der Bürowelt etabliert. Auch bei der Kommunikation über Videoplattformen wie MS Teams oder Zoom lohnt es also, einige grundlegende Tipps für das Setup von Kameras, Mikrofon und Leuchtmitteln im Homeoffice umzusetzen.

Ein überlegener Ersatz für die herkömmliche Webcam liegt eventuell bereits zu Hause in der Schublade: Mittlerweile können viele halbwegs aktuelle Fotokameras Livebilder senden, wenn sie an den Rechner angeschlossen sind. Daneben stehen auf Videostreams spezialisierte Kameras zum Verkauf wie die Mevo Start des Herstellers Livestream. Mehrkameraaufbauten, in denen man dem Publikum verschiedene Blickwinkel der sprechenden Personen oder das Videobild eines Produkts zeigt, setzen einen Videomischer voraus. Das Ergebnis weiß dann aber auch zu überzeugen, vor allem wenn man mit Bedacht wählt, wo Kameras, Mikrofone und Leuchten stehen und wie man sich selbst vor der Linse präsentiert.

Mit den Videolivestreamingportalen Facebook, Twitch, YouTube und Vimeo adressieren Sie Kunden und andere Zielgruppen live, ohne ihnen Zugangsdaten zusenden zu müssen. Der niedrigschwellige Einstieg vergrößert das potenzielle Publikum. Für interaktive Videomeetings in Gruppen haben sich Teams, Skype, Team-Viewer und Zoom etabliert.

Kameras fürs Streaming

Die meisten Notebook-Webcams haben eine winzig kleine Optik mit einem ebenso kleinen Sensor eingebaut, der selbst bei ausreichendem Licht nur minderwertige Videoqualität liefert. Professionelle Livestreamer schließen eine externe Kamera an, wobei separate Webcams keinen großen Qualitätssprung versprechen. Besitzen Sie eine Fotokamera von Canon, Fujifilm, Nikon, Panasonic oder Sony, geht es günstiger und besser: Die Hersteller haben im Laufe der vorigen Monate Updates vor allem für ihre aktuellen spiegellosen und Spiegelreflexsysteme veröffentlicht, damit diese via USB am Rechner wie Webcams funktionieren.

Viele Fotokameras lassen sich wie eine Webcam einbinden. Ein Stativ wie das Cullman Flexx mit Verlängerungsstange bringt die Kamera auf Augenhöhe.

Die Hersteller bieten Programme für Windows und macOS an, die die Kamera als Webcam mit Full-HD-Auflösung einbinden. Bei Panasonic hat die Webcam-Software noch Betastatus. In der gewählten Streaminganwendung wählen Sie die Fotokamera anschließend wie eine Webcam aus. Durch die vergleichsweise großen Sensoren entsteht bei offener Blende eine natürliche und weitaus schickere Unschärfe im Hintergrund als beim üblichen, oft genug fehlerhaft ausstanzenden künstlichen Weichzeichner. Tiefe im Bild wirkt deutlich besser als ein nachträglich eingerechneter Effekt.

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