c't 17/2021
S. 76
Test & Beratung
Mini-PC

NÜC de France

Mini-PC Bleujour Kubb Gen 11 mit Designgehäuse

Die französische Firma Bleujour verkauft Mini-PCs mit ungewöhnlich gestalten Gehäusen; in der jüngsten Generation rechnet ein aktueller Intel-Mobilprozessor.

Von Christof Windeck

Wenn der Computer schon auf dem Tisch steht, dann soll er wenigstens gut aussehen. Frei nach diesem Motto schneidert die Firma Bleujour aus Toulouse schicke Gewänder für Minicomputer, unter anderem etwa aus Holz. Konventioneller gekleidet, nämlich in dunkelgraues Metall mit leichtem Glitzereffekt, ist der „Kubb Gen 11 Graphite“. Kubb ist eine Verballhornung des französischen Wortes für Würfel (le cube) und würfelig sieht das Kistchen auch aus.

Anders als Intels NUC hat der Kubb Gen 11 nur hinten Anschlüsse; HDMI- und USB-A-Buchsen sitzen um 180 Grad verdreht im Gehäuse.

Im Wesentlichen entspricht die Technik des Kubb Gen 11 dem in c’t 7/2021 getesteten Intel NUC11TNKi5 mit Mobilprozessor der elften Core-i-Generation „Tiger Lake“ [1]. Folglich sind Rechenleistung und Schnittstellenausstattung nahezu identisch. Während es sich beim NUC11TNKi5 jedoch um einen Barebone zum Selbstbestücken handelt, liefert Bleujour einen Komplett-PC mit Garantie und Betriebssystem. Die Preise reichen von 640 Euro für die langsamste Version mit dem Doppelkerner Core i3-1115G4 im Verbund mit 8 GByte RAM, 256-GByte-SSD und Linux Mint bis 2000 Euro für das Spitzenmodell mit Core i7-1165G7, 64 GByte RAM, zwei 2-TByte-SSDs und Windows 10 Pro.

Wir erhielten zum Test eine mittlere Version mit Core i5-1135G7, 16 GByte RAM und 512-GByte-SSD, die inklusive Windows 1036 Euro kostet. Der kräftige Vierkernprozessor eignet sich mit genügend Speicher auch für Foto- und Videobearbeitung. Die erste SSD im System ist stets eine NVMe-SSD in M.2-Bauform; Bleujour baut die Seagate FireCuda 520 ein, die zwar flotter ist als eine PCIe-3.0-SSD, aber das Potenzial von PCIe 4.0 nicht ausreizt. Aber für die praktische Nutzung ist das kein Nachteil. Die zweite SSD ist stets eine mit SATA-Anschluss.

Solides Blech

Das Gehäuse wirkt solide, überzeugte aber nicht auf ganzer Linie: Es fehlen Füßchen, sodass nur der relativ dicke Lack vor Kratzern auf empfindlichen (Design-)Tischplatten schützt. Und unser Testgerät stand nicht absolut plan, sondern wackelte minimal – im Grunde unwesentlich, aber dem Preis nicht angemessen. Bleujour verbannt von Front- und Seitenflächen jegliche Buchsen und Schalter; auch der Einschalttaster sitzt an der Rückseite. Das recht klobige Netzteil muss man unter dem Tisch verstecken. Bleujour denkt aber mit und packt außer einem HDMI-Kabel auch einen brauchbaren USB-Audio-Adapter in den Karton, weil der Kubb Gen 11 keine Klinkenbuchse hat. Gut fürs nachträgliche Aufrüsten, aber ein Nachteil für die Performance ist die Bestückung mit nur einem einzigen Speichermodul. Das optional lieferbare Zweikanal-RAM würde der integrierten Xe-GPU fast 50 Prozent Mehrleistung im Benchmark 3DMark Fire Strike bringen. Für leistungshungrige Spiele taugt der Grafikprozessor allerdings ohnehin nicht.

Während der NUC dank Kunststoffteilen im Gehäuse mit internen WLAN-Antennen auskommt, schraubt Bleujour zwei externe hinten an den Kubb. Die scheinen nicht optimal angepasst zu sein, bei unserer Messung über die 20-Meter-Distanz durch Wände ergaben sich deutlich niedrigere Transferraten als beim NUC. Auf Kurzdistanz funkt das Wi-Fi-6-Modul aber sehr flott, vor allem im 5-GHz-Band.

Sparsamer Betrieb

Der Kubb Gen 11 kam mit einer neueren BIOS-Version 0057 als unser NUC-Testgerät (0043); die war vermutlich für die mit 4,6 statt 6,8 Watt deutlich niedrigere Leistungsaufnahme im Leerlauf verantwortlich. Leider jedoch rauscht der Lüfter im Kubb Gen 11 etwas lauter als im NUC, nämlich schon im Leerlauf mit 0,3 (statt 0,1) Sone und unter Volllast mit 1,6 statt 1 Sone. Das ist nicht flüsterleise, aber noch erträglich. Gibt man der Lüfterregelung per BIOS-Setup einen „Minimum Duty Cycle“ von 20 statt 42 Prozent vor, wird der PC leiser.

Bleujour Kubb Gen 11 „Graphite“
Mini-PC mit Intel Core i5-1135G7
Hersteller, URL Bleujour, bleujour.com
Prozessor Core i5-1135G7 (4 Kerne, 8 Threads, 2,4 – 4,2 GHz, 28 Watt, Tiger Lake)
Grafik Intel Xe, 80 Execution Units, in CPU integriert (IGP)
RAM (Slots / frei) 16 GByte (2 × SODIMM / 11), maximal 64 GByte DDR4-3200
NVMe-SSD 500 GByte / PCIe 4.0 x 4 (Seagate FireCuda 520, ZP500GM30002)
Anschlüsse vorn
Anschlüsse hinten 2 × HDMI 2.0b, 2 × USB-C (USB 4/Thunderbolt 4), 1 × RJ-45, 1 × USB-A 3.2 Gen 2, 5 × USB-A 2.0, Stromversorgung
Festplattenschächte 1 × M.2-2280 (PCIe 3.0 x4), 1 × 2,5“ (SATA)
2,5-GBit/s-Ethernet / WLAN Intel I225-LM / Intel AX201 (Wi-Fi 6, 2 × 2)
Soundchip / TPM – / Firmware-TPM (fTPM 2.0)
Betriebssystem Windows 10 Pro
Netzteil Chicony A15-120P1A (19 V/120 W), 7,5 cm × 2,6 cm × 16 cm, Kleeblattstecker, Kabel 1,75 m
Abmessungen Gehäuse 12 cm × 12 cm × 14 cm (Tiefe inklusive WLAN-Antennen)
mitgeliefertes Zubehör HDMI-Kabel, USB-Audio-Adapter
Messwerte (Windows 10, FHD-Display, USB-Tastatur/-Maus)
BIOS-Version / UEFI Secure Boot 0057 / abgeschaltet
Cinebench R23 Single/Multi 1368 / 5557 Punkte
3DMark Fire Strike 2435 Punkte
PCIe-4.0-SSD (lesen / schreiben) 5,0 / 2,5 GByte/s
USB-C 3.2 Gen 2 (lesen / schreiben) 1,0 / 0,9 GByte/s
WLAN-Durchsatz 2,4 / 5 GHz nah: 188 / 766 MBit/s, 20 Meter: 22 / 76 MBit/s
Bootdauer 23 Sekunden
Leistungsaufn. Soft-off / Energie sparen 0,9 / 5,9 W
Leerlauf / Volllast CPU / CPU + GPU 4,6 / 48 (672) / 48 W
Geräusch im Leerlauf / CPU-Volllast 0,3 (plusplus) / 1,6 sone (minus)
Preis Testgerät / Garantie 1036 € / 3 Jahre Bring-in
plusplus sehr gut plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht minusminus sehr schlecht – fehlt
1 optional auch 2 × 8 GByte lieferbar 2 für 28 Sekunden (Power Limit 2, PL2)

Leider hat Intel die in [1] erwähnten Probleme mit der Erkennung schneller USB-3.2-Gen-2x2-SSDs an den USB-C-Buchsen noch nicht gelöst. Unsere WD-Black-P50-SSD, die eigentlich über 2 GByte/s schafft, nahm nur per USB-A-Buchse Kontakt auf und lieferte darüber dank USB 3.2 Gen 2 immerhin 1 GByte/s. Deshalb ist es besonders schade, dass am Kubb nur eine einzige USB-A-Buchse mit bis zu 10 GBit/s nutzbar ist; der NUC hat vorne noch zwei weitere. Ein USB-C-Hub funktionierte an den USB-C-Buchsen aber problemlos.

Bleujour hatte die empfehlenswerte und von Microsoft für Computer mit Windows-10-Logo verlangte Secure-Boot-Option im BIOS-Setup nicht aktiviert. Mit der Fastboot-Option im BIOS-Setup lässt sich die Bootdauer von 23 auf 14 Sekunden verkürzen.

Fazit

Der Kubb Gen 11 Graphite ist ein flotter Büro-PC, der dank starkem Quad-Core-Prozessor auch aufwendigere Rechenaufgaben bewältigt. Anders als viele Tiger-Lake-Notebooks lässt er sich auf bis zu 64 GByte RAM und 4 TByte SSD-Speicherplatz hochrüsten. Für das Würfelgehäuse und die flexible Konfiguration verlangt Bleujour allerdings einen kräftigen Aufpreis. Gemessen daran hätten wir zwar etwas mehr Feinschliff erwartet, dennoch sticht der Kubb aus der Masse heraus. (ciw@ct.de)

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