c't 18/2021
S. 100
Praxis
Gamescom-Special: Hardware-FAQ

Gaming-Hardware

Für moderne Spiele kann der Computer gar nicht leistungsfähig genug sein, doch verbessert nicht jedes als „Gaming“ beworbenes Stück Hardware das Spielerlebnis. Wo lohnt sich die Investition und was ist überflüssig?

Von Rudolf Opitz

Prozessor und Speicher

Welcher Prozessor ist für einen Spiele-PC notwendig?

Moderne 3D-Spiele verteilen die Arbeit inzwischen auf mehrere Threads, weshalb wir einen Prozessor mit sechs oder mehr Kernen empfehlen. Dazu gehören beispielsweise der AMD Ryzen 5 3600 für 220 Euro, Ryzen 5 5600X für 270 Euro, Intel Core i5-11600K für 250 Euro und als Spartipp der Intel Core i5-10400F für 140 Euro. 3D-Spiele profitieren von großen Caches und hohem (Single-Thread-)Takt. Deshalb sollte man auch auf die Turbotaktraten achtgeben.

Die optimale CPU für einen Gaming-PC hängt außerdem von der verwendeten Grafikkarte ab. Moderne High-End-Karten für 4K-Displays mit 144 Hz Wiederholrate sind mit einem schnellen Achtkerner zukunftssicherer. Wer hingegen mit einer 150-Euro-Grafikkarte nur ältere Titel in Full HD spielen will, für den reicht auch ein Quad-Core mit SMT wie der Core i3-10105F für 85 Euro, sodass man etwas Geld sparen kann. (chh@ct.de)

Die Grafikkarte sollte zur CPU passen: Von mehr als vier Kernen profitieren nur leistungsfähigere GPUs, die günstigere Radeon RX570 bremst solche CPUs aus (P1-Perzentil: 99 Prozent der Bildrate ist höher).

Wie viel Arbeitsspeicher sollte ein Gaming-PC mitbringen?

Wir empfehlen, Rechner für moderne 3D-Spiele mit 16 GByte DDR4-RAM auszustatten. Zum einen ist Arbeitsspeicher derzeit erschwinglich und zum anderen setzen viele aktuelle Titel mindestens 8 GByte voraus. Einige anspruchsvolle Spiele wie der Flight Simulator 2020 empfehlen für optimale Performance jedoch bereits jetzt 16 beziehungsweise 32 GByte. Zudem sollten Sie berücksichtigen, dass außer dem Spiel auch Windows selbst sowie im Hintergrund laufende Game-Launcher wie Steam, Origin und Battle.net sowie Sprachsoftware wie Teamspeak oder Discord zusammen einige Gigabyte RAM belegen. (chh@ct.de)

Bringt schneller Speicher für 3D-Spiele Vorteile?

Laut Spezifikation unterstützen die aktuellen CPU-Generationen AMD Ryzen 3000 und 5000 und Intel Core i-11000 DDR4-3200-RAM. In geringen und mittleren Auflösungen, wo die Grafikkarte nicht die Bildrate limitiert, können 3D-Spiele auch von schnellerem Arbeitsspeicher profitieren. Solche Overclocker-DIMMs haben mit selektierten Chips zudem kürzere Latenzen, benötigen aber auch statt der im JEDEC-Standard festgelegten 1,2 Volt eine höhere Spannung von 1,35 Volt und mehr. Damit sie optimal laufen, muss das Mainboard die höhere Spannung liefern und XMP unterstützen. In diesem erweiterten Profil sind die Timings für die höheren Taktfrequenzen hinterlegt.

Wer Overclocker-DIMMs einsetzen will, nimmt idealerweise DDR4-3600-Speicher. Dieser kostet pro 8-GByte-Modul rund 50 Euro. Der Aufpreis für schnelleres RAM lohnt in der Regel nicht. Zum einen steigt das Risiko, dass das System damit nicht stabil läuft, zum anderen schalten die Speicher-Controller der Ryzen- und Core-i-Prozessoren dann in eine langsamere Betriebsart, sodass die Latenzen schlechter sind als bei DDR4-3600-Tempo. (chh@ct.de)

Netzwerk

Welche Vorteile bringt eine Killer NIC?

Spezielle Netzwerkkarten bringen für Gamer keine Vorteile: Eine gewöhnliche Netzwerkkarte im PC schafft eine genauso niedrige Latenz wie eine „Killer NIC“, solange man nicht parallel große Down- oder Uploads laufen lässt. Weil die Verzögerung im LAN um eine bis zwei Zehnerpotenzen kleiner ist als die der Internetverbindung, ist letztere viel entscheidender (siehe unten).

Ein Millisekundenbruchteil (0,6 statt 0,9 ms minimale Latenz zum Router) lässt sich einsparen, indem man die per PCI-Express angebundene Onboard-LAN-Schnittstelle des PCs statt eines USB-Adapters nutzt. Über eine WLAN-Verbindung sollte aber kein Gamer spielen: Die Latenz schwankt wegen der unvorhersagbaren Aktivität im Funknetz – auch durch Einflüsse fremder WLANs (geteiltes Spektrum!) – viel stärker als im LAN, besonders, wenn die WLAN-Verbindung ohnehin schwach ist. Dann bringen auch spezielle Gaming-Optimierungen im Router nichts, wechseln Sie lieber auf eine LAN-Kabelverbindung. (ea@ct.de)

ADSL, VDSL, TV-Kabel – was ist besser zum Online-Zocken?

Falls jemand noch ADSL2+ für den Internetzugang nutzt und abgesehen von laaangen Update-Downloads keine Probleme mit dem Online-Gaming hat, gibt es keinen zwingenden Grund fürs Upgrade auf eine schnellere Leitung: Bei einer Stichprobe lieferte ein uralter ADSL2+-Anschluss mit 6,9 MBit/s Downstream und 0,7 MBit/s Upstream noch gute 14 Millisekunden mittlere Ping-Zeit zu ct.de. Das unterbot ein Super-Vectoring-Zugang (VDSL2 mit 250/40 MBit/s) mit 10 Millisekunden. Ein 50er-VDSL2-Anschluss lag hingegen mit 18 Millisekunden sogar etwas höher.

Über einen Gigabit-Anschluss per TV-Kabel (1000/50 MBit/s) brauchte der Ping via IPv4 20 Millisekunden, aber mit IPv6 nur 15. Hier machte sich vermutlich die IPv4-Umsetzung per DS-Lite und CG-NAT bemerkbar. Indes war der Weg übers TV-Kabel mit 12/13 Hops (je nach Protokoll, IPv4/IPv6) auch etwas länger als der per VDSL (8/7 beziehungsweise 9/9 Hops). So betrachtet behielt ADSL2+ trotzdem die Nase vorn, denn auch dort liefen die IPv4-Pakete über 12 Zwischenstationen. Angesichts der menschlichen Reaktionszeit von einigen hundert Millisekunden sind diese Unterschiede aber akademisch. Wer bei seinem Provider noch für die Fast-Path-Option extra zahlt, kann die jetzt abbestellen. Die Deutsche Telekom hat sie schon 2009 aus dem Programm genommen. (ea@ct.de)

Gaming-Maus und -Tastatur

Gaming-Mäuse: Sind Lasersensoren besser?

Vergleicht man aktuelle Mäuse, lautet die Antwort schlicht: nein. Lasersensoren sollten ursprünglich auch auf Glasflächen funktionieren und besonders geringe Lift-off-Distanzen aufweisen. Die Lift-off-Distanz gibt den Abstand zum Untergrund an, bei der die Maus keine Positionsdaten mehr liefert. Das ist für Spieler wichtig, die die Maus öfter anheben und neu positionieren. Dabei sollte sich der Mauszeiger möglichst wenig bewegen.

Bei unseren Tests konnten wir keine Unterschiede zwischen Kamerasensoren mit LED-Licht und Lasersensoren beobachten: Bis auf ein Modell mit blau beleuchtetem Kamerasensor funktionierte keine Maus auf einer Glasfläche. Auch die Lift-off-Distanzen von Kamera- und Lasersensoren unterscheiden sich nicht merklich. Bei aktuellen Kamera-Mäusen lässt sich die Lift-off-Distanz sogar per Software einstellen; generell sollte sie so gering wie möglich sein (1 bis 2 mm). Aktuelle Gaming-Mäuse mit Lasersensor gibt es kaum noch, da optische Sensoren diese in allen Disziplinen überflügelt haben. Selbst das Nachfolgemodell der Lasermaus Sharkoon Drakonia ist mit einem optischen PixArt-Sensor bestückt. (rop@ct.de)

Gaming-Mäuse: Welche Auflösung brauche ich – je mehr, desto besser?

Maushersteller werben mit immer höheren Sensorauflösungen: 12.000, 16.000 oder sogar 25.000 dpi suggerieren eine ultrahohe Genauigkeit, doch ist in der Praxis das Gegenteil der Fall. dpi (dots per inch) steht für die Punkte pro Zoll, die der optische Sensor unterscheiden kann. 16.000 dpi bedeuten demnach 6300 Punkte pro Zentimeter. Wenn diese Daten eins zu eins auf die Mauszeigerbewegung umgesetzt werden – Gaming-Mäuse sollten Bewegungen immer linear übertragen –, reicht eine Bewegung von einem drittel Zentimeter, um den Mauszeiger auf einem Full-HD-Monitor vom linken Rand bis ganz nach rechts springen zu lassen.

So hat man beim Versuch, ein Flugzeug abzuschießen oder die Spielfigur durch ein Labyrinth zu steuern, keine Chance. Um den Mauszeiger möglichst genau zu positionieren, etwa zum Zielen mit dem Sniper-Gewehr oder beim Bearbeiten eines Bilddetails mit Photoshop, braucht man im Gegenteil eine möglichst niedrige Auflösung von 400 bis 800 dpi. Einige Gaming-Mäuse haben dazu eine sogenannte Sniper-Taste: Solange sie gedrückt bleibt, verringert die Maus die Auflösung auf 400 dpi.

Die Corsair M65 RGB Elite hat in der Daumenmulde eine Snipertaste, die die Auflösung zum genauen Zielen auf 400 dpi begrenzt, solange sie gedrückt wird.

Üblich sind bei Gaming-Mäusen dpi-Tasten, mit denen sich beim Spielen oder Arbeiten schnell die Auflösung umstellen lässt. Die Mäuse speichern vier bis sieben dpi-Stufen, deren genaue dpi-Werte man über eine spezielle Software konfigurieren kann. Meist genügen zwei Auflösungen: eine niedrige Stufe zum Zielen und eine hohe, um schnell zu reagieren. Die hohe Stufe hängt von der Spielweise ab: Wer es gewohnt ist, die Maus zum Neupositionieren anzuheben und mit dem ganzen Arm zu spielen, braucht eine Auflösung von 1000 bis 2000 dpi. Wer die Maus nur aus dem Handgelenk führt und mit wenig Mausweg große Distanzen überbrücken will, wird 2500 bis 3500 dpi bevorzugen. Auflösungen von 10.000 dpi und mehr sind abgesehen von ihrer Werbewirksamkeit fast immer nutzlos. (rop@ct.de)

Gaming-Tastaturen: Lohnen sich Tastaturen mit Micro-Switches?

Günstigere Schreib-, aber auch Gaming-Tastaturen bestehen unter den Tastenkappen aus einer Gummimatte mit Wölbungen für jede Taste (rubber domes), unter denen je ein Kontakt-Pad angebracht ist. Beim Betätigen einer Taste wird die Gummiwölbung eingedrückt, bis das leitfähige Pad auf die Kontakte auf der Platine darunter trifft und sie verbindet. Abgesehen vom preisgünstigen Aufbau sind solche Tastaturen leise und für Spiele optimierte Modelle können auch mehrere Tastendrücke gleichzeitig registrieren (Anti-Ghosting, Key-Rollover).

Der Tastenweg ist aber vergleichsweise groß und viele Spieler stören sich am typisch schwammigen Tastengefühl. Teurere Tastaturen mit Präzisions-Tasten (Switches) haben eine höhere Lebensdauer und manche Modelle gibt es mit verschiedenen Tastenvarianten (linear, mit fühlbaren oder hörbaren Schaltpunkten). Weiterhin haben die Switches einen kürzeren Schaltweg: Muss man Rubber-Dome-Tasten vollständig herunterdrücken, um den Kontakt zu schließen, lösen die meisten Tasten wie die Cherry-MX-Switches schon auf dem halben Tastenweg aus. Ist der Betätigungsweg der Taste 4 Millimeter lang, schaltet sie also schon nach 2 Millimetern. Bei Spielen, bei denen es auf schnelle Reaktion ankommt (Shooter, Quicktime-Events), haben Spieler mit hochwertigen Switches einen messbaren Vorteil. Dafür lohnt sich die Mehrausgabe, doch sollte man vor dem Kauf Probe tippen – Gaming-Tastaturen sind wie Mäuse auch Geschmackssache. (rop@ct.de)

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