c't 25/2021
S. 114
Test & Beratung
Elektronische Schachbretter und Apps

Duell der Holzkönige

Online- und Computerschach an echten Brettern

Schach boomt. Online schubsen täglich Millionen Spieler mit ihrer Maus Figuren über den Bildschirm. Schöner setzt man allerdings an einem echten Brett matt. Wie gut das klappt, testen wir mit zwei elektronischen Brettern von DGT und Millennium an zwölf Schachprogrammen für PC und Smartphones.

Von Hartmut Gieselmann

Egal, ob Sie Schach erst lernen, nach langer Zeit wieder einsteigen oder als Profi Turniere spielen: Online-Schach hat das Bild des Denksports in den vergangenen Jahren verändert. Auf lichess.org und chess.com finden Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit mehrere zehntausend Schachfreunde, um auf Knopfdruck etwa eine Blitzpartie in fünf Minuten gegen einen gleichwertigen Gegner zu spielen. Und seitdem Computer das königliche Spiel dominieren, sind Schach-Engines wie Stockfish unentbehrliche Helfer, um Partien zu analysieren und die eigenen Schwächen zu beheben.

Die Computerisierung raubt dem Schach jedoch seinen Charme. Auf Bildschirme zu starren und Mäuse zu schubsen macht nicht halb so viel Spaß, wie echte Holzfiguren auf einem echten Schachbrett zu bewegen. Auftritt DGT und Millennium: Die beiden Hersteller bieten mit der e-Board-Reihe und dem Supreme Tournament 55 hochwertige Schachfiguren und -bretter zur Preisen zwischen 280 und knapp 900 Euro an, die sich per USB oder Bluetooth mit einem Rechner oder Smartphone verbinden lassen. Sensoren unter der Brettoberfläche erkennen die Positionen der mit passiven Elektronikbauteilen ausgerüsteten Figuren und übermitteln sie an den Rechner. Dank elektrischer Schwingkreise (DGT) und einem RFID-System (Millennium) werden die Figuren individuell erkannt und lassen sich ganz natürlich bewegen, ohne irgendwelche Felder drücken zu müssen.

Die Bretter führen gegnerische Züge jedoch nicht automatisch aus. Es gibt zwar von anderen Unternehmen Ansätze mit Elektromagneten und anderen Mechaniken, in der Praxis scheitern sie bislang jedoch an hohen Kosten und fehlender Zuverlässigkeit. An den Brettern von DGT und Millennium müssen Sie also die Züge des Gegners selbst ausführen. Die DGT e-Boards zeigen diese Züge entweder auf einer zugehörigen digitalen Schachuhr an oder geben sie am PC per Sprachausgabe aus. Beim Millennium Tournament 55 sitzen LEDs in den Ecken jedes Feldes. Hat der Gegner gezogen, leuchtet das Zielfeld rot auf. Das ist vor allem bei Blitzpartien von Vorteil, denn die Sprachausgabe braucht jeweils 2 bis 3 Sekunden, bis sie einen Zug angesagt hat.

Beide Bretter lassen sich durch offene, von den Herstellern dokumentierte Schnittstellen sowie Plug-in-Treiber in Schachprogramme einbinden. Wir haben alle zwölf derzeit verfügbaren Programme und Online-Dienste untersucht, darunter kommerzielle Angebote wie Aquarium, Fritz, Hiarcs und Shredder sowie kostenlose Apps wie Arena, Chess for Android, Lucas Chess oder White Pawn. Die Ergebnisse finden Sie in den Tabellen auf Seite 119.

Da viele Schachprogramme nur von einem einzelnen Entwickler programmiert werden, bleibt für die Implementierung der Treiber und APIs für die Elektronikbretter oft nicht genügend Zeit. Viele Details müssen stimmen: Erkennen die Programme auch Züge, wenn man Figuren über das Brett schleift? Lassen sich die Seiten von Schwarz und Weiß tauschen? Kann man Positionen auf dem Brett übergeben? Klappen Sprachausgabe, LED- und Uhranzeige?

Wir haben deshalb zwei Bretter der beiden Hersteller mit zwölf Schachprogrammen und Online-Servern auf fünf Betriebssystemen (Windows, macOS, Linux, Android und iOS) getestet. Im Folgenden erklären wir die Setups der einzelnen Programme, geben Tipps zum reibungslosen Betrieb und zeigen Grenzen auf.

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