c't 26/2021
S. 110
Test & Beratung
Saugbots

Alles im Blick

Saugbots mit KI und Objekterkennung auf dem Test-Parcours

Bei kleinen Hindernissen wie Kabeln, Schnürsenkeln, Bauklötzen oder im Worst Case bei Haustierkot geraten die meisten Saugbots an ihre Grenzen. Die Reinigungshilfen dieses Tests nutzen Kameras und KI, um auch solche Hindernisse rechtzeitig zu bemerken.

Von Stefan Porteck

Wer einen Saugbot hat, weiß, dass eine gute Hinderniserkennung viele Wege zum Bot spart, die sonst nötig wären, um ihn aus eingewickelten Kabeln, Vorhängen und Socken zu befreien. Moderne Saugbots haben etliche Sensoren, um sich sicher zu orientieren. Ihre Lidar- und IR- oder Ultraschallsensoren erkennen große Hindernisse wie Wände, Möbel und Stuhlbeine zuverlässig.

Das bedeutet aber nicht, dass man sich gänzlich entspannt zurücklehnen kann. Denn Kleinkram auf dem Boden übersehen Bots meist, weshalb man vorm Saugen diesen erst wegräumen muss.

Haustiere zählen oft zu den Endgegnern für Staubsaugerroboter. Egal wie gründlich man vorher kontrolliert hat, tierische Hinterlassenschaften treten manchmal sehr plötzlich auf oder an Stellen, wo Herrchen oder Frauchen sie übersehen haben. Das ist vor allem ein Problem, wenn die Bots zeitgesteuert und unbeaufsichtigt reinigen.

In Webforen finden sich Dutzende Berichte, in denen Hunden und Katzen ein Malheur passierte und anschließend ein Saugrobot drüber fuhr. Die Bürstenwalzen verschmieren den Kot großflächig auf dem Boden oder massieren ihn in Teppiche ein. Das ist nicht nur eklig, sondern auch teuer.

Vor diesem Worst-Case-Szenario sollen die Saugbots unseres Tests gefeit sein. Zusätzlich zur oben genannten Sensorik haben sie Kameras, die während der Reinigung in Fahrtrichtung blicken. Mittels KI versuchen die Saugbots, solche Hindernisse zu erkennen und berührungsfrei zu umfahren.

Zum Testfeld gehören die brandneuen Deebot T9 AIVI von Ecovacs und Roomba j7+ von iRobot. Gerne hätten wir auch den Jetbot AI von Samsung im Testfeld gehabt, doch leider stand bis Redaktionsschluss kein Testgerät zur Verfügung. Auch mit im Test ist der S6 MaxV von Roborock, der bereits in einem Einzeltest in c’t 17/2020 gegen einen älteren Bot mit Objekterkennung von Ecovacs antrat. Da er immer noch angeboten wird und durch mehrere Updates dazugelernt hat, haben wir uns entschieden, ihn noch einmal ins Testfeld aufzunehmen – und auch weil das neuere Modell S7 noch nicht in der MaxV-Version angekündigt wurde.

KI im Wohnzimmer

Vor den Reinigungsfahrten haben wir unseren Testraum für jeden Bot mit haushaltsüblichen Gegenständen präpariert. Dazu zählen ein Feuerzeug, eine Sneaker-Socke, ein USB-Kabel und eine AAA-Batterie. Darüber hinaus platzierten wir einen Kothaufen aus Kunststoff.

Am strengsten bewerteten wir das Umfahren der Scherzartikel-Kacke: Alle Modelle erkannten den Haufen zuverlässig und umfuhren ihn mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Die anderen Präparate wurden in den meisten Fällen ebenfalls zuverlässig erkannt. Der T9 AIVI von Ecovacs und der S6 MaxV von Roborock übersahen auf einigen Testfahrten die Batterie.

Nach der Reinigung zeigten alle Bots in ihren Apps im eingezeichneten Grundriss an, wo temporäre Hindernisse entdeckt und umfahren wurden. So hat man die Möglichkeit, sie gezielt wegzuräumen und die Bots mit einem Fingertipp zur Nachreinigung erneut an alle ausgelassenen Flächen zu schicken. Die Objekterkennung verhinderte im Test die schlimmsten Saugunfälle mehr als zufriedenstellend.

Strukturiertes Saugen

Für ein gutes Ergebnis müssen die Bots aber mehr können, als Hindernisse zu umkurven – schließlich soll es in der ganzen Wohnung bis in den letzten Winkel sauber werden.

Alle reinigen jedes Zimmer in parallelen Bahnen und fahren dann in den nächsten Raum. Die Unterschiede zeigen sich aber im Detail. So reinigen der T9 AIVI von Ecovacs und der S6 MaxV von Roborock bei jedem Raum erst entlang der Wände die Umrisse und kehren dann die Fläche. Die Idee dahinter: Die Seitenbürsten sollen zu Beginn allen in den Ecken gesammelten Staub in die Mitte des Raumes befördern, um ihn dann dort mit der Bürstenwalze aufzusaugen. Der j7+ von iRobot verfolgt genau die gegenteilige Strategie: Er saugt erst in der Fläche und schließt den Raum mit einer Kantenreinigung ab.

Welches der Konzepte das bessere ist, hängt sehr vom Schnitt der Räume und vom Zufall ab: Es passierte in unseren Tests durchaus, dass die Bots mit ihrer Abluft losen Staub neben dem gerade eingeschlagenen Weg verwirbelten. Dieser landete dann mal in den Ecken und ein anderes Mal irgendwo mitten im Raum.

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