c't Extra 2021
S. 112
Wissen
Digitalkameras
Bild: Photoindustrie-Verband e. V.

Pixelpioniere

Ein Streifzug durch die Geschichte der Digitalkamera

Im Vergleich zur analogen Fotografie, die in ihrer Geburtsstunde 1839 gar nicht wusste, dass sie analog war, ist die Digitalfotografie noch jung. Erst 2025 wird sie ihren 50. Geburtstag feiern. Genau wie ihr Vorgänger muss sie mittlerweile selbst um ihre Existenz im klassischen Sinne bangen: ein Rückblick auf einige Schlaglichter im Werdegang der Pixel.

Von Andreas Kesberger

Sir John Herschel ist zwar nicht ganz so bekannt wie die drei Säulenheiligen der Fotogeschichte Louis Daguerre, Nicéphore Niépce und William Henry Fox Talbot, aber mindestens so wichtig. Ohne Herschel hätte das mit dem Fixierbad vielleicht nie geklappt und ohne Fixierbad hat ein analoges Bild meist keine Überlebenschance. Interessant ist aber noch ein anderer Aspekt in der Vita Herschels, der nebenbei bemerkt auch den Begriff „Photographie“ einführte. Er gründete nämlich im Studium zusammen mit seinen Kommilitonen George Peacock und Charles Babbage die „Analytic Society of Cambridge“. Genau dieser Babbage erfand die erste mechanische Rechenmaschine, die er 1822 immerhin vier Jahre vor dem ältesten noch erhaltenen Foto von Niépce fertigstellte und für die wiederum Ada Lovelace 1843 das erste Programm der Weltgeschichte schrieb. Da hätte Herschel doch wahrlich statt der Cyanotypie im selben Jahr auch die Digitalfotografie erfinden können – wenn nur die Elektronik schon etwas weiter gewesen wäre.

Die erste Digitalkamera

Bevor es nun wirklich digital wird, darf ein weiterer analoger Schlenker nicht fehlen, der das Feld für die Digitalisierung zumindest geistig mitbereitet hat. Nachdem die Tochter des Physikers und Industriellen Edwin Land ihren Vater im Urlaub während des Zweiten Weltkriegs gefragt haben soll, warum sie das Bild nicht gleich sehen könne (wer heutzutage analog fotografiert, kennt das), stellte er quasi als Antwort 1947 die Polaroid-Kamera vor. In der Folge wurde die schnelle Verfügbarkeit von Bildern in der Fotografie durchaus zu einem Wert an sich. Das mag der späteren Digitalrevolution wohl auch dahingehend geholfen haben, dass die Menschen auf diese Weise lernten, dass schnelle Fotos qualitativ schlechter sein dürfen. Bis sie gar besser waren als die analogen, sollte es allerdings noch etwas dauern.

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