c't 4/2021
S. 180
Test & Beratung
Strategiespiel

Mörder-Omis

Empire of Sin: Aufstieg zum Gangsterboss

Als Gangsterboss im Chicago der 1920er-Jahre errichtet der Spieler mit Gewalt und ­Geschäftssinn ein kriminelles Imperium voller Flüsterkneipen, Bordelle und Casinos.

Von Peter Kusenberg

Die betagte Elvira Duarte möchte ihrem Sohn und seiner jungen Familie finanziell unter die Arme greifen. Ihre Vorgehensweise allerdings ist ungewöhnlich: Die künftige Großmutter eilt zur schäbigsten Kneipe der Stadt, um sie unter ihre Kontrolle zu bringen. Statt sich mit umständlichen Verhandlungen aufzuhalten, zieht die Dame kurzerhand ihre Knarre und erschießt die beiden Wächter. Auf derart rabiate Weise gelingt im Strategiespiel Empire of Sin im Prinzip jede Übernahme eines Etablissements. Allerdings sind zunehmend mehr Feuerkraft, bes­sere Ausrüstung und taffere Mitstreiter nötig, um die vormaligen Kneipenbesitzer vom anstehenden Eigentumstransfer zu überzeugen.

Elviras kriminelles Tun ist Teil einer komplexen Wirtschaftssimulation, die dem Spieler die Rolle einer von vielen Banden-Chefinnen und -Chefs im Chicago der Prohibitionszeit zuschustert. Das Ambiente jener Zeit zwischen 1920 und 1933, als sich der Alkoholschmuggel zum Motor der Professionalisierung des Gangstertums entwickelte, ist dem Entwicklerstudio Romero Games gut gelungen. Elvira Duarte, der irische Schlägertyp Frankie Donovan, die Lebedame Goldie Garneau oder einer der anderen elf Chefs laufen mit ihren Männern durch belebte Straßen, wo Model-T-Autos vor kreuzenden Spaziergängern bremsen und Straßenbahnen an den beleuchteten Fassaden entlang zockeln.

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