c't 4/2021
S. 184
Story
Fischers Frau bloggt
Bild: Albert Hulm

Fischers Frau bloggt

In einem zeitgemäß durchdigitalisierten, onlinegestützten Alltagsleben haben so altmodische Dinge wie Märchen nichts mehr zu suchen. Manchmal jedoch kommt erfolgreich Ausgesperrtes durch die Hintertür wieder zurück.

Von Barbara Schwarz

Perfektes Angelwetter herrschte an dem Tag, der mein Leben ruinieren sollte. Ich hatte extra früher Schluss gemacht und war zur Bucht am alten Hafen gefahren. Eine nicht mehr genutzte Eisenbahnbrücke überspannte dort den schmalen Meeresarm. Ein Geheimtipp, die Stelle: Die Fische bissen wie verrückt und ich war meistens allein bis auf den alten Aussteiger, der unter der Brücke wohnte.

Gerade als ich ein Prachtexemplar von Butt aus dem Kanal zog, hörte ich die folgenden Worte: „Lass mir die ­Freiheit und das Leben!“ Sofort dachte ich an einen Scherz, aber da war niemand. Nur ich – und der Butt. Verdutzt löste ich den Haken aus seinem Maul und setzte ihn zurück ins Wasser.

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