c't 4/2021
S. 62
Titel
In-Ear-Kopfhörer: Test
Bild: Albert Hulm

Kleine Stöpsel, großer Sound

Neun kabellose Ohrhörer zwischen 90 und 250 Euro

Komplett kabellose In-Ear-­Kopfhörer locken trotz ihrer ­geringen Größe mit gutem Klang und Extras wie aktiver Rauschunterdrückung. Im Test finden Musikliebhaber, Sportler und Preisbewusste ihre optimalen Stöpsel für unterwegs.

Von Robin Brand, Hartmut Gieselmann, Steffen Herget und Dennis Schirrmacher

Klein, leicht, praktisch und gar nicht einmal teuer – True-Wireless-In-Ears sollen die eierlegenden Wollmilchsäue unter den Kopfhörern sein. Die Bluetooth-Stöpsel gibt es allen Formen, Farben und Preisklassen. Für diesen Testbericht haben wir Modelle der mittleren Preiskategorie zwischen 90 und 250 Euro unter die Lupe genommen. Die Hersteller setzen unterschiedliche Akzente: Die Jabra 85T sowie die Nura Nuraloop stellen den Klang nach einer Vermessung der Ohren individuell ein. Die Samsung ­Galaxy Buds Live sollen mit einer ungewöhnlichen Bauform den Spagat zwischen Klang und Komfort schaffen. Die Momentum True Wireless 2 von Sennheiser und Huaweis Freebuds Pro setzen auf satten Bass, die Bose QuietComfort Earbuds auf festen Sitz im Ohr durch zusätzliche Gummifinnen. Apples AirPods Pro haben in den Gehörgang gerichtete Mikrofone zur Klanganpassung, die Shure Aonic 215 einen modularen Aufbau.

Auch wer weniger Geld ausgeben möchte, muss nicht auf aktive Geräuschunterdrückung und smarte Funktionen verzichten. Stellvertretend für viele ähnlich günstige True-Wireless-Kopfhörer müssen die Realme Buds Air Pro für 90 Euro zeigen, wie sie gegen die teurere Konkurrenz bestehen.

Kabellose Freiheit

Acht der neun Modelle sind True-Wireless-Kopfhörer. Nur die Nuraloops sind per Kabel miteinander verbunden. Das verbindende Kabel kann manchmal von Vorteil sein: Wenn man die Kopfhörer nur mal kurz aus den Ohren nehmen möchte, kann man sie einfach einsatzbereit um den Hals baumeln lassen. Die Shure Aonic 215 sind etwas klobiger als der Rest des Felds, die Hörteile hat Shure mit einer bügel­­för­migen Bluetooth-Einheit verbunden, die den Kopfhörer zusätzlich hinter dem Ohr fixiert.

Alle anderen Geräte sind ähnlich ­gebaut; sie sitzen als reine In-Ears in den Ohren und sind dadurch besonders vielseitig einsetzbar. Sie eignen sich als Headset im Büro oder als Begleiter beim Sport gleichermaßen. Damit der Sound trotz der meist nur zwischen 7 und 12 Millimeter kleinen Schallwandler druckvoll am Trommelfell ankommt, dichten die In-Ears den Gehörgang fast ausnahmslos ­mithilfe von wechselbaren Silikon- oder Schaumstoffmanschetten ab. Besonders spendabel zeigt sich Shure, das dem Aonic 215 gleich sechs Sets an Silikon- und Schaumstoff­aufsätzen verschiedener ­Größen beilegt. In Sachen Komfort hat sich jedoch kein klarer Favorit herauskristallisiert, weil das Tragegefühl individuell verschieden ist.

Ist der Gehörgang luftdicht abgeschlossen, lassen sich vor allem tiefe Frequenzen gut auf das Trommelfell über­tragen. Der Nachteil ist, dass die In-Ears dadurch ebenfalls körpereigene Geräusche beim Gehen oder Sprechen dumpf verstärken (Okklusionseffekt). Apple hat ein System entwickelt, das diese dumpfen Körpergeräusche besonders effektiv unterdrückt. Dadurch fühlt man sich weniger abgeschottet, ebenso wie bei den Samsung Galaxy Buds Live, die den Gehörgang nicht luftdicht abschließen. Die bohnenförmigen Buds sitzen quer in der Ohrmuschel. Ihre Form lässt sich zwar nicht anpassen, bei unseren Testhörern saßen sie jedoch bequem und fest im Ohr. Auch Huawei und Jabra arbeiten mit Luftschlitzen, um Druck auf dem Ohr zu vermindern.

Noch fester als die Samsung Buds ­sitzen die Modelle von Bose und Shure, die sich mit zusätzlichen Gummifinnen und Bügeln am Ohr festhaken. Dadurch rutschen sie selbst bei wilden Sportarten nicht heraus.

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