c't 5/2021
S. 84
Test & Beratung
Mini-PCs

Klein, aber SOHO?

Mini-PCs mit starken Vier- bis Achtkern-Prozessoren von AMD und Intel

Media-Center-PCs und Home­office-Rechner sollten möglichst klein, sparsam und leise sein. Vier aktuelle Modelle mit AMD-­Ryzen- und Intel-Core-­Pro­zessoren zeigen, dass auch bei Mini-PCs Spezialitäten wie 2,5-GBit/s-LAN oder Anschlüsse für vier 4K-Displays möglich sind.

Von Carsten Spille

Nicht jeder kann in seinem Homeoffice einen vorkonfigurierten PC aus der IT-Abteilung der Firma nutzen oder hat Lust, sein Wohnzimmer mit einer nachttischgroßen Blechkiste zu verunstalten. Mini-PCs sind daher beliebt fürs Small Office oder Homeoffice, kurz SOHO.

Aktuelle Modelle mit leistungsstarkem Ryzen-4000- oder Intel Core-i-10000-Prozessor und schneller SSD können alles, was man im typischen Homeoffice benötigt. Da sie Hardwarekomponenten aus dem Notebook-Sektor verwenden, arbeiten sie sparsam. Wer Rechner für Dauervolllast sucht, ist aber nur mit wenigen Modellen gut bedient. Die Kleinrechner haben schnelles WLAN und kabelgebundene Netzwerkschnittstellen mit bis zu 2,5 GBit/s und verschwinden auf Wunsch an der VESA-Halterung hinter dem hochauflösenden Office-Display oder dem 4K-Fernseher. Dort angeschlossen, übernehmen sie, ausgestattet mit zusätzlichem SSD- oder Festplattenspeicher, auch die Rolle der Medienzentrale. Dank ihrer Hardware-Decoder für moderne Streaming-Video-Formate wie H.265/HEVC sind sie dabei effizient und leise.

Wir haben uns vier dieser Mini-PCs ins Testlabor geholt. Sie sollten mindestens über vier physische CPU-Kerne und Hyper-Threading/SMT verfügen sowie 4K-Bildschirme mit ergonomischen 60 Hertz ansteuern können. Aktuelle WLAN-Unterstützung sowie schnelle USB-Schnittstellen mit mindestens 5 GBit/s auch vom Typ-C setzten wir ebenfalls voraus.

Mit dabei sind zwei Modelle von Asrock: Der flache Mars 4500U mit zusätzlichem VGA-Ausgang und die etwas größere 4X4 BOX mit schnellerem Achtkernprozessor. Die 4X4 BOX steuert bis zu vier 4K-Bildschirme an und hat einen 2,5 GBit/s schnellen Ethernet-Anschluss (NBase-T). Dazu kommt der Urvater der Mini-PCs, Intels gerade mal einen halben Liter großer NUC in inzwischen zehnter Generation sowie die aktuelle ZBox CI642 Nano von Zotac, die im Unterschied zu den anderen lüfterlos und damit still gekühlt wird. Nicht mit im Testfeld sind Gigabytes aktueller Brix 4000 (GB-BRR7-4800) und der MSI Cubi 5, die zum Testzeitpunkt nicht lieferbar waren.

Bei allen vier Geräten handelt es sich um sogenannte Barebones: Das Mainboard mit aufgelötetem Prozessor, das Gehäuse und externes Netzteil sind im Lieferumfang enthalten, außer beim NUC auch eine passende VESA-Halterung.

Arbeitsspeicher und eine SSD (oder eventuell eine 2,5-Zoll-Festplatte) für Betriebssystem und Daten muss man selbst dazukaufen. Alle vier Minis nutzen bis zu zwei Riegel DDR4-RAM im kleinen SODIMM-Format; das reicht für bis zu 64 GByte. Wer keine Leistung verschenken will, braucht für AMD-Ryzen-4000-Systeme DDR4-3200, während Intel seine Prozessoren für die 2666er-Geschwindigkeitsstufe ausgelegt hat – die Preise unterscheiden sich für beide allerdings kaum.

Die SSD sollte die M.2-Streifenbauform mit 80 Millimeter Länge haben (2280), denn nicht in alle Minis passen 2,5-Zoll-Datenträger.

Wer sich keinen festen Arbeitsplatz einrichten will oder kann, wird alternativ auch mit einem (Business-)Notebook glücklich, mit dem man für den höheren Preis ein komplettes System samt Eingabegeräten und Display bekommt. Wird nicht sofort ein Kleinst-PC fürs Home­office benötigt, kann man mit der Anschaffung auch noch einige Monate warten, denn die nächste Generation mit noch leistungsfähigeren Prozessoren – Ryzen 5000G und Core i-11000 – scharrt bereits mit den Hufen.

Kraftwerkchen

Jeweils zwei der getesteten Mini-Rechner haben einenRyzen-4000-Prozessor mit integrierter Radeon-Grafik beziehungsweise einen Intel Core i5-10000. Erstere kommen mit sechs bis acht Kernen, letztere mit vier – alle verfügen über Simultaneous Multithreading, welches dem Betriebssystem virtuelle Kerne vorgaukelt und so mehr Leistung aus den Prozessoren quetschen kann. Bei Intel heißt die Technik seit Pentium-4-Zeiten Hyper-Threading.

Leistungsmäßig reißen die vier Minis damit im Vergleich zu hochgezüchteten High-End-PCs zwar keine Bäume aus, sind aber für übliche Bürotätigkeiten mehr als ausreichend motorisiert. Dabei brauchen sie auch wesentlich weniger Strom als ausgewachsene Desktop-Systeme und sind besonders im Leerlauf sehr sparsam und leise.

Wir haben uns bei der Beurteilung dieser Rechner auf die Systemleistung mit der Benchmark-Suite BAPCo SYSmark 25 konzentriert. Diese gibt außer einer Gesamtpunktzahl auch die Eignung für Office- und Kreativsoftware in Form der Produktivitäts- und Kreativitätswertungen an. Die Punktzahlen werden anhand der Ausführungszeit realer Aufgaben in verbreiteten Programmen wie Microsoft Office 2019 oder der Adobe-CC-Suite ermittelt.

Alle vier Testkandidaten schlagen mit Werten von 1054 bis 1183 SYSMark-Punkten das BAPCo-Referenzsystem: ein Lenovo ThinkCentre M720q als typischer, kompakter Bürocomputer. Einen größeren Abstand von über 20 Prozent fahren die Asrock 4X4 BOX und der Intel NUC in der Kreativitätswertung ein, die auch stärker von Multithreading profitiert. Asrocks flacher Mars und Zotacs leise ZBox lassen hier etwas Federn, da ihr engeres TDP-Korsett die Taktraten der Prozessoren begrenzt.

Beim Ansprechverhalten (Responsive­ness) liegen alle Testkandidaten jedoch hinter dem Referenzsystem, was man in der Praxis aber nicht merkt: In der tagtäglichen Bedienung fühlen sie sich dank SSD genauso flott an wie etwa unsere Bauvorschläge. Ob die rund 15 bis 22 Prozent Rückstand hier an eventuellen BIOS- und Betriebssystem-Patches gegen Seiten­kanal-Angriffe liegen, ist nicht abschließend geklärt.

Angaben zur Grafikperformance finden Sie in der Testtabelle am Ende des Artikels. Kurz zusammengefasst ist die integrierte Grafikeinheit besonders angesichts des knappen Energiebudgets für grafisch anspruchsvolle Spiele mit hoher Detailstufe zu langsam. Wir wollen aber nicht unterschlagen, dass die AMD-Radeon-Grafik der Asrock-Rechner bis zu dreimal so schnell sein kann wie die UHD-Grafik der mit Intel-CPUs bestückten Minis.

Linux

Im Kurztest mit aktuellem Ubuntu Desktop 20.10 zeigte sich, dass man für den Alltagseinsatz kaum noch Angst vor dem Pinguin haben muss. Die nötigen Treiber für Plattform, Grafik und WLAN brachte die Distribution bereits mit.

Lüfterregelungen und Stromsparfunktionen arbeiteten einwandfrei, die Leistungsaufnahme im Leerlauf lag – spätestens nach einmaliger Optimierung mit Powertop – auf oder unter dem Niveau von Windows 10. Auch die Messungen der USB-­Transferraten ergaben dieselben Werte.

Fazit

Ein Mini-PC fürs Homeoffice kann Platz und Nerven sparen, wenn er hinter dem Display zur Reduzierung des Kabelsalats und damit der Stolperfallen beiträgt. Bei der Wahl des richtigen Geräts kommt es wie so oft auf die Anforderungen an. Die Performance für typische Büroaufgaben ist bei allen Testkandidaten ausreichend, die jeweiligen Schwächen sind bei ­keinem der Testkandidaten echte Dealbreaker. Wer tatsächlich dauerhaft höchste Multithreading-Leistung von seinem Mini abfordern muss, ist bei der 4X4 BOX von Asrock am besten aufgehoben, die zudem auch die meisten 4K-Displays gleichzeitig ansteuert und 2,5-GBit/s-LAN hat. Das zweite Asrock-Modell ist eher etwas für den durchgestylten Schreibtisch, wo hauptsächlich die eine oder andere Videokonferenz und das E-Mail-Programm die Leistung der sechs Kerne nutzen.

Wer die schnellste 5-GHz-WLAN-Verbindung braucht, ist beim Intel NUC gut aufgehoben, der auch den einzigen Thunderbolt-Anschluss für kompatible Geräte bereithält. Ihn gibt es auch in einer etwas höheren Version mit Platz für ein zusätzliches 2,5-Zoll-Laufwerk.

Wer in stiller Umgebung nicht von Lüftergeräuschen genervt werden will, greift zur ZBox CI642 Nano, deren geringere Performance im Vergleich zum NUC kaum auffällt. (csp@ct.de)

Mini-PCs mit AMD Ryzen und Intel Core – technische Daten
Hersteller, Typ Asrock Industrial 4X4 BOX Asrock Mars Intel NUC10 Zotac Mini PC ZBox
Variante 4800U 4500U i5FNK CI642 Nano
Hardware-Ausstattung
CPU / Kerne / Takt (Turbo) Ryzen7 4800U /8 / 1,8 (4,3) GHz Ryzen 5 4500U / 6 / 2,3 (4,0) GHz Core i5-10210U / 4 / 1,6 (4,2) GHz Core i5-10210U / 4 / 1,6 (4,2) GHz
CPU-Fassung / -Lüfter (Regelung) – (verlötet) / 1 (✓) – (verlötet) / 1 (✓) – (verlötet) / 1 (✓) – (verlötet) /– (–)
RAM-Typ (max.) 2 × DDR4-3200 SO-DIMM (64 GByte) 2 × DDR4-3200 SO-DIMM (64 GByte) 2 × DDR4-2666 SO-DIMM (64 GByte) 2 × DDR4-2666 SO-DIMM (64 GByte)
Grafik (-speicher) Radeon Graphics (vom Hauptspeicher) Radeon Graphics (vom Hauptspeicher) UHD Graphics (vom Hauptspeicher) UHD Graphics (vom Hauptspeicher)
Mainboard (BIOS) / Chipsatz Asrock 4X4-4000 (1.30) / im Ryzen-SoC integriert Asrock FP6D4-P1 (1.20) / im Ryzen-SoC integriert NUC10i5FNB (0032) / im Core-SoC integriert Zotac proprietär (2K200303) / im Core-SoC integriert
Kartenleser ✓ (SDXC) ✓ (SDXC) ✓ (SDXC)
Netzwerk-Interface (Chip) / TPM 1 GBit/s (Realtek RTL8111FPV), 2,5 GBit/s (Realtek (RTL812125BG)/ fTPM 2.0 1 GBit/s (Realtek RTL8168) /– 1 GBit/s (Intel I219-V) / ✓ 2 × 1 GBit/s (Realtek RTL8111H) / –
WLAN (Chip, Anbindung) 802.11ax, 867 MBit/s & Bluetooth 5.0(Intel AX200, PCIe) 802.11ax, 867 MBit/s & Bluetooth 5.0(Intel AX200, PCIe) 802.11ax, 867 MBit/s & Bluetooth 5.0 (Intel AX201, PCIe) 802.11ac, 433 MBit/s & Bluetooth 4.2 (Intel Wireless AC-9462, PCIe)
Gehäuse (B × H × T) / Lüfter (geregelt) 11,8 cm × 5,0 cm × 11,0 cm/ ✓ 19,4 cm × 2,8 cm × 15,0 cm/ ✓ 12,7 cm × 3,9 cm × 11,3 cm / ✓ 20,4 cm × 7,0 cm × 16,7 cm/ ✓
Kensington-Lock / Schlosslasche ✓ / ✓ ✓ / ✓ ✓ / ✓ ✓ / ✓
Netzteil (Leistung) AcBel ADB002 (90 Watt) Delta ADP-65JH HB ( 65 Watt) Huntkey HKA09019047-6U (90 Watt) Delta ADP-65JH HB ( 65 Watt)
Anschlüsse hinten 1 × DisplayPort, 1 × HDMI 2.0, 2 × USB-A (0,5 GBit/s), 2 × LAN, Strom 1 × HDMI 2.0, 1 × VGA, 2 × USB-A (5 GBit/s), 1 × LAN, 2 × analog Audio (3,5 mm Klinke), Strom 1 × Thunderbolt (inkl. DP), 1 × HDMI 2.0, 2 × USB-A (10 GBit/s), 1 × LAN, Strom 1 × DisplayPort, 1 × HDMI 2.0, 3 × USB-A (10 GBit/s), 2 × LAN, Strom, 1 × WLAN-Antenne
Anschlüsse vorn, oben und seitlich 1 × USB-A (10 GBit/s), 2 × USB-C (10 GBit/s, inkl. DP), 1 × analog Audio (3,5 mm Klinke) 2 × USB-A (5 GBit/s), 2 × USB-A (0,5 GBit/s), 1 × USB-C (5 GBit/s), SDXC-Schacht 1 × USB-A (10 GBit/s),1 × USB-C (10 GBit/s), SDXC-Schacht, 1 × analog Audio (3,5 mm Klinke) 1 × USB-A (5 GBit/s),2 × USB-C (10 GBit/s), SDXC-Schacht, 2 × analog Audio (3,5 mm Klinke)
Elektrische Leistungsaufnahme und Datentransfer-Messungen
Soft-off (mit ErP) / Energie Sparen / Leerlauf Full HD 1,1 W (1,1 W) / 1,4 W / 7,6 W 0,8 W (0,3 W) / 1,1 W / 6,2 W 0,7 W (0,3 W) / 1,8 W / 3,7 W 0,5 W (0,5 W) / 2,1 W / 13,3 W (mit Intel-RST-Treiber 8,6 W)
Volllast: CPU / CPU und Grafik 48 / 55 Watt 37 / 44 Watt 53 / 52 Watt 30 / 36 Watt
USB 3.x hinten / vorne: Lesen (Schreiben) –/ 1018 (960) MByte/s 457 (416)/ – MByte/s 1025 (951) / 1034 (962) MByte/s 1036 (976)/ 1033 (1009) MByte/s
LAN 1 / 2: Empfangen (Senden) 119 (119) / 296,5 (295,4) MByte/s 119 (119) / – MByte/s 119 (119) / – MByte/s 119 (119) / 119 (119) MByte/s
WLAN 2,4 GHz / 5 GHz: nah (fern) 2,8 (Verbindungsabbrüche) / 69,1 (16,1) MByte/s (27,6) 10,7 / 72,2 (15,7) MByte/s 25,4 (13,4) / 107,6 (19,5) MByte/s 13,1 (12,1) / 31,8 (26,6) MByte/s
SDXC-Card: Lesen (Schreiben) 86 (87) MByte/s 95 (92) MByte/s 43 (44) MByte/s
Funktions- und Leistungstests
Secure-Boot ab- /CSM einschaltbar ✓ / ✓ ✓ / ✓ ✓ / – ✓ / ✓
Wake on LAN: Standby / Soft-off ✓ / ✓ ✓ / ✓ – / – ✓ / ✓
USB: 5V in Soft-off /Wecken per USB-Tastatur aus: Standby (Soft-off) ✓ (nur an USB-C)/ ✓ (–) ✓ / ✓ (–) ✓ / ✓ (–) ✓ / ✓ (–)
Bootdauer bis Login 15 Sekunden 11 Sekunden 23 Sekunden 13 Sek.
Anzahl gleichzeitiger 4K-Displays (60 Hz) 4 1 2 2
Cinebench R32 Single-/Multithreading 1235 / 9861 Punkte 1176 / 5796 Punkte 1092 / 4590 Punkte 1023 / 2941 Punkte
3DMark Firestrike 3577 Punkte 2937 Punkte 1223 Punkte 1174 Punkte
Linux-Kompatibilität (Ubuntu Desktop 20.10)
Leerlauf / WLAN / VGA (3D) 6,9 Watt / ✓ / ✓ 5,6 Watt / ✓ / ✓ 4,1 Watt / ✓ / ✓ 8,4 Watt / ✓ / ✓
Bewertung
Leistung: Office /Rendering / Spiele plusplus / plusplus / minus plusplus / neutral / minus plusplus / neutral / minusminus plusplus / neutral / minusminus
Audio: Wiedergabe / Aufnahme plus / – plus / neutral plus / – plus / neutral
Geräuschentw.: Leerlauf / Volllast plusplus / neutral plusplus / minusminus plusplus / minusminus plusplus / plusplus
Preis / Garantie 530 €/ 2 Jahre gesetzliche Gewährleistung 390 €/ 2 Jahre 330 €/ 3 Jahre 460 €/ 5 Jahre bei Registrierung binnen 28 Tagen
plusplus sehr gut plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht minusminus sehr schlecht ✓ funktioniert – nicht vorhanden k. A. keine Angabe

Infos zur BAPCo SysMark 25: ct.de/ywrg

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