c't 7/2021
S. 136
Praxis
AirPods-Fälschungen

Schlitzohren und ihre ­Lieferanten

Erfahrungen rund um Kauf und Reklamation gefälschter Apple AirPods Pro – Teil 2

Apples AirPods Pro sind mit einem Listenpreis von 279 Euro ein teurer Spaß. Optisch kaum zu unterscheidende Fälschungen lassen sich hingegen für einen Bruchteil herstellen. Da ist die Verlockung für Betrüger groß. Wir begeben uns auf ­Einkaufstour.

Von Georg Schnurer

Gefälschte Apple AirPods Pro sind längst auf dem deutschen Markt angekommen – das zeigten unsere Recherchen und Testkäufe aus dem vergangenen Monat. In Ausgabe 6/2021 berichteten wir ausführlich über den Kauf und die anschließende Reklamation bei einem Händler und der Verkaufsplattform eBay, die teilweise schon groteske Züge annahm.

Nach intensivem Mailwechsel mit verschiedenen eBay-Mitarbeitern und sicher auch mit so manchem Bot gelang es uns schließlich, den Kaufpreis für unsere Testkäufe erstattet zu bekommen, ohne dem Händler die Fälschungen zurückschicken zu müssen. Das wollten wir unter allen Umständen vermeiden. Zum einen hätten wir damit alle Beweise aus der Hand gegeben, zum anderen machen wir es dem Händler so unmöglich, die Fakes einfach dem nächsten Kunden anzudrehen.

Mittlerweile trudelte auch der Kaufpreis des letzten Kaufs auf dem Konto unseres Testkäufers ein. Die betroffenen Auktionen sind ebenfalls verschwunden, der Händler ist freilich weiterhin auf eBay aktiv. Momentan bietet er allerdings keine Apple-Produkte an.

Juristerei

Seit wir gegen den Händler Anzeige erstattet haben, hat sich an dieser Front nicht viel getan: Die Polizei hat bislang lediglich Unterlagen zum Kauf und Zahlungsbelege angefordert. Die Fälschungen befinden sich weiterhin in unserer Obhut. Es bleibt also abzuwarten, ob es tatsächlich zu einer Anklage kommt.

Unsere zivilrechtlichen Möglichkeiten haben wir inzwischen genauer prüfen lassen. Nachdem eBay den Kaufpreis erstattet hat, gibt es keinen direkten Schaden mehr, den wir einklagen könnten. Erst wenn wir anderswo gebrauchte Apple AirPads Pro für mehr Geld erstehen, als wir beim ursprünglichen Händler bezahlt hatten, entsteht wieder ein Schadenersatz­anspruch.

Leider gelang es uns bislang nicht, passende Gebrauchtware bei seriösen Händlern aufzutreiben. Entweder waren die Geräte günstiger und in einem deutlich schlechteren Zustand als in dem von uns genutzten Angebot oder die Anbieter erschienen uns nicht seriös genug, um dort einzukaufen – wir wollten dieses Mal schließlich wirklich echte Apple AirPods Pro erstehen und nicht wieder irgendwelche Fälschungen.

Nach ausführlicher Beratung mit unseren Juristen haben wir es nun aufge­geben, den Händler auf Schadenersatz zu verklagen. Die Geschichte wäre zu kons­truiert und damit hätten wir vor Gericht sicher nur geringe Chancen. Hier rächt sich unsere Hartnäckigkeit bei der Auseinandersetzung mit dem eBay-Support.

Einkauf in China

Parallel zu unseren Einkäufen bei eBay suchten wir auch nach Quellen für gefälschte Apple AirPods Pro – irgendwo müssen sich ja auch die Anbieter solcher Fakes mit Ware eindecken. Das größte Angebot entdeckten wir – wenig überraschend – bei Aliexpress in China. Dutzende Händler boten dort „Original Apple AirPods Pro“ zu Preisen zwischen 23 und 150 Euro an.

Die Offerten ähnelten sich stark: Immer wieder stießen wir auf die aus der Apple-Werbung bekannten Bilder und Beschreibungen. Es hatte den Anschein, als hätten die verschiedenen Shops auf der Handelsplattform Aliexpress einfach die Bilder und Beschreibungen aus Apples eigenem Shop kopiert, um mit diesen ihre Ware anzupreisen.

Warum die chinesischen Händler das vermeintlich gleiche Produkt ab 23 Euro verkaufen – inklusive Versandkosten nach Deutschland versteht sich –, während Apple für so einen Satz Drahtlos-Kopfhörer im eigenen Shop 279 Euro aufruft, lässt sich sicher nicht mit den exorbitanten Margen der Kalifornier erklären. Wer bei so einem Angebot allen Ernstes damit rechnet, Originalware zu bekommen, muss schon ganz schön naiv sein.

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