c't 7/2021
S. 34
Aktuell
Krypto-Mining mit GPUs

Glück auf, RTX 3060

Krypto-Mining und die gebremste GeForce RTX 3060

Die Kurse von Kryptowährungen gehen seit Monaten ebenso durch die Decke wie die Preise für Grafikkarten. Darum bremst Nvidia seine neue GeForce RTX 3060 absichtlich und bringt zudem spezielle Mining-Karten auf den Markt.

Von Carsten Spille

Gehen die Kurse der extrem volatilen Kryptowährungen etwa durch Tweets des Tesla-Gründers Elon Musk durch die Decke, wittern auch die Betreiber von Mining-Farmen steigende Profite. Sie stampfen ganze Rechenzentren aus dem Boden, um damit Belohnungen abzugreifen, die es bei Kryptowährungen zum Beispiel für die rechnerische Validierung der Transaktionen gibt. Das nennt man Mining, zu Deutsch Schürfen.

Für Ethereum, eignen sich GeForce- oder Radeon-Grafikkarten gut. Denn sie verfügen über viel schnellen Speicher und darauf ist das zugrunde liegende ETHash-Verfahren optimiert. Da Ethereum-Mining viel Energie schluckt, ist die Rendite mit effizienten Grafikkarten höher. Das macht die Karten neuester Generation bei Minern so beliebt, denn die berechnen pro Watt die meisten Hashes pro Sekunde. Mining-Farmer kaufen Grafikkarten containerweise direkt beim Hersteller, Nachschub für den Handel bleibt aus und die Preise explodieren.

Miner-Traum RTX 3060?

An dieser Stelle kommt Nvidias neue RTX 3060 ins Spiel. Die Karte mit aktueller Ampere-Architektur hat mit 12 GByte GDDR6 mehr als genug Speicher für die Kryptoberechnungen und eine nominelle Leistungsaufnahme (TDP) von vergleichsweise geringen 170 Watt – die restlichen technischen Daten finden Sie in der Tabelle. In Spielen dürfte sie sich etwa im Bereich von GeForce RTX 2070 und Radeon RX 5700 (XT) aus der vorigen GPU-Generation bewegen. Einen Test der RTX 3060 planen wir für eine der kommenden c’t-Ausgaben.

Theoretisch sollte die RTX 3060 ab 329 Euro am 25. Februar erhältlich sein. Der niedrige Preis macht sie für Miner attraktiv, da sie sich schnell amortisiert. Tatsächlich jedoch gab es im deutschen Onlinehandel keine verfügbaren Exem­plare unter 530 Euro, obwohl Nvidia zumindest auf dem Papier einige Maßnahmen ergriffen hat, um die RTX 3060 für Miner uninteressanter zu machen. Eine davon ist eine Drosselfunktion, die nach kurzer Zeit die ETHash-Leistung halbiert. Doch dabei hat Nvidia andere Kryptowährungen nicht berücksichtigt, bei deren Algorithmen diese Drossel nicht greift und die sich hochprofitabel mit der RTX 3060 schürfen lassen. Weitere Algorithmen-­Bremsen dürfte Nvidia auch in kommende Treiber nicht integrieren, denn Miner würden einfach beim alten Treiber bleiben.

Crypto Mining Processors

Wie schon während früherer Krypto-Booms verärgern knappe und teure Grafikkarten PC- Spieler. Diese Kernzielgruppe möchten Nvidia und AMD nicht vergraulen, weil Mining-Umsätze bei einem Krypto-Crash von jetzt auf gleich wegbrechen können.

Nvidia legt nun Karten speziell fürs Mining auf und nennt diese „CMP“: Crypto Mining Processors. Dabei handelt es sich grob gesagt um Grafikkarten ohne Displayausgänge, die Nvidia und einige Partner direkt verkaufen. Da Grafikfunktionen keine Rolle spielen, könnte Nvidia hier auch Chips mit defekten Teilfunktionen wie dem Rasterizer verkaufen.

Die CMP-Spezifikationen lesen sich dabei wie alte Bekannte und die Einträge im GeForce-Treiber verweisen auch auf verwandte Grafikkartentypen wie GTX 1660 Super oder RTX 2080 Ti. Nur das Spitzenmodell 90HX setzt offensichtlich auf eine Ampere-GPU.

Besserung in Sicht?

Spezielle Kryptokarten sind für große Mining-Farmen durchaus interessant, wie die Statistiken des auf Mining spezialisierten HiveOS belegen. Von den eingesetzten Nvidia-Grafikkarten sind immerhin ein Viertel Mining-Grafikkarten drei Jahre alter Generationen (P106-100, P104-100), aber bereits 18 Prozent entstammen der RTX-3000-Reihe.

Derzeit sieht es nicht so aus, als könnten CMP und Treiberdrossel den Ansturm der Miner auf die Spielergrafikkarten wirksam unterbinden. Immerhin gab es im Februar eine Kurskorrektur bei Kryptowährungen. Weniger profitables Mining senkt die Nachfrage, sodass mehr Grafikkarten in den Handel gelangen. (csp@ct.de)

Spezifikationen: Nvidia GeForce RTX 3060 und CMP
GeForce RTX 2060 RTX 3060 RTX 3060 Ti CMP 30HX CMP 40HX CMP 50HX CMP 90HX
Chip, Fertigung TU106, 12 nm GA106, 8 nm GA104, 8 nm TU116, 12 nm1 TU106, 12 nm1 TU102, 12 nm1 GA102, 8 nm1
Shader / TMUs / ROPs 1920 / 120 / 48 3584 / 112 / 48 4864 / 152 / 80 k. A. k. A. k. A. k. A.
Basis-, Boost-Takt 1,37 / 1,68 GHz 1,32 / 1,78 GHz 1,41 / 1,67 GHz k. A. k. A. k. A. k. A.
Speicher 6 GByte 12 GByte 8 GByte 6 GByte 8 GByte 10 GByte 10 GByte
Transferrate 336 GByte/s 360 GByte/s 448 GByte/s k. A. k. A. k. A. k. A.
TDP 160 Watt 170 Watt 200 Watt 125 Watt 185 Watt 250 Watt 320 Watt
Sonstiges circa 32 MHashes/s halbe ETH-Leistung: 24 MH/s circa 60 MHashes/s vergleichbar: GTX 1660 Super, 26 MHashes/s vergleichbar: RTX 2060 Super, 36 MHashes/s grob vergleichbar: RTX 2080 Ti, 45 MHashes/s vergleichbar: RTX 3080, 86 MHashes/s
Preis (UVP) 440 € (369 €) 760 € (329 €) 1300 € (419 €) k. A. k. A. k. A. k. A.
1 Angaben nicht offiziell bestätigt

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